Grafschaft Oldenburg
so können allerley certamina verhütet werden und
wird die lehre rein behalten, ne fiat confusio legis et
evangelii15.
Es ist auch dis wol zu merken, das der unglaub
an Christum ein sünde sey wider das erste gebot16.
Darumb der glaub oder unglaub an Christum von
dem gesetz nicht schlecht kan ausgeschlossen wer-
den. Denn das ende und die volkomenheit des ge-
setzes ist Christus, Rom. 10 [4], und ist kein ander
Gott im evangelio denn im gesetz, ein einiger,
ewiger Gott, der durch das gesetz im ersten gebot
den glauben in gemein erfordert und denselbigen
durch das evangelium specificiert und schenket.
Derwegen auch das gesetze ein zuchtmeister von
S. Paulo [Gal 3, 24] genennet wird auf Christum,
dieweil es ein volkomenen gehorsam von uns erfor-
dert, welchen weil wir ihn nicht leisten können, so
weiset uns das gesetz auf Christum, des gehorsam
uns zur gerechtigkeit und zur erfüllung des gesetzes
zugerechnet wird.
Unterscheid zwischen dem gesetz
und dem evangelio1
Die ganze leer des göttlichen worts, in der heiligen
schrift geoffenbaret, stehet in diesen zweyen unter-
scheidlichen heuptstücken, in der lere des gesetzes
und in der lehre des evangelii2. Denn dadurch sampt
dem brauch der heiligen sacrament wirket der
heilige Geist, als durch gewisse mittel, in den herzen
der zuhörer, und ist sonst auf kein andere weis
kreftig, wil auch weder glauben noch trost oder
fried mit Gott noch ruhe des gewissens in den herzen
15 Die beiden letzten Absätze im allgemeinen wörtlich
nach Chemnitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...;
Sehling VI, 1, 101f.
16 Vgl. Melanchthon, Loci 1521: ,,... Videtur autem
hoc esse trium illarum legum discrimen, tametsi ad
idem omnes pertineant, nempe ad verum cultum
Dei, ut primum: non habebis deos alienos, proprie ad
affectus referatur, ne quid amemus, ne quid formide-
mus praeter Deum, ne nostris opibus, virtute, pru-
dentia, iustitia aut ulla plane creatura fidamus, sed
sola Dei bonitate... Ad hanc legem pertinent
pleraque in propheticis literis de formidando Deo, de
fidendo in Deum et similia..; CR 21, 121; MW II,
1, 46. Vgl. auch Luther, Sermon von den guten
Werken 1520; WA 6, 202ff.
der menschen wirken denn allein durch das ge-
predigte wort, wie geschrieben stehet Esaie 8 [20]:
Nach dem gesetz und zeugnüs, werden sie das
nicht sagen, so werden sie die morgenröte nicht
haben. Item Esaie 55 [11]: Mein wort, so aus meinem
munde gehet, sol nicht wider zu mir lehr komen,
sondern tun, das mir gefellet, und sol ihm gelingen,
darzu ichs sende. Und Christus spricht, von welchem
Gott der Vater selbs saget: Den solt ihr hören: Im
buch ist von mir geschrieben, Psalm 40 [8]: Suchet
in der schrift, denn ihr meinet, ihr habet das ewige
leben darinnen, und sie ists, die von mir zeuget.Wer
mein wort höret und gleubet dem, der mich gesand
hat, der hat das ewige leben, Johan. 5 [24]. Wenn
nun ein Christ gefragt wird:
Wodurch ist der heilige Geist kreftig und
wie und wodurch wirket er in den herzen
der menschen ?
So sol er also antworten:
Durch das mündliche gepredigte oder geschrieben
und gehörte wort des gesetzes und des evangelii
und durch den rechten brauch der hochwirdigen
sacrament. Denn das gesetz zeiget die sünde an und
machet reu und leid im herzen und schlecht den
sünder nider und ist3 wie ein hamer Gottes, Jerem.
23 [29], dadurch Gott unsere steinern, harte, unbus-
fertige herzen zubricht4 und gibt ein solches herz,
das sich von wegen der sünden betrübet, für Gottes
zorn fürchtet etc. Das evangelium aber sterket den
sünder wider und ist eine kraft Gottes, die da selig
machet alle, die daran gleuben, Rom. 1 [16]
1 Die Überschrift nach Melanchthon, Der ordinan-
den examen 1552, MW VI, 186; Sehling V, 166.
2 Dieser Satz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer, ein-
feltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 98.
3 Von hier bis ,,fürchtet" enge Anlehnung an Chem-
nitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...; Sehling VI,
1, 99.
4 Chemnitz, aaO.: + hinwegnimpt.
5 In diesem Satz weitläufigere Anlehnung an Chem-
nitz, aaO. Vgl. im übrigen zum Folgenden N. Sel-
neccer, Inst. Christ. Rel. I, 252f.: ,,Quomodo et per
quid detur Spiritus sanctus. Datur Spiritus sanctus
per vocale et verbum praedicationem evangelii...'.'
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so können allerley certamina verhütet werden und
wird die lehre rein behalten, ne fiat confusio legis et
evangelii15.
Es ist auch dis wol zu merken, das der unglaub
an Christum ein sünde sey wider das erste gebot16.
Darumb der glaub oder unglaub an Christum von
dem gesetz nicht schlecht kan ausgeschlossen wer-
den. Denn das ende und die volkomenheit des ge-
setzes ist Christus, Rom. 10 [4], und ist kein ander
Gott im evangelio denn im gesetz, ein einiger,
ewiger Gott, der durch das gesetz im ersten gebot
den glauben in gemein erfordert und denselbigen
durch das evangelium specificiert und schenket.
Derwegen auch das gesetze ein zuchtmeister von
S. Paulo [Gal 3, 24] genennet wird auf Christum,
dieweil es ein volkomenen gehorsam von uns erfor-
dert, welchen weil wir ihn nicht leisten können, so
weiset uns das gesetz auf Christum, des gehorsam
uns zur gerechtigkeit und zur erfüllung des gesetzes
zugerechnet wird.
Unterscheid zwischen dem gesetz
und dem evangelio1
Die ganze leer des göttlichen worts, in der heiligen
schrift geoffenbaret, stehet in diesen zweyen unter-
scheidlichen heuptstücken, in der lere des gesetzes
und in der lehre des evangelii2. Denn dadurch sampt
dem brauch der heiligen sacrament wirket der
heilige Geist, als durch gewisse mittel, in den herzen
der zuhörer, und ist sonst auf kein andere weis
kreftig, wil auch weder glauben noch trost oder
fried mit Gott noch ruhe des gewissens in den herzen
15 Die beiden letzten Absätze im allgemeinen wörtlich
nach Chemnitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...;
Sehling VI, 1, 101f.
16 Vgl. Melanchthon, Loci 1521: ,,... Videtur autem
hoc esse trium illarum legum discrimen, tametsi ad
idem omnes pertineant, nempe ad verum cultum
Dei, ut primum: non habebis deos alienos, proprie ad
affectus referatur, ne quid amemus, ne quid formide-
mus praeter Deum, ne nostris opibus, virtute, pru-
dentia, iustitia aut ulla plane creatura fidamus, sed
sola Dei bonitate... Ad hanc legem pertinent
pleraque in propheticis literis de formidando Deo, de
fidendo in Deum et similia..; CR 21, 121; MW II,
1, 46. Vgl. auch Luther, Sermon von den guten
Werken 1520; WA 6, 202ff.
der menschen wirken denn allein durch das ge-
predigte wort, wie geschrieben stehet Esaie 8 [20]:
Nach dem gesetz und zeugnüs, werden sie das
nicht sagen, so werden sie die morgenröte nicht
haben. Item Esaie 55 [11]: Mein wort, so aus meinem
munde gehet, sol nicht wider zu mir lehr komen,
sondern tun, das mir gefellet, und sol ihm gelingen,
darzu ichs sende. Und Christus spricht, von welchem
Gott der Vater selbs saget: Den solt ihr hören: Im
buch ist von mir geschrieben, Psalm 40 [8]: Suchet
in der schrift, denn ihr meinet, ihr habet das ewige
leben darinnen, und sie ists, die von mir zeuget.Wer
mein wort höret und gleubet dem, der mich gesand
hat, der hat das ewige leben, Johan. 5 [24]. Wenn
nun ein Christ gefragt wird:
Wodurch ist der heilige Geist kreftig und
wie und wodurch wirket er in den herzen
der menschen ?
So sol er also antworten:
Durch das mündliche gepredigte oder geschrieben
und gehörte wort des gesetzes und des evangelii
und durch den rechten brauch der hochwirdigen
sacrament. Denn das gesetz zeiget die sünde an und
machet reu und leid im herzen und schlecht den
sünder nider und ist3 wie ein hamer Gottes, Jerem.
23 [29], dadurch Gott unsere steinern, harte, unbus-
fertige herzen zubricht4 und gibt ein solches herz,
das sich von wegen der sünden betrübet, für Gottes
zorn fürchtet etc. Das evangelium aber sterket den
sünder wider und ist eine kraft Gottes, die da selig
machet alle, die daran gleuben, Rom. 1 [16]
1 Die Überschrift nach Melanchthon, Der ordinan-
den examen 1552, MW VI, 186; Sehling V, 166.
2 Dieser Satz wörtlich nach Chemnitz, Kurzer, ein-
feltiger... bericht...; Sehling VI, 1, 98.
3 Von hier bis ,,fürchtet" enge Anlehnung an Chem-
nitz, Kurzer, einfeltiger... bericht...; Sehling VI,
1, 99.
4 Chemnitz, aaO.: + hinwegnimpt.
5 In diesem Satz weitläufigere Anlehnung an Chem-
nitz, aaO. Vgl. im übrigen zum Folgenden N. Sel-
neccer, Inst. Christ. Rel. I, 252f.: ,,Quomodo et per
quid detur Spiritus sanctus. Datur Spiritus sanctus
per vocale et verbum praedicationem evangelii...'.'
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