Kirchenordnung 1573
tigkeit zurechnen und uns annemen15 durch den
glauben an den Herrn Jhesum Christum, der als-
denn uns diesen trost in die herzen spricht und in
uns ist und gibet uns seinen heiligen Geist und
macht uns erben der ewigen seligkeit.
Dieses aber geschicht nicht anders denn also:
allein durch den glauben, das ist, so dein herz in
rechter angst und schrecken vor Gottes zorn dem
evangelio gleubet, das dir selbs umb des Herrn
Christi willen gewislich deine sünd vergeben sind,
und das dir Gott gnedig sey und neme dich an umb
des Herrn Christi willen, nicht von wegen des ge-
setzes oder aus verdienst deiner werk.
Und ist das evangelium nicht ein neue predigt,
die vor der geburt Christi aus der jungfrauen Maria
zuvor nicht gewesen were, sondern die verheissung
vom heiland Christo, der sünd und todt wegnimpt
und gnad und ewiges leben widergibt, ist alsbald
verkündigt worden nach Adams und Eva ubertret-
tung, und ist also die predigt des evangelii zur sel-
bigen zeit angefangen und ist der Son Gottes selbs
der prediger gewesen, der erstlich die grosse sünde
Adams und Eva gestrafft hat und hat dabey die
gnedige verheissung ausgesprochen, die zuvor keine
creatur gewust hat [Gen 3, 15]: Des weibs samen
wird der schlangen den kopf zertretten.
Diesen trost hat der Son Gottes zugleich im eus-
serlichen wort ihnen fürgetragen und selbs in ihre
herzen gesprochen und hat also Adam und Eva aus
dem ewigen todt errettet und widerumb lebendig
gemacht, wie Joan. 1 [4] geschrieben ist: In ihm
war das leben. Und hat sie zugleich mit seinem
heilgen Geist gesterkt, das sie widerumb freud an
Gott gehabt haben und haben also Gott wider-
umb dürfen anruffen und sein gnad und gegen-
wertigkeit erkent und haben in diesem glauben auf
den künftigen samen, den sie dieselbige zeit im wort
15 Von Anmerkungsziffer 14 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
examen 1552, MW VI, 186f.; Sehling V, 166.
16 Von Anmerkungsziffer 15 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI,
250f., Anm. 29. So auch der Druck von 1558, CR 23,
LI. Vgl. Sehling V, 167.
17 Auch hier ist der 2. Wittenberger Druck für unseren
erkent haben, vor und vor trost gehabt, das ihnen
Gott umb desselben Herrn willen gnedig sey, und
haben ihn angeruffen, ihm gedienet und das ewige
leben erwartet16.
Durch diese verheissung hat der Son Gottes17
vor und vor ein offentliche kirche erhalten, darin
allezeit etzliche auserwelte gewesen sein, und ist
sonst keine versamlung auf erden, die warhaftig
Gottes kirche sey, denn allein diese, darin rechte
lere vom Son Gottes gepredigt wird.
Und ist hie sehr nötig, oft zu erinnern die ordi-
nanden und ander leut, das sie festiglich gleuben
sollen, das die predigt oder betrachtung des evan-
gelii nicht ein vergenglich18 schallen oder fliegende
gedanke sey, sondern das der Son Gottes selbs damit
kreftig sein und wirken wil, wie Rom. 1 [16] ge-
schrieben ist: Das evangelium ist eine kraft Gottes
zur seligkeit allen, die daran gleuben.
2.Corinth. 3 [5f.]: Das evangelium ist ein ampt
des Geistes, das ist, dadurch der heilige Geist ge-
geben wird und wirket.
Galat. 3 [2ff.]: Das wir die verheissung des Geistes
empfahen durch den glauben.
1. Petri 1 [23]: Ihr seid widergeborn durch das
lebendige wort Gottes, und das allzeit bleibt.
Esaie 45 [23ff.]: Durch mich selbs hab ich geschwo-
ren: Aus meinem mund wird ein wort der gerechtig-
keit ausgehen, das wird nicht vergeblich sein, nem-
lich das vor mir alle die knie biegen sollen und mich
anruffen und sprechen: Wahrhaftiglich im Herrn
habe ich gerechtigkeit und sterk. Und solche wer-
den zu ihm komen, und alle, die ihm widerstreben,
werden zuschanden werden. Aber aller same Israel
wird im Herrn gerecht werden und ihn preisen.
Diese und dergleichen zeugnis sollen wir oft be-
trachten, das wir festiglich gleuben, das Gott durch
sein evangelium gewislich kreftig sey19
Text maßgeblich; vgl. MW VI, 187, Anm. 30. Wie
der Text auch CR 23, LI. Vgl. Sehling V, 167.
18 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
2. Wittenberger Druck: vergeblich; vgl. MW VI, 251,
Anm. 31. So auch CR 23, LI. Vgl. Sehling V, 167.
19 Bis hier wörtlich nach Melanchthon, Der ordinan-
den examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI,
251f., Anm. 31. Wie der Text auch der Druck von
1558, CR 23, Llf. Vgl. Sehling V, 167.
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tigkeit zurechnen und uns annemen15 durch den
glauben an den Herrn Jhesum Christum, der als-
denn uns diesen trost in die herzen spricht und in
uns ist und gibet uns seinen heiligen Geist und
macht uns erben der ewigen seligkeit.
Dieses aber geschicht nicht anders denn also:
allein durch den glauben, das ist, so dein herz in
rechter angst und schrecken vor Gottes zorn dem
evangelio gleubet, das dir selbs umb des Herrn
Christi willen gewislich deine sünd vergeben sind,
und das dir Gott gnedig sey und neme dich an umb
des Herrn Christi willen, nicht von wegen des ge-
setzes oder aus verdienst deiner werk.
Und ist das evangelium nicht ein neue predigt,
die vor der geburt Christi aus der jungfrauen Maria
zuvor nicht gewesen were, sondern die verheissung
vom heiland Christo, der sünd und todt wegnimpt
und gnad und ewiges leben widergibt, ist alsbald
verkündigt worden nach Adams und Eva ubertret-
tung, und ist also die predigt des evangelii zur sel-
bigen zeit angefangen und ist der Son Gottes selbs
der prediger gewesen, der erstlich die grosse sünde
Adams und Eva gestrafft hat und hat dabey die
gnedige verheissung ausgesprochen, die zuvor keine
creatur gewust hat [Gen 3, 15]: Des weibs samen
wird der schlangen den kopf zertretten.
Diesen trost hat der Son Gottes zugleich im eus-
serlichen wort ihnen fürgetragen und selbs in ihre
herzen gesprochen und hat also Adam und Eva aus
dem ewigen todt errettet und widerumb lebendig
gemacht, wie Joan. 1 [4] geschrieben ist: In ihm
war das leben. Und hat sie zugleich mit seinem
heilgen Geist gesterkt, das sie widerumb freud an
Gott gehabt haben und haben also Gott wider-
umb dürfen anruffen und sein gnad und gegen-
wertigkeit erkent und haben in diesem glauben auf
den künftigen samen, den sie dieselbige zeit im wort
15 Von Anmerkungsziffer 14 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
examen 1552, MW VI, 186f.; Sehling V, 166.
16 Von Anmerkungsziffer 15 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI,
250f., Anm. 29. So auch der Druck von 1558, CR 23,
LI. Vgl. Sehling V, 167.
17 Auch hier ist der 2. Wittenberger Druck für unseren
erkent haben, vor und vor trost gehabt, das ihnen
Gott umb desselben Herrn willen gnedig sey, und
haben ihn angeruffen, ihm gedienet und das ewige
leben erwartet16.
Durch diese verheissung hat der Son Gottes17
vor und vor ein offentliche kirche erhalten, darin
allezeit etzliche auserwelte gewesen sein, und ist
sonst keine versamlung auf erden, die warhaftig
Gottes kirche sey, denn allein diese, darin rechte
lere vom Son Gottes gepredigt wird.
Und ist hie sehr nötig, oft zu erinnern die ordi-
nanden und ander leut, das sie festiglich gleuben
sollen, das die predigt oder betrachtung des evan-
gelii nicht ein vergenglich18 schallen oder fliegende
gedanke sey, sondern das der Son Gottes selbs damit
kreftig sein und wirken wil, wie Rom. 1 [16] ge-
schrieben ist: Das evangelium ist eine kraft Gottes
zur seligkeit allen, die daran gleuben.
2.Corinth. 3 [5f.]: Das evangelium ist ein ampt
des Geistes, das ist, dadurch der heilige Geist ge-
geben wird und wirket.
Galat. 3 [2ff.]: Das wir die verheissung des Geistes
empfahen durch den glauben.
1. Petri 1 [23]: Ihr seid widergeborn durch das
lebendige wort Gottes, und das allzeit bleibt.
Esaie 45 [23ff.]: Durch mich selbs hab ich geschwo-
ren: Aus meinem mund wird ein wort der gerechtig-
keit ausgehen, das wird nicht vergeblich sein, nem-
lich das vor mir alle die knie biegen sollen und mich
anruffen und sprechen: Wahrhaftiglich im Herrn
habe ich gerechtigkeit und sterk. Und solche wer-
den zu ihm komen, und alle, die ihm widerstreben,
werden zuschanden werden. Aber aller same Israel
wird im Herrn gerecht werden und ihn preisen.
Diese und dergleichen zeugnis sollen wir oft be-
trachten, das wir festiglich gleuben, das Gott durch
sein evangelium gewislich kreftig sey19
Text maßgeblich; vgl. MW VI, 187, Anm. 30. Wie
der Text auch CR 23, LI. Vgl. Sehling V, 167.
18 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
2. Wittenberger Druck: vergeblich; vgl. MW VI, 251,
Anm. 31. So auch CR 23, LI. Vgl. Sehling V, 167.
19 Bis hier wörtlich nach Melanchthon, Der ordinan-
den examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI,
251f., Anm. 31. Wie der Text auch der Druck von
1558, CR 23, Llf. Vgl. Sehling V, 167.
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