Kirchenordnung 1573
wenn gesetz und evangelium vermengt oder zu weit
voneinander gerissen oder ja ihr rechter gebrauch
verkeret wird, ist das bapstumb noch heutzutag
ein merklich exempel, und derhalben mus das ge-
strafft werden, das der bapst aus dem gesetz der
werk gemacht hat ein lere, dardurch man vergebung
der sünden und ewiges leben erlange möge, und
widerumb aus dem evangelio gemacht ein werklehr,
item ein lere, die da schrecken und nicht trösten
solle23.
Von vergebung der sünden und wie der
mensch für Gott gerecht werde umb des
Herrn Christi willen durch glauben.
Wie erlangt der mensch vergebung
der sünden1 ?
Antwort:
Allein durch den glauben an den Son Gottes
Jhesum Christum, aus gnaden, gratis, nicht von
wegen unser eignen werk oder verdienst, sondern2
von wegen des einigen mittlers Jhesu Christi, der
für uns ein opfer worden ist und ist der versüner,
empfahen wir gewislich vergebung der sünden3, und
spricht der Son Gottes selbs diesen trost in unsere
herzen durch das evangelium, so wir gleuben, reist
uns aus der angst und helle und gibet uns seinen
heiligen Geist, das das herze freud hat an Gott und
wird uns des Herrn Christi gerechtigkeit zugerech-
net, das wir Gott gefellig sind darumb, das sein
gehorsam und leiden für uns die bezalung ist und er
der versüner ist, umb welches willen wir gerecht
und erben ewiger seligkeit sind, so wir an ihn gleu-
ben4
23 Von Anmerkungsziffer 20 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Chemnitz, Kurzer, einfeltiger...
bericht...; Sehling VI, 1, 99f.
1 Überschrift und Frage im allgemeinen wörtlich nach
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 188; Sehling V, 167.
2 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck von
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 32. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
3 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 33. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
4 Wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
Diese heubtlere5 ist oft klar ausgedruckt in gött-
licher schrift, Johan. 3 [16] spricht der Son Gottes
selbs: Also hat Gott die welt geliebet, das er seinen
eingebornen Son gegeben hat, das alle, die an ihn
gleuben, nicht verloren werden, sondern haben das
ewig leben.
Actor. 10 [43]: Diesem Herrn Christo geben alle
propheten zeugnis, vergebung der sünden zu emp-
fahen durch seinen namen, alle, die an ihn gleuben.
Rom. 3 [24f.]: Wir werden gerecht one unser ver-
dienst durch seine gnade durch die erlösung, welche
ist in Christo Jhesu, den Gott fürgestellet hat zum
gnadenstuell durch glauben in seinem blut, etc.6
Diese und etlich dergleichen heuptsprüche sollen
alle menschen wissen, das sie rechten verstand und
trost von diesem hochwirdigen7 artikel haben, wie
die menschen vergebung der sünden erlangen und
Gott gefellig und erben der ewigen seligkeit sind,
und wie wir von sünd, todt und hell erledigt werden
und widerumb zum ewigen leben und ewiger ge-
rechtigkeit komen. Denn dieses ist der gnedige
trost, der in den ernsten8 verheissungen und im
evangelio besonder geoffenbaret ist.
Und sollen die leute wol unterrichtet werden, das
dieser trost nicht redet von sichern leuten, die in
sünden wissentlich fortfahren, sondern so das herz
warhaftiglich für Gottes zorn wider die sünd er-
schrocken ist, soltu zum Herrn Christo zuflucht
haben und in dieser angst gleuben und vertrauen,
das dir gewislich umb des Herrn Christi willen ohn
deine verdienst deine sünd vergeben werden, und
dieser glaub sol den Herrn Christum, Gott und
examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI, 252,
Anm. 34. So auch CR 23, LII.
5 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 35. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
6 Die beiden letzten Absätze wörtlich nach Melan-
chthon, Der ordinanden examen 1552, wobei, wie
sich auch am Schluß zeigt, der 2. Wittenberger
Druck benutzt ist; vgl. MW VI, 188 mit Anm. 36
und 37. Wie der Text auch CR 23, LIIf. Vgl. Seh-
ling V, 167.
7 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 188; Sehling V, 167: hochwichtigen.
8 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 189; Sehling V, 167: ersten.
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wenn gesetz und evangelium vermengt oder zu weit
voneinander gerissen oder ja ihr rechter gebrauch
verkeret wird, ist das bapstumb noch heutzutag
ein merklich exempel, und derhalben mus das ge-
strafft werden, das der bapst aus dem gesetz der
werk gemacht hat ein lere, dardurch man vergebung
der sünden und ewiges leben erlange möge, und
widerumb aus dem evangelio gemacht ein werklehr,
item ein lere, die da schrecken und nicht trösten
solle23.
Von vergebung der sünden und wie der
mensch für Gott gerecht werde umb des
Herrn Christi willen durch glauben.
Wie erlangt der mensch vergebung
der sünden1 ?
Antwort:
Allein durch den glauben an den Son Gottes
Jhesum Christum, aus gnaden, gratis, nicht von
wegen unser eignen werk oder verdienst, sondern2
von wegen des einigen mittlers Jhesu Christi, der
für uns ein opfer worden ist und ist der versüner,
empfahen wir gewislich vergebung der sünden3, und
spricht der Son Gottes selbs diesen trost in unsere
herzen durch das evangelium, so wir gleuben, reist
uns aus der angst und helle und gibet uns seinen
heiligen Geist, das das herze freud hat an Gott und
wird uns des Herrn Christi gerechtigkeit zugerech-
net, das wir Gott gefellig sind darumb, das sein
gehorsam und leiden für uns die bezalung ist und er
der versüner ist, umb welches willen wir gerecht
und erben ewiger seligkeit sind, so wir an ihn gleu-
ben4
23 Von Anmerkungsziffer 20 bis hier im allgemeinen
wörtlich nach Chemnitz, Kurzer, einfeltiger...
bericht...; Sehling VI, 1, 99f.
1 Überschrift und Frage im allgemeinen wörtlich nach
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 188; Sehling V, 167.
2 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck von
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 32. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
3 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 33. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
4 Wörtlich nach Melanchthon, Der ordinanden
Diese heubtlere5 ist oft klar ausgedruckt in gött-
licher schrift, Johan. 3 [16] spricht der Son Gottes
selbs: Also hat Gott die welt geliebet, das er seinen
eingebornen Son gegeben hat, das alle, die an ihn
gleuben, nicht verloren werden, sondern haben das
ewig leben.
Actor. 10 [43]: Diesem Herrn Christo geben alle
propheten zeugnis, vergebung der sünden zu emp-
fahen durch seinen namen, alle, die an ihn gleuben.
Rom. 3 [24f.]: Wir werden gerecht one unser ver-
dienst durch seine gnade durch die erlösung, welche
ist in Christo Jhesu, den Gott fürgestellet hat zum
gnadenstuell durch glauben in seinem blut, etc.6
Diese und etlich dergleichen heuptsprüche sollen
alle menschen wissen, das sie rechten verstand und
trost von diesem hochwirdigen7 artikel haben, wie
die menschen vergebung der sünden erlangen und
Gott gefellig und erben der ewigen seligkeit sind,
und wie wir von sünd, todt und hell erledigt werden
und widerumb zum ewigen leben und ewiger ge-
rechtigkeit komen. Denn dieses ist der gnedige
trost, der in den ernsten8 verheissungen und im
evangelio besonder geoffenbaret ist.
Und sollen die leute wol unterrichtet werden, das
dieser trost nicht redet von sichern leuten, die in
sünden wissentlich fortfahren, sondern so das herz
warhaftiglich für Gottes zorn wider die sünd er-
schrocken ist, soltu zum Herrn Christo zuflucht
haben und in dieser angst gleuben und vertrauen,
das dir gewislich umb des Herrn Christi willen ohn
deine verdienst deine sünd vergeben werden, und
dieser glaub sol den Herrn Christum, Gott und
examen 1552, 2. Wittenberger Druck, MW VI, 252,
Anm. 34. So auch CR 23, LII.
5 Unser Text nach dem 2. Wittenberger Druck; vgl.
MW VI, 188 mit Anm. 35. So auch CR 23, LII. Vgl.
Sehling V, 167.
6 Die beiden letzten Absätze wörtlich nach Melan-
chthon, Der ordinanden examen 1552, wobei, wie
sich auch am Schluß zeigt, der 2. Wittenberger
Druck benutzt ist; vgl. MW VI, 188 mit Anm. 36
und 37. Wie der Text auch CR 23, LIIf. Vgl. Seh-
ling V, 167.
7 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 188; Sehling V, 167: hochwichtigen.
8 Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 189; Sehling V, 167: ersten.
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