Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0299
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Oldenburg

menschen, der für dich ein opfer und versüner wor-
den ist, anschauen9.
So du nun also das evangelium hörest und dich
mit glauben an den Herrn Christum sterkest,
spricht er selbs diesen trost in dein herz, das dir
Gott gnedig sey, wie er oft spricht im evangelio:
deine sünd sind dir vergeben, und ist in dir und lest
dich nicht in die helle versinken, gibet auch den
heiligen Geist, das du freude an Gott hast, und also
erkennet dein herz Gottes gegenwertigkeit und
gnade durch den Son, der durchs evangelium dir
Gottes gnad im herzen zeigt und durch den heiligen
Geist dir freude gibet an Gott und dich treibet zur
anruffung und zu gehorsam gegen Gott.
AIso leren diese sprüche 1. Johan. 5 [12]: Wer den
Son hat, der hat das leben, und also hastu den Son
Gottes, so du an ihn gleubest und durch das evan-
gelium trost empfahest.
Item 1. Johan. 5 [2]: Darbey erkennen wir, das
wir in ihm bleiben und er in uns; denn er gibet uns
von seinem Geiste.
Galat. 3 [14]: Das wir die verheissung des Geistes
empfahen durch dem glauben10.
Und ist die regel Athanasii11 sehr wol zu merken
und zu betrachten. Die lautet also: Wo geschrieben
ist, das der heilige Geist in jemand sey, soltu wissen,
das er durch das wort in ihm ist und redet vom Son
Gottes, der das herze erleuchtet, und wird also
gotteserkentnis, liebe und freude an Gott in uns
durch den Son und heiligen Geist, und dieses ge-
schicht, so man in warhaftigen schrecken das
evangelium mit glauben annimpt. Also geschicht in
uns die widergeburt und wird das herz Gottes
wonung, wie Joh. 14 [23] geschrieben ist: Wer mich
liebet, der wird meine reden bewaren, und mein

9 Die beiden letzten Absätze wörtlich nach Melan-
chthon, Der ordinanden examen 1552 unter Be-
nutzung des 2. Wittenberger Druckes; vgl. MW VI,
188f. mit Anm. 38-39. Wie der Text auch CR 23,
LIII. Vgl. Sehling V, 167.
10 Von Anmerkungsziffer 9 bis hier wörtlich nach Me-
lanchthon, Der ordinanden examen 1552, 2. Wit-
tenberger Druck; vgl. MW VI, 252, Anm. 40. wie
der Text auch CR 23, LIII. Vgl. Sehling V, 167.
11 Das Zitat findet sich in: D. Athanasii Archiepiscopi
Alexandrini... opera omnia, quae hactenus apud

Vater wird ihn lieben, und wir wollen zu ihm komen
und eine wonung bey ihm machen. Und Ephe. 1
[22f.]: Er ist das heupt der kirchen, die sein leib
ist, und er wirket alles in allen.
Item Ephe. 3 [16f.]: das ihr durch seinen Geist
gesterket werdet, das Christus in euern herzen wone
durch den glauben.
2.Corin. 3 [18]: Nun aber schauen wir in des
Herrn klarheit wie in einen spiegel mit aufgedecktem
angesicht und werden wir verkleret in dasselbige
bild von einer klarheit in die ander, als vom Geist
des Herrn.
Hie sind alle personen ordentlich angezeigt, der
ewige Vater, welchen er nennet den Herrn, sein bild
und klarheit oder glanz ist der Son, der uns erkent-
nis gibet des Vaters, und der heilige Geist, der
unsere herzen sterkt, das sie in dieser erkentnis
bleiben und nicht daraus fallen, sondern vor und
vor gleichförmiger werden dem wort, das dem ewi-
gen Vater gleich ist und ihn offenbaret. Dieses sollen
christliche herzen in rechter bekerung und ernst-
lichem trost vor und vor lernen12.
Ob diese rede recht sey: allein durch
glauben werden wir gerecht?
Antwort:
Diese rede: allein durch glauben werden wir ge-
recht, sola fide iustificamur, ist eben diese rede:
gratis iustificamur fide, one unsere verdienst werden
wir für Gott gerecht, das ist, one unsere verdienst
haben wir vergebung der sünden und sind Gott ge-
fellig umb des Herrn Christi willen durch glauben,
und ist diese rede recht und mit dem wort gratis in
S. Paulo oft ausgedrückt13.

Latinorum officinas reperiri potuerunt... Coloniae ex
officina Melchioris Nouesiani M.D.XLVIII, 54 (De
sancto Spiritu, Lib. III).
12 Von Anmerkungsziffer 10 bis hier wörtlich nach
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
2. Wittenberger Druck; vgl. MW VI, 252f., Anm. 40.
Wie der Text auch CR 23, LIIIf.
13 Frage und Antwort wörtlich nach Melanchthon,
Der ordinanden examen 1552; MW VI, 189; Seh-
ling V, 167.

1024
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften