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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0336
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Goslar

Nachdem auch die rechten nicht ohne sondere be-
wegliche ursachen vernünfftiglich geordnet und also
löblich und ehrlich bey der christl[ichen] gemein biß-
hero gehalten ist worden, daß die, so einander mit
blutverwandnüß und freundschafft oder schwäger-
schafft angehören und zugethan seynx, sich des ge-
lübnüß und ehestandes mit einander biß in den
vierdten grady oder sippe inclusive und inschließlich
eußern73 und enthalten sollen, als wollen wir, daß
solches auch also fürter in unser stadt zwischen ob-

x Fehlt in C und D.
y Erg. am Rand in A: iuxta supputationem iuris civilis.
z C und D: einwohnern und andern unser stadt verwand-
ten personen.
a Von and. Hd. in A angefügt: Die hier von fol. 27 bis fol.
50 zulesende Consistorial Ordnung ist abgeschrieben von
demjenigen exemplar, welches mein seel. grossvater Chr.
Johannes Trumphius, past. ad D. Stephan et minist.
consenior, gebrauchet und dann ad marginem lateinische
summarien eigenhändig beygeschrieben, wie solches ei-
nem jeden vorzeigen kan Johannes Conradus Trumphi-
us, past. ad D. Iacobi manu propria.
b Fortsetzung in C und D (zum Teil aus der Neuen Ord-
nung von 1548): Von eheleuten, deroselben leben und
wandel: Die eheleute sollen sich nach christlicher ord-
nung unterlang mit iren kindern ehrlich halten und wol
vertragen, alles bey nachgeschriebner poen und buesse.
Welch mann oder frau einen ehegaden noch am leben
hette, das man kundschafft hette, und sich einem andern
wolt vertrauen und geben laßen, wer also vermercket
würde, derselbe sol nit alleine davon abgehalten, sondern
unserer stat von stund an ohn gnad verweiset werden.
Auch eheleute, so ohne redliche ursachen von einander
sein, so fern dieselben vor christen wollen gehalten und
geachtet werden, sollen darnach zu beyden teilen trach-
ten, das sie wiederumb zusammen mögen gebracht wer-
den. Und ein erbar rat wil sich, sofern diese den ersucht,
mit gepürlicher unterhandlung und weisung durch ihre
verordenten dazu gern fürdersamb und gutwillig erzei-
gen und finden laßen. Und so die personen nach fleißiger
verhör der sache sich nit wieder zusammende begeben
wolten, an welchem dan der mangel befunden, der sol
von stund aus unser stadt verweiset werden. Welcher
man sein ehefrau unverschuldeter sachen und ohn er-
kentnuß unsers, des rats, oder derselben an unser stadt
verordenten von sich triebe, so sol er dieselben von stund
wiederumb zu sich nehmen und uns, dem rate, nach ver-
hörung der ubeltat mit zehen marken verbüßen. Da er
sich des weigern würde, sol er von stund unser stadt ver-

berürten unsern bürgern, bür- |50| gerinnen, auch
einwohnernz, gehorsamlich und unverweigerlich ge-
halten werden sol. Da aber jemandes, was für per-
sohnen auch diejenigen weren, in einigem wege sol-
ches überschreiten und darinnen sich leichtfertig
erzeigen würde, daßelbe schuldige theil wollen wir
nach gestalt und gelegenheit der sachen und über-
trettung mit gefänglicher einziehung, verweisung
aus unser stadt oder anderer gebührlichen straffe
ernstlich verfolgen und straffena. b

weiset, auch darin nit gestattet werden, es geschehe dan
mit unserm wissen und willen.
Wie sich eltern ihre kinder zur schulen und handwerken
halten sollen: Auch sol ein jeder burger seine söhne, wo
sie darzu geschickt sein, zur schulen oder andern hand-
werken halten und sie lernen laßen, uf das sie sich her-
nachmals davon ehrlich enthalten und ernehren mügen,
damit die kinder aus unachtsamkeit der eltern in unnüt-
ze lungerey, schwelgerei, doppelspiel und ander unor-
dentliches leben und folgents zu armut nit geraten mü-
gen, bey schwerer poen und strafe, alles nach unserm
willkür.
Von hurerey, unzucht, megde- oder jungfrauenschwe-
chen: Nachdem auch Gott, der allmechtige, dem laster
der unzucht und hurerey insonderheit feind, und darumb
nit allein die schuldigen, sondern auch oftmals land, leut
und städte mit krieg, pestilentz, teurer zeit und andern
grausamen plagen erschrecklich straft, auch darüber zu
scheitern und zu boden gehen lesset, wie solches göttlich
und weltliche schrifte und historien offentlich bezeugen,
so wollen wir hiemit ernstlich alle und jede hurerey, un-
zucht und unzüchtiges leben in unser stadt verbotten
haben und dieselben wissentlich in keinem wege gestat-
ten oder gedulden. Und derowegen, do jemands von
knechten oder andern ledigen personen, so nit beweibet,
eine witwe, magd oder jungfrau, so gleicher gestalt ledig,
frey und ohne ehe were, verunehren, schwechen oder son-
sten hurerey und unzucht mit ihr treiben würde, dem
selben sol nachgetrachtet werden, das sie gefenglich ein-
gezogen, und weil beyde teil nit ohne schuld befunden,
sollen sie auch beyderseits aus unser stadt verweiset wer-
den.
Von losen, berüchten, unzüchtigen weibern: Kein loß,
berüchtiget weib sol in unser stadt gelitten oder gedul-
det, sondern durch unser stadtvogt daraus gewiesen und,
wo sie darüber betreten, gefenglich eingezogen und fer-
ner gestrafet werden.

73 Verzichten, s. FWb 2, Sp. 1375f.

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