Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0634
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bremen

baven den Tall, und straffe einer Marck van jedem
Blade, so baven den gesetteden wert getüget wer-
den.
So schall ock Nemandt des ersten unnd andern
Standes mehr alse achte, und de des drüdden und
verden standes syn, mehr dann Söß hövetküssen ge-
ven, jedoch dat desülvigen nicht so uppich und
avermetich, wo nuhmehr angefangen, mit breden
uthgeneyeden edder gewerckeden Borden, gemaket
werden. Ock schall Ne- |B 4r| mandt der beyden er-
sten Stende mehr alse twolff unnd der andern bey-
den Stende mehr als söß par Laken medegeven, by
tein Marck.
Und schall man solck Tüch, und wat sonsten mehr
thom Brudtwagen gehörich ys, dem Brüdegam
nicht so entzeln noch mit so velen gängen (wo
bethertho geschehen), sondern mit voller dracht,
doch ahne Pracht, gesprenge und averflödige un-
[II
De Kindelbehre29 belangendt: Dewile deren miss-
bruck, |b 4v| unrath und unnödige unkost wol by
velen in uthschlete gekamen und nicht mehr im ge-
bruke geholden werden, andere averst by solckem
mißbrucke noch fast vorharren und tho beschwer
und ungelegenheit der Kindelbedderinnen ock sick
sonsten in unnödige unkost föhren, So schöle solcke
Kindelbehre, alse ock de grothen Gastebaden in
den Kerckgangen, gentzlik affgeschaffet und vor-
baden syn. Doch mögen de Frouwens, so by den
Kindelbedderinnen in nöden gewesen und mit dem
Kinde thor Kercken (Jedoch nicht baven 8 Par)
ghan, mit Klareten30, anderen söten gedrencken ed-
der Wine by dem ersten und andern stande und by
den överigen Stenden mit Wyn edder Behre ge-
schencket, und hirenbaven keine unkost wieder an-

27 Angeld, Zugeld, s. Sleumer, KlWb, S. 128; Ober-
länder, Lexicon juridicum, S. 63.
28 Beschatten, hier: zuviel Geld nehmen, s. Bremisch-nie-
dersächsisches Wb, S. 273.
29 Vgl. Anm. 2.

kost, tho Huß schicken edder sonst sick derwegen
up ein genantes mit einander vorgeliken.
De Spellude belangendt: Dewyle dorch düsse ver-
ordnung öhr arbeyt gemindert worden, so wert dar-
jegen ock öhr besoldung billick gekortet. Unnd schö-
len demenah van den beyden ersten Ständen des
Raths Spellüden thor besoldung Veer gülden unnd
tho den anderen Kosten den Spellüden twe gülden
thogekeret werden, darenbaven se dann, Insonder-
heit baven öhre gewantlike arrham27, Brudt und
Brüdegam edder Jemandt anders mit Gästereyen
nicht beschweren noch sonsten in der Kost einiger
gestalte beschatten28 edder derwegen sick des Spe-
lens weigeren, sondern einem Jedern willig syn schö-
len. Wo ferne se averst in öhrer vordingung sick des-
sen beschweren edder weigerlich ertögen werden, So
schall einem Jedern, sick umb andere Spellude tho-
bewerven, fry stahn, ock van uns ein ernstes insehen
geschehen.

gewendet werden, allersitz by Poen tein Bremer
Marck.
Oft ock wol vor sick sülvest nicht unrecht, sondern
Christlick is, de Kindelbedderinnen nah gelegenheit
thobesöken, dewile dennoch darby vele uppicheit,
averflödig Pracht, ock updockent ein tydtlanck her
ingeföhret und mit dem fannelgelde31 ein groth miß-
bruck gedreven worden, So schal hirmit dat unty-
dige fannen und Insonderheit de uppicheit, Poppen-
werck und alle Pracht und Pral, de darby gebruket,
und dat fannelgeldt, so erlecht thowerden plegen,
gentzlicken affgeschaffet und vorbaden und einer je-
den Kindelbedderinnen uperlecht syn, öhre wart-
fruwens gebörlick afftholeggen und tho vernögen.
|C 1r|

30 Mit klaret wird ein mit Gewürzen und Honig oder Zuk-
ker versetzter Wein bezeichnet.
31 Eine Art Belohnung für die Besucherinnen bzw. Wart-
frauen der Wöchnerinnen, das Wort leitet sich wohl von
vannen - „besuchen“ (s. das Glossar) her.

614
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften