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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0084
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Kastenordnung 1530

[3.] Wye sich die kastenmeinster halten sollen in irem amptt
1530 1

[1] Item der pfarherr soll allezeit oberster kasten-
meister sein, also daß man mit seinem wissen und
willen alle ding handeln sall und nichts hindern
ihme.
[2] Item es sollen beneben dem pfarher an einem
itzlichen ende zwen, drei odir vier kastenmeister,
dornach die christliche gemein grois ist, sein, wel-
cher einer das zinseregister haben und alle zinse
inmanen und eigentlich uffschreiben sall, was er
inmant odir sonst innimpt.
[3] Item derselben kastenmeister sollen je zum
wenigisten einer odir zwen schreiben und lesen
konnen, uff daß einer aus ihnen das zinseregister
haben und die zinse ingemanen kon, wie oben
stehet.
[4] Item die andern kastenmeister sollen dem,
der das register hat und die zinse inmanet, zu der
hand gehn und ihme helfen, wan er sie anspricht,
zu aller zeit, was den kasten belanget.
[5] Item es sall ein itzlicher rentmeister odir
schultheis den kastenmeistern helfen zu der be-
zalunge der zinse und ander inkommens des ka-
stens, als dick sie kommen, und ihme ansagen,
wer sein zinse nit geben woll, die er vormals ge-
geben het odir durch sein vorfarn gegeben worden
wern, das also der kaste in dem beses wer, die sall
der rentmeister pfenden und die kastenmeister mit
den pfanden bezemen lassen, alsbald zu versetzen
odir zu verkaufen nach notturft des kastens, un-
angesehen alle gewonhait, so bis anher mit den
pfanden gehalten worden ist; doch daß a hirin
cristliche liebe nicht uberschritten werde.
[6] Item es sall alle jar einer odir zwen aus den
alten kastenmeister am ampt pleiben und ein odir
zwene neue ihnen zugegeben werden mit rat und

a doch daß . . . werde fehlt S1
1 Handschrftl. Original: S; in Darmstadt (V A 5 K
23 f. 2) durch Kriegseinwirkrmg vernichtet.
Abschriften: S1: StA Marburg 115 Waldecker Ältere
Kanzlei 7 Nr. 1 (gleichzeitige Abschrift).
S2: StA Marburg 22 a 1 Pak. 3 (KOO de Annis 1533-
1563).
Abdrucke: Quellen II, 165 (Vorlage: S); Schenk

hilf des pfarners, rentmeisters odir schultheisen
und der eldesten und redlichsten aus der cristlichen
gemein.
[7] Item wen der pfarher mit sampt den eldesten
aus der cristlichen gemein kisen wirt zu einem
kastenmeister, also daß er ein from redlich und
unberuchtiget man sei, der sall solche ampt anzu-
nemen schuldig sein bei buis 10 fl. unserm g. h.
unabbrüchlich zu geben.
[8] Item die kastenmeister sollen auch mit rat
und hilf eins rentmeisters odir schultheisen an
einem itzlichen ort handeln in allen dapfern und
schweren sachen, was ihnen von noiten sein wurde.
[9] Item man sall an einem itzlichen ort ein
kasten haben, der in der kirchen stehe und woll
verwart sei mit beschlage und schlossen, daß ni-
mants dorzu schaden getun kon.
[10] Item in denselben kasten sollen gefallen alle
zinse der bruderschaften, der kalander, der spende
odir ander almusen, was der gestift wern bei den
kirchen, priestern, reten odir gemeinen, auch der
spital zinse und was zum baue der kirchen ge-
hort hat.
[11] Desgleichen sollen alle priester und geist-
liche personen, die geistliche lehen haben und
selbst nit predigen odir an den enden, do die lehen
sein, nit wonen, die helfte ihrer zinse und alles in-
kommens in den kasten jerlich folgen lassen, aus-
gescheiden die, so zu Marpurgk im studio studir-
ten, die sollen des privilegiumbs, als u. g. f. und h.
der universitet doselbst gegeben hat2, gebrauchen,
so lange sie do im studio sein und studiren.
[12] Item aus demselben kasten sall man ver-
sorgen die prediger und vorstender der cristlichen
gemein im wort gots und alle arme, kranke und

zu Schweinsberg; 241 ff.
Druckvorlage: Quellen II, 165.
Bibliographie: Sohm, Territorium 180 ff.; Maurer,
Kastenordnungen 1 ff.
Zur Datierung der Ordnung: Sohm, aaO.
2 Vgl. den Freiheitsbrief des Landgrafen vom 31. Aug.
1529, Hildebrand Nr. III, 24.

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