Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0085
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kastenordnung 1530

gebrechliche leut, so an einem itzlichen ort sein,
darzu sall man auch die kirchen aus solchem ka-
sten in redlichen baue halten.
[13] Item es sall der pfarner einen schlossel zum
kasten haben und itzlich kastenmeister auch einen
haben.
[14] Item es sall der pfarner odir prediger das
volk uff der kanzeln alle sontage vermanen, daß
sie den armen ihre almusen mitteilen wollen nach
dem gepott gottes.
[15] Item es sollen auch die kastenmeister alle
sontage vor den doren an der kirchen stehn mit
taffeln odir schosseln 3 und von den cristlichen
menschen die almusen bitten und samlen den
armen, und was sie kriegen in gegenwertigkeit des
pfarners zelen und alsdan in den kasten schutten
odir sticken.
[16] Item wan die kastenmeister den kasten uff-
schließen wollen, soln sie den rentmeister odir
schultheisen dobei nemen und in des gegenwertig-
kait mit dem pfarner zelen, was sie im kasten fin-
den und so bald anschreiben in ihre register der
innome.
[17] Item der pfarner sall mit den kastenmei-
stern in der stadt, flecken odir dorfe umbhergehen
und sehen helfen, wo arme leute wern, die alters
odir krankhait halben sich nit erneren konten, daß
man denselben aus dem kasten gebe ein zimliche
steuer alle wochen.
[18] Item sie sollen auch ein eigen zetteln ma-
chen, dorin sie die armen leute schreiben mit na-
men, den sie aus dem kasten geben wollen, und
solche zetteln dem rat odir den obersten in einer
itzlichen stadt, flecken odir dorfe anzeigen und zu
besichtigen geben, ab die angeschriebene leute auch
arme notturftige from leut seien und der almusen
wirdig.
[19] Item sie sollen auch eigentlich anschreiben,
was sie alle wochen einem itzlichen geben an gelde
odir ander ware.

b + werden S2 c + rechnung oder S2
3 Uhlhorn III, 83 weist darauf hin, daß „Sammlun-
gen an den Kirchtüren, die in der reformierten
Kirche übhch sind, . . . in den lutherischen Kir-
chenordnungen selten“ vorkommen, allein die Würt-
temberger Kastenordnung ordne sie neben dem

[20] Item die kastenmeister sollen auch ihrem
ampt treulich und fleißig vorstehn und alle ding
nutzlich und woll handeln, bei ungenediger straff
unsers g. h. Doran sall sie nimants verhindern,
wedder amptleut, knechte, burgermeister, rat,
heimberge noch gemein, auch bei ungenediger
straff unsers g. h.
[21] Item die kastenmeister sollen auch alle jar
in gegenwertigkait des pfarners, rentmeisters odir
schultheisen, des burgermeisters odir heimbergen
an einem itzlichen ort und zweier frommer rats-
man odir bursman, welche der burgermeister odir
heimberge dorzu mit sich nimpt, ein gruntliche
lauter und klar rechnunge tun von aller innome
und ausgabe; und was alsdan der kaste in vorrat
behalten wirt, sall so baldt in aller gegenwertigkait
in den kasten gelegtb und geschlossen und von
nimants erraus genommen werden, es geschee dan
mit wissen und willen aller der, die dozu veror-
denet sein.
[22] Item der pfarner soll auch doran sein, daß
alle jar zu rechter zeit die rechnunge durch die
kastenmeister geschee in acht tagen nach. Michaelis4
[23] Item die kastenmeister sollen nach getaner
rechnunge dieselbige c rechenschaft unter eins d
rentmeisters odir schultheisen sigill verschlossen
und unverzuglich in acht tagen gein Marpurgk in
die kanzlei schicken.
[24] e Item es sall zu einer itzlichen rechenschaft
einem itzlichen kastenmeister, der das register ge-
hadt und die zinse ingemanet hat, zwei und der
andern einem itzlichen ein pfund gelts zu drank-
gelt geben werden, dormit sie deste williger sein
in ihrem ampt.
[25] Item es sall f auch u. g. f. und h. je uber drei
odir vier jar seiner f. g. rete, einen geistlichen und
einen werntlichen, schicken in alle stette im fur-
stentumb zu Hessen, zu visitiren und zu verhoren
die rechenunge der kasten, so mitler zeit gescheen
sein, und alle ander gebrechen, so in der christ-
d des S1 e 24 fehlt S2 f will S2
Klingelbeutel an. Das ist ja wohl aus der Abhängig-
keit der württemherger von der hessischen Kasten-
ordnung zu verstehen, vgl. S. 18.
4 29. September.

69
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften