Kasseler Katechismus 1539
K: So wir durchs wort und den Geist Gottes neu ge-
poren und Christo unserm Herren eingeleibet werden.
U: Wie geschihet das ? K: Nach der gemeinen ordnung
des Herren durch die heilige taufe. U: Was ist die
taufe ? K: Das bad der widergeburt, mit dem wir
Christo unserem Herren eingeleibet und mit ihm be-
kleidet werden [Bild: Taufe eines Kindes, Mt 28, 19;
vgl. Kl. Kat. 1536]. U: Welches sind die wort, damit
wir getaufet werden ? K: Ich teufe dich uff den namen
des Vaters und des Sons und des heiligen Geistes. U:
Was soll dieser glaub bei dir ausrichten ? K: Drei ding.
U: Das erst ? K: Daß ich recht bedenke, wie ich in
sunden empfangen und geporen hin, ganz unrein und
vor Gott verworfen. U: Das ander ? K: Daß ich von
allen sunden abgewaschen hin und bin jetz ein werk-
zeug und tempel des heiligen Geists. U: Das dritte ?
K; Daß ich den sunden imer mehr absterbe und im
neuen göttlichen lehen zuneme. U: Ja, das behalt wol
und lebe in steter besserung, denn dazu bistu getaufet.
Volget vom heiligen abentmal.
[Bild: Stiftung des Abendmahles, Mt 26, 26-28; vgl.
WA 30, I, 338]
U: Wozu ist denn das heilig abentmal verordnet ?
K: Daß die gemeinschaft und das lehen unsers Herren
Jesu, welchs die neue geburt und kreatur ist, in uns ge-
sterket werde und zuneme. U: Was ist das heilige sacra-
ment ? K: Die gemeinschaft des leibs und bluts Chri-
sti [1. K 10, 16], die uns durch den dienst der kirchen
mit dem wort und den zeichen brot und wein wirt mit-
geteilet. U: Welche sollen dies sacrament empfahen?
K: Alle, die jünger des Herren sein wöllen, ihm gleu-
ben und zu leben begeren. U: Wie und mit was worten
hat der Herr sein heiliges abentmal verordnet ?
K: In der nacht, da der Herre Jhesus verraten ward,
in dem sie aßen, nam er das brod, danket und brachs
und gabs den jüngeren und sprach: Nemet, esset, das
ist mein leib, der für euch hingeben wird, solichs tut
zu meinem gedechtnis.
Desselben gleichen nam er auch den kelch nach dem
abentmal, danket und gab ihnen den und sprach:
Trinket alle daraus, das ist das neu testament in mei-
nem blut, welchs vergossen wird für euch und für viel
zu vergebung der sünden, solchs tut, so oft ihr trinket,
zu meinem gedechtnis.
U: Was soll nun der glaube und brauch dieses heili-
gen sacraments bei dir bringen ? K: Drei ding. U: Das
erst ? K: Daß ich imer bas bedenke, wie verterbet ich
in mir selb bin und daß mein fleisch und blut das reich
Gottes nicht ererben mag. U: Ja, liebes kind, darümb
gibt dir der Herre sein fleisch und blut, der das reich
Gottes und ewigs leben natürlich und erblich hat. Was
ist das ander? K: Daß ich wisse, daß der Herre mir
sein fleisch und blut mit aller seiner herrligkeit und
seligkeit mitteilet und in mir leben will. U: Daher bistu
auch allein selig. Das drit ? K: Daß ich den Herren umb
diese seine guttaten lobe und preise mit worten und
werken, wo ich kan und mag. U: Das tu, so bistu ein
rechter christ und bist warlich gespeiset mit Christo
unserem Herren, dem ewigen waren himelbrot.
Von straff und verzeihung der sunden, die in
der kirchen geübet werden solle.
[Bild: Beichte, Mt 16, 19]
Was folget? K: Das drit stück vom heiligen Geist,
wie er uns von sunden reiniget. U: Welches ists ? K:
Ablas der sunden. U: Wie wirkt der heilig Geist dies
werk? K: Daß er durch den dienst der kirchen die
gesundiget haben und sich zur besserung begeben, der
sunden los spricht und sie der verzeihung vertröstet.
U: Was tut er aber gegen denen, die sundigen und sich
nicht besseren wöllen ? K: So sie zur besserung genug
vermanet sind und sich nicht besseren wöllen, verbannet
er sie und schleußet sie aus von seiner gemeine. U: Wie
soll man die sunder vermanen zur besserung? K: Wie
der Herre und die lieben apostelen geleret haben [Mt
18, 15-18]. U: Wie haben sie geleret ? K: Wo jemand
heimlich sundiget, daß er heimlich verwarnet werde,
wer öffentlich, daß er auch öffentlich angesprochen und
gestraffet werde. U: Wenn aber die heimliche straffe
nicht hilfet ? K: So solle man zeugen darzunehmen und
wenn er die nicht hören will, ihn der kirchen anzeigen.
U: Wie kann mans der ganzen gemein anzeigen? K:
Die christliche gemein hat ihre ördenliche diener, denen
soll man die anzeigen, die uff keine straff geben wöllen.
U: Was diener ? K: Wie die S. Paulus [Phil 1, 1; Eph
4, 11; 1. K 12, 28] beschreibet, bischoffe, hirten und
eltiste. U: Was sollen die tun ? K: Sie sollen, die da
sundigen, von wegen der ganzen gemein Christi ver-
manen. U: Wenn aber jemand nichts darauf geben
wolte ? K: So solle man solche leut halten als heiden
und unchristen. U: Wo hat der Herre das befolhen ?
K: Matt. am 18 cap. [15-17]. U: Solle man sunst nie-
mand bannen oder bennig halten, denn die also erst-
lich in sonderheit, darnach mit zeugen und endlich
durch die kirch gewarnet sind ? K: Man soll bannen,
wer die kirch nicht hört und sich nicht besseren will.
Wer aber öffentlich sündiget, den soll man auch öffent-
lich straffen. U: Was solt du dich nun hieraus besseren ?
K: Ich soll zwei ding hieraus lernen. U: Das ein ? K:
Daß ich mich dieses genaden dienstes, des ablas und
verzeihung der sunden in der kirchen wol getröste und
mit warem glauben gebrauche. U: Das gebe dir Gott,
denn das allen angefochtenen gewissen ein großer trost
ist, daß der Herre seiner kirchen die schlüssel zum
himelreich, den gewalt zu binden und entbinden, die
sunden zu verzeihen und zu behalten gegeben hat. Was
jst aber das ander, das du hie lernen solt ? K: Daß ich
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K: So wir durchs wort und den Geist Gottes neu ge-
poren und Christo unserm Herren eingeleibet werden.
U: Wie geschihet das ? K: Nach der gemeinen ordnung
des Herren durch die heilige taufe. U: Was ist die
taufe ? K: Das bad der widergeburt, mit dem wir
Christo unserem Herren eingeleibet und mit ihm be-
kleidet werden [Bild: Taufe eines Kindes, Mt 28, 19;
vgl. Kl. Kat. 1536]. U: Welches sind die wort, damit
wir getaufet werden ? K: Ich teufe dich uff den namen
des Vaters und des Sons und des heiligen Geistes. U:
Was soll dieser glaub bei dir ausrichten ? K: Drei ding.
U: Das erst ? K: Daß ich recht bedenke, wie ich in
sunden empfangen und geporen hin, ganz unrein und
vor Gott verworfen. U: Das ander ? K: Daß ich von
allen sunden abgewaschen hin und bin jetz ein werk-
zeug und tempel des heiligen Geists. U: Das dritte ?
K; Daß ich den sunden imer mehr absterbe und im
neuen göttlichen lehen zuneme. U: Ja, das behalt wol
und lebe in steter besserung, denn dazu bistu getaufet.
Volget vom heiligen abentmal.
[Bild: Stiftung des Abendmahles, Mt 26, 26-28; vgl.
WA 30, I, 338]
U: Wozu ist denn das heilig abentmal verordnet ?
K: Daß die gemeinschaft und das lehen unsers Herren
Jesu, welchs die neue geburt und kreatur ist, in uns ge-
sterket werde und zuneme. U: Was ist das heilige sacra-
ment ? K: Die gemeinschaft des leibs und bluts Chri-
sti [1. K 10, 16], die uns durch den dienst der kirchen
mit dem wort und den zeichen brot und wein wirt mit-
geteilet. U: Welche sollen dies sacrament empfahen?
K: Alle, die jünger des Herren sein wöllen, ihm gleu-
ben und zu leben begeren. U: Wie und mit was worten
hat der Herr sein heiliges abentmal verordnet ?
K: In der nacht, da der Herre Jhesus verraten ward,
in dem sie aßen, nam er das brod, danket und brachs
und gabs den jüngeren und sprach: Nemet, esset, das
ist mein leib, der für euch hingeben wird, solichs tut
zu meinem gedechtnis.
Desselben gleichen nam er auch den kelch nach dem
abentmal, danket und gab ihnen den und sprach:
Trinket alle daraus, das ist das neu testament in mei-
nem blut, welchs vergossen wird für euch und für viel
zu vergebung der sünden, solchs tut, so oft ihr trinket,
zu meinem gedechtnis.
U: Was soll nun der glaube und brauch dieses heili-
gen sacraments bei dir bringen ? K: Drei ding. U: Das
erst ? K: Daß ich imer bas bedenke, wie verterbet ich
in mir selb bin und daß mein fleisch und blut das reich
Gottes nicht ererben mag. U: Ja, liebes kind, darümb
gibt dir der Herre sein fleisch und blut, der das reich
Gottes und ewigs leben natürlich und erblich hat. Was
ist das ander? K: Daß ich wisse, daß der Herre mir
sein fleisch und blut mit aller seiner herrligkeit und
seligkeit mitteilet und in mir leben will. U: Daher bistu
auch allein selig. Das drit ? K: Daß ich den Herren umb
diese seine guttaten lobe und preise mit worten und
werken, wo ich kan und mag. U: Das tu, so bistu ein
rechter christ und bist warlich gespeiset mit Christo
unserem Herren, dem ewigen waren himelbrot.
Von straff und verzeihung der sunden, die in
der kirchen geübet werden solle.
[Bild: Beichte, Mt 16, 19]
Was folget? K: Das drit stück vom heiligen Geist,
wie er uns von sunden reiniget. U: Welches ists ? K:
Ablas der sunden. U: Wie wirkt der heilig Geist dies
werk? K: Daß er durch den dienst der kirchen die
gesundiget haben und sich zur besserung begeben, der
sunden los spricht und sie der verzeihung vertröstet.
U: Was tut er aber gegen denen, die sundigen und sich
nicht besseren wöllen ? K: So sie zur besserung genug
vermanet sind und sich nicht besseren wöllen, verbannet
er sie und schleußet sie aus von seiner gemeine. U: Wie
soll man die sunder vermanen zur besserung? K: Wie
der Herre und die lieben apostelen geleret haben [Mt
18, 15-18]. U: Wie haben sie geleret ? K: Wo jemand
heimlich sundiget, daß er heimlich verwarnet werde,
wer öffentlich, daß er auch öffentlich angesprochen und
gestraffet werde. U: Wenn aber die heimliche straffe
nicht hilfet ? K: So solle man zeugen darzunehmen und
wenn er die nicht hören will, ihn der kirchen anzeigen.
U: Wie kann mans der ganzen gemein anzeigen? K:
Die christliche gemein hat ihre ördenliche diener, denen
soll man die anzeigen, die uff keine straff geben wöllen.
U: Was diener ? K: Wie die S. Paulus [Phil 1, 1; Eph
4, 11; 1. K 12, 28] beschreibet, bischoffe, hirten und
eltiste. U: Was sollen die tun ? K: Sie sollen, die da
sundigen, von wegen der ganzen gemein Christi ver-
manen. U: Wenn aber jemand nichts darauf geben
wolte ? K: So solle man solche leut halten als heiden
und unchristen. U: Wo hat der Herre das befolhen ?
K: Matt. am 18 cap. [15-17]. U: Solle man sunst nie-
mand bannen oder bennig halten, denn die also erst-
lich in sonderheit, darnach mit zeugen und endlich
durch die kirch gewarnet sind ? K: Man soll bannen,
wer die kirch nicht hört und sich nicht besseren will.
Wer aber öffentlich sündiget, den soll man auch öffent-
lich straffen. U: Was solt du dich nun hieraus besseren ?
K: Ich soll zwei ding hieraus lernen. U: Das ein ? K:
Daß ich mich dieses genaden dienstes, des ablas und
verzeihung der sunden in der kirchen wol getröste und
mit warem glauben gebrauche. U: Das gebe dir Gott,
denn das allen angefochtenen gewissen ein großer trost
ist, daß der Herre seiner kirchen die schlüssel zum
himelreich, den gewalt zu binden und entbinden, die
sunden zu verzeihen und zu behalten gegeben hat. Was
jst aber das ander, das du hie lernen solt ? K: Daß ich
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