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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0155
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Kasseler Katechismus 1539

K: Du solt dir keine bildnis etc. U: Was will der
Herr in diesem gepot ? K: Daß ich seine göttliche
maiestet nicht an die bilder hefte noch etwas außer
Gott, sonder daß ich ihn in allen dingen und uber allen
dingen erkenne und anbete im geist und in der war-
heit. U: Das bedenke wol, denn wir aus unser verkerten
natur die unendliche maiestet und genade Gottes als
nür an etlichen örten und in etlichen leiplichen cere-
monien suchen und anbeten wöllen und nicht allent-
halb und in warem glauben erkennen, furchten und
anbeten. Wie heißet es weiter ?
K: Du solt nicht falsch schweren bei dem namen etc.
[Bild: Steinigung des Sohnes der Selomith, des Gottes-
lästerers, Lev 24, 10-14; vgl. WA 30, I, 139. 355] U:
Was ist der verstand dieses gepots ? K: Daß ich meinen
Gott und Herren in der warheit bekenne und preise,
wo ich soll. U: Es verbeutet doch der Herre hie nichts
denn das falsch schweren bei seinem namen ? K: Recht
schweren aber bei dem namen des Herren ist seinen
namen bekennen und gros machen. Darümb, so soll
ich in dem lernen, den namen Gottes, wo es sich gebürt,
bekennen und gros machen von ganzem herzen. U:
Recht, ists aber auch recht, daß man so leichtlich bei
dem namen Gottes schweret? K: Nein, es ist ein schwere
schmach göttliches namens. U: Wie so ? K: Da sollen
wir den heiligen namen Gottes nicht anders denn mit
forcht und zittern und mit höhister ehrerbietung nen-
nen und anruffen. U: Das bedenke wol und gewehne
dich, daß dein rede sei ja ja, nein nein und schwere
aller ding nichts, es belange denn die ehre Gottes und
merkliche wolfart des nehisten, da dir ein ördentlicher
eid uffgelegt wirt oder du sunst ein nützliche warheit
deinem nehisten damit bestetigen solt, denn in solchen
dingen ists ein ehre Gottes, seinen namen anruffen und
die warheit damit bezeugen. Was tun aber die durch
Gottes und unsers Herren Jesu namen, seines leibs und
bluts, item daß er für uns gelitten hat, fluchen und den
leuten alles ubels wünschen? K: Das ist noch fil ein
schwerere gotslesterung. U: Wol, denn sie Gott und
unsern Herren Christum, so fil an ihnen, zu ein teu-
fel und leutplager machen und seinen heiligen namen,
in dem wir allein selig werden, ruffen sie an, die leut zu
verterben. Was folget weiter ?
K: Bis eingedenk des feiertags etc. [Bild: Das zweite
Predigtbild, mit dem Holzsammler, Num 15, 32-36;
vgl. WA 30, I, 143. 357] U: Was gebeut der Herre al-
hie ? K: Daß wir uns alwegen, aber fürnemlich auf die
heilige feiertag zu seinem heiligen wort und dem ge-
bete müßigen und herzlich begeben sollen. U: Das tu
mit allem ernst, so fürderstu dich zu der ewigen ruhe
und zu dem sabbat, den du im Herren haben wirst,
wenn auch du nu die feier erlangest von den weltlichen
und vergenglichen, ja, von allen geschöpfen Gottes, die
er die sechs tag schuffe, wenn nu Gott wird alles in
allem sein. Was gehet hernacher ?

K: Du solt vater und mutter in ehren etc. [Bild:
Hams Frevel, Gen 9, 20 ff.; vgl. WA 30, I, 147. 3581 U:
Was will dies gebot? K: Daß ich meinen vater und
mutter und alle, die mir fürgesetzet sind, als den
Herren vor augen haben und in allen ehren. U: Recht,
was wird aber dies bei dir bringen ? K: Daß ich mich
meine elteren und fürgesetzte, oberen, seelsorger,
schulmeister und alle christen gern straffen und ziehen
lasse. U: Das gebe dir Gott. Was gebeutet der Herre
weiter ?
K: Du solt nicht töten. [Bild: Kains Brudermord,
Gen 4, 3-16; WA 30, I, 157. 358] U: Was ist der ver-
stand dieses gebots ? K: Daß ich wider meinen nehisten
nimmer zörne oder ihm leids zu tun gedenke. U: Der
Herre sagt doch nur von töten ? K: Er will aber durch
das abscheulichest in dieser sunden, das töten, uns
von der wurzel dieses ubels und allem dem, das daran
hanget, abschrecken. U: Wenn gelebestu diesem ge-
bot? K: Wenn ich Gott den Herren ob allen dingen
und meinen nehisten als mich selbs liebe und keinen
unwillen, noch rachgirigkeit gegen jemand habe, man
tu mir, was man wölle. U: Dem gebe dir der Herre
treulich nachzukommen. Wie heißt es mehr ?
K: Du solt nicht unkeusch sein. [Bild: David und
Bathseba, 2. Sam 11, 1 ff.; vgl. WA 30, I, 161. 359] U:
Was solt du hieraus nemen ? K: Daß ich mich mit allem
ernst vor aller unzucht und schande enthalte und mei-
nen nehisten dafur verhüte. U: Wenn kömmestu die-
sem gepot nach ? K: Wenn ich Gott den Herren uber
allen dingen und meinen nehisten als mich selbs liebe
und töte in mir alle böse lust des fleischs, uff daß ich
Gott und meinem nehisten diene in aller zucht und
heiligkeit. U: Darümb, so halt dich in essen, trinken,
kleideren, wort und geperden, schimpf und ernst als
ein heilig kind Gottes, in aller zucht, scham und erbar-
keit, meide und fliehe allen uberflus, alle leichtfertige
uppige wort und geperden und vor aller bösen mut-
willigen geselschaft. Wie heißet es ferner ?
K: Du solt nicht stehlen. [Bild: Achans Diebstahl,
Jos 7; vgl. WA 30, I, 164. 359] U: Was will dies gepot ?
K: Daß ich meinem nehisten an seinem zeitlichen gut
nichts begere zu schaden. U: Wenn gelebest du diesem
gebot ? K: Wenn ich Gott uber allen dingen und mei-
nen nehisten als mich selbs liebe, arbeite und schaffe
gerne, damit ich meinem nehisten geben und helfen
künde. U: Dem gebe dir Gott nachzukomen, so wirstu
deinen nehisten in keinem weg beschweren noch ihm
an seiner narung abbruch zu tun imermehr gedenken.
Was folget ?
K: Du solt nicht falsche zeugnis geben widder dei-
nen nehisten [Bild: Die falschen Zeugen wider Su-
sanna, Vulgata Dan 13; vgl. WA 30, I, 169. 359]. U:
Was ist des gepots meinung ? K: Daß ich mich mit al-
lem vleiß verhüte, meines nehisten glimpf und ehre zu
verletzen. U: Wenn kömest du diesem gepot nach?

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