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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0157
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Kasseler Katechismus 1539

genug tust, der gibet dir auch sein gesetz zu lieben und
in demselbigen zu tichten tag und nacht und schreibet
es dir ins herz. Dies alles verleihe dir er, unser Herre
und einiger heiland, dem sei ehre und preis in ewigkeit.
Amen.
Gebet des morgens, so man aufstehet.
Herre Gott, himlischer Vater, ich sage dir lob und
dank, daß du mich diese nacht so veterlich behütet
hast, und bitte dich, lere mich diesen tag tun deinen
willen, behüte und ernere mich, daß alles mein tun
und lassen die[n] zu deinem preis und besserung mei-
nes nehisten. Bis auch genedig und beware unsere
öbersten, lerer, vater, mutter, geschwistere, freund und
jedermann, durch unseren Herren Jhesum Christum,
Amen. Vater unser etc.
So man zur lere gehet.
Herre Gott, himlischer Vater, wie du uns menschen
vernünftige creaturen geschaffen hast, die immer et-
was guts lernen und tun sollen, so sterke in mir deinen
heiligen Geist, damit ich lernen möge, dadurch ich
deste mehr deinen namen heilige und gros mache und
meinem nehisten zu seinem heil diene, durch unseren
Herre Jhesum Christum, Amen. Vater unser etc.
So man von der lere gehet.
Herre Gott, himlischer Vater, ich sage dir lob und
dank umb deine teure gaben der lere, gib mir, in der-
selbigen wol fortzufahren, uff daß ich immer geschick-
ter werde, dich gros zu machen und meinen nehisten
zu besseren, durch unseren Herren Jesum Christum.
Amen. Vater unser etc.
Gebet zum essen.
Herre Gott, himlischer Vater, wir sagen dir lob und
dank umb deine teure gaben, die du uns zu uffenthalt
des zeitlichen lebens abermal bescheret hast und bitten
dich, gib uns dieselbigen, deine heilige gaben, mit wa-
rer dankbarkeit und aller zucht zum essen, domit wir
zu deinem lob unserem nehisten deste bas dienen und
helfen mögen, durch unseren Herren Jhesum Christum,
Amen. Vater unser etc.
Nach dem essen.
Herre Gott, himlischer Vater, wir loben und preisen
dich umb deine große güte, die du uns abermal so
reichlich mitgeteilet hast. Gib uns, daß wir dir so ge-
treulich lehen und dienen, so wol du uns gespeiset und
getrenket hast, durch unseren Herren Jesum Christum.
Amen. Vater unser etc.
Zum schlaffen gehn.
Herre Gott, himlischer Vater, ich sage dir lob und
dank, daß du mich diesen tag so veterlich behütet, ge-

leret und erneret hast, und bitte dich, verzeihe mir,
was ich diesen tag wider dich getan habe, und beware
mich auch diese nacht, daß ich in deinem namen ruge
und morgen frölich zu deinem lobe wider aufstehe, und
behüte auch unsere öbern, lerer, vater, mutter, ge-
schwisterte, freund und jederman, durch unseren Her-
ren Jesum Christum, Amen. Vater unser etc.
Sprüch, aus denen die gottseligkeit sonder-
lich zu furderen und zu sterken ist.
Vom glauben.
Johan. 3. [16]: Also hat Gott die welt geliehet, daß
er seinen einigen Son gab, auf daß alle, die an ihn gleu-
ben, nicht verloren werden, sondern das ewige leben
haben.
1. Johan. 2. [1 f.]: Und ob jemand sundiget, so haben
wir einen fürsprecher bei dem Vater, Jhesum Christ,
der gerecht ist, und derselbig ist die versönung fur
unser sunde.
Von der zucht.
Rom. 13. [12f.]: Die nacht ist vergangen, der tag
aber herbei kommen. So lasset uns ablegen die werk
der finsternis und anlegen die waffen des liechts und
lasset uns erbarlich wandeln als am tage, nicht in
uberessen und ubertrinken, nicht in tragheit und un-
zucht.
Gala. 5. [24]: Welche aber Christum angehören, die
kreuzigen ihr fleisch sampt den lüsten und begirden.
Von der liebe.
Gala. 5. [14]: Denn alle gesetz werden in einem wort
erfullet, in dem: Liebe deinen nehisten als dich selbs.
1. Corint. 13. [4-8]: Die liebe ist langmütig undfreund-
lich, die liebe eivert nicht, die liebe schalket nicht, sie
blehet sich nicht, sie stellet sich nicht ungeherdig, sie
suchet nicht das ihre, sie lesset sich nicht erbittern, sie
gedenket nicht arges, sie freuet sich nicht der ungerech-
tigkeit, sie freuet sich aber der warheit, sie vertreget
alles, sie gleubet alles, sie hoffet alles, sie duldet
alles, die liehe nimpt kein end.
Von der gedult.
Matt. 16. [24f.]: Will mir jemand nachfolgen, der
verleukne sich selbs und neme seine kreuz auf sich und
folge mir. Denn wer sein leben erhalten will, der wirds
verlieren, wer aber sein leben verleuret umb meinend
willen, der wirds finden.
2. Corint. 4. [16-18]: Ob unser eußerlicher mensch
verweset, so wird doch der innerliche von tage zu tag
verneuert; denn unser trübsal, die zeitlich und leicht
ist, schaffet ein ewige und uber alle mas wichtige herr-
ligkeit uns, die wir nicht sehen uff das sichtbare, son-
dern auf das unsichtbare.

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