Stipendiatenordnung 1539
[11.] Von Gots gnaden vnser Pliilipsen Landgrauen zu Hessen,
Grauen zu Catzeneln- | pogen etc. Ordnung vnd beuelch, Wie es nun hinfürter mit
den Stipendijs vnd Stipendiaten, so hin vn wider auß | Schlossen, Stetten, Flecken,
Cloestern vnd Doerfern vnserer Fürstenthumb, Graueschafften vn lande in vnserer |
Vniuersitet Marpurg hiebeuor verordnet sein, gehalten werden soll
15391
[1] Erstlich soll ein jede statt, flecke, closter oder
dorf die ihme ufferlegte zal der stipendiaten zu ge-
pürlicher zeit in unser universitet anher schicken
und daran kein seumnus sein lassen, nemlich so-
bald ein stipendiat sein stipendium sieben jar lang
gehabt, soll derselbig seines gehabten stipendii ab-
stehen und ein ander an sein statt geschickt wer-
den. Es were dann sach, daß wirs ihm sonderlich
lenger nachließen und daß des die universitet unser
handschrift sehe.
[2] Zum andern soll ein jede statt, flecke, clorf
oder closter, dem stipendiaten zu halten uffgelegt
ist, das gelt zu underhaltunge der stipendiaten,
welches nun hinfürter alle jar einem jeden stipen-
diaten zwenzig gulden münz und nit weniger sein
soll, zu gepürlicher zeit erlegen unci anher einem
Rectori2, so jeder zeit hie sein wirdet, sampt Dok-
tor Johan Eiserman3 und dem Gerhardo Novio-
mago4 uberschicken, damit es dieselbigen fürter zu
notturft der stipendiaten haben auszugeben und
die stipendiaten nicht ihres gevallens damit hetten
umbzugehen.
[3] Zum dritten, wann in einicher statt, fleck,
dorf oder ort die gevelle oder erledigte beneficia zu
1 Originaldruck: Marburg StA, Verordnungen II/A 1
Pak. 1.
Abdruck: HLO 1,108f.; Hildebrand Nr. VI S. 30ff.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer Nr. 113a; Erman-Horn
II Nr. 13 723.
2 Derzeitiger Rektor: Johannes Eichmann gen. Dry-
ander, geb. 27. Juni 1500 Wetter, mag. artium in
Erfurt, Dozent der Mathematik Paris, 1535 Prof.
der Medizin und Mathematik Marburg, Gundlach,
Catalogus Nr. 293.
3 Johann Eisermann gen. Ferrarius Montanus, geb.
1485/86 Amöneburg, Studium der Theologie in
Wittenberg, Rektor der U. Wittenberg 1521/22,
Schöff in Marburg 1523, Lic. iuris 1524, Beisitzer
am Hofgericht 1524, Prof. der Rechte an der U.
gering sein würden, die des orts verordnet stipen-
diaten davon zu unterhalten, so soll solchs, und was
das järlich einkommen der beneficien des orts seie,
unserer universitet gründlich und wahrhaftig zu er-
kennen gegeben werden. Und wan dann die uni-
versitet befindet, daß die beneficia dero ort die de-
putirte stipendiaten zu unterhalten zu gering
weren, so soll die universitet macht haben, die zal
der stipendiaten dero ort zu ringern und an einem
andern ort, da vil beneficia und lehen sein, die zal
der stipendiaten zu größern, doch daß die hauptzal
aller stipendiaten in unsern fürstentumben und
landen, welcher hauptzal jetzo etwo ungeverlich
bis in die einhundert und sieben und dreißig ist5,
nit größer gemacht werde.
[4] Zum vierten wöllen wir haben, wann ein statt
oder fleck etc. die ihm ufferlegte stipendiaten allhie
in unser universitet nit alle oder keine geschickt
hat, daß nichts destoweniger dieselb statt oder
flecke etc. das gelt, so järlich uff solche stipendia-
ten verordent, anher dem Rectori, Ferrario und
Noviomago schicken soll, als lang bis daß sie die
stipendiaten schicken. Von demselbigen gelt sollen
die gemelten drei personen andere arme studenten
Marburg 1527, erster Rektor, Vizekanzler der U.
1536, † 1558; Gundlach, Zentralbehörden III,
55; II, 109. 114.
4 Gerhard Geldenhauer gen. Noviomagus (aus Ny-
megen), geb. 1482. Mönch im Kreuzträgerorden in
Loewen (1514), 1525 in Wittenberg protestantisch,
über Worms (1527), Straßburg und Augsburg (1531)
nach Marburg (1532), prof. historiarum cum pro-
phanae tum sacrae, 1534 mit der novi testamenti
praelectio beauftragt, † 10. Jan. 1542 in Marburg
an der Pest; Gundlach, Catalogus 544.
6 Vgl. das Verzeichnis der Stipendiaten auf der Uni-
versität zu Marburg im Jahre 1539 bei F. Küch,
Beiträge, Beilage II S. 52, und L. Zimmermann,
Stipendiatenwesen, S. 90 f.
143
[11.] Von Gots gnaden vnser Pliilipsen Landgrauen zu Hessen,
Grauen zu Catzeneln- | pogen etc. Ordnung vnd beuelch, Wie es nun hinfürter mit
den Stipendijs vnd Stipendiaten, so hin vn wider auß | Schlossen, Stetten, Flecken,
Cloestern vnd Doerfern vnserer Fürstenthumb, Graueschafften vn lande in vnserer |
Vniuersitet Marpurg hiebeuor verordnet sein, gehalten werden soll
15391
[1] Erstlich soll ein jede statt, flecke, closter oder
dorf die ihme ufferlegte zal der stipendiaten zu ge-
pürlicher zeit in unser universitet anher schicken
und daran kein seumnus sein lassen, nemlich so-
bald ein stipendiat sein stipendium sieben jar lang
gehabt, soll derselbig seines gehabten stipendii ab-
stehen und ein ander an sein statt geschickt wer-
den. Es were dann sach, daß wirs ihm sonderlich
lenger nachließen und daß des die universitet unser
handschrift sehe.
[2] Zum andern soll ein jede statt, flecke, clorf
oder closter, dem stipendiaten zu halten uffgelegt
ist, das gelt zu underhaltunge der stipendiaten,
welches nun hinfürter alle jar einem jeden stipen-
diaten zwenzig gulden münz und nit weniger sein
soll, zu gepürlicher zeit erlegen unci anher einem
Rectori2, so jeder zeit hie sein wirdet, sampt Dok-
tor Johan Eiserman3 und dem Gerhardo Novio-
mago4 uberschicken, damit es dieselbigen fürter zu
notturft der stipendiaten haben auszugeben und
die stipendiaten nicht ihres gevallens damit hetten
umbzugehen.
[3] Zum dritten, wann in einicher statt, fleck,
dorf oder ort die gevelle oder erledigte beneficia zu
1 Originaldruck: Marburg StA, Verordnungen II/A 1
Pak. 1.
Abdruck: HLO 1,108f.; Hildebrand Nr. VI S. 30ff.
Druckvorlage: Originaldruck.
Bibliographie: Dommer Nr. 113a; Erman-Horn
II Nr. 13 723.
2 Derzeitiger Rektor: Johannes Eichmann gen. Dry-
ander, geb. 27. Juni 1500 Wetter, mag. artium in
Erfurt, Dozent der Mathematik Paris, 1535 Prof.
der Medizin und Mathematik Marburg, Gundlach,
Catalogus Nr. 293.
3 Johann Eisermann gen. Ferrarius Montanus, geb.
1485/86 Amöneburg, Studium der Theologie in
Wittenberg, Rektor der U. Wittenberg 1521/22,
Schöff in Marburg 1523, Lic. iuris 1524, Beisitzer
am Hofgericht 1524, Prof. der Rechte an der U.
gering sein würden, die des orts verordnet stipen-
diaten davon zu unterhalten, so soll solchs, und was
das järlich einkommen der beneficien des orts seie,
unserer universitet gründlich und wahrhaftig zu er-
kennen gegeben werden. Und wan dann die uni-
versitet befindet, daß die beneficia dero ort die de-
putirte stipendiaten zu unterhalten zu gering
weren, so soll die universitet macht haben, die zal
der stipendiaten dero ort zu ringern und an einem
andern ort, da vil beneficia und lehen sein, die zal
der stipendiaten zu größern, doch daß die hauptzal
aller stipendiaten in unsern fürstentumben und
landen, welcher hauptzal jetzo etwo ungeverlich
bis in die einhundert und sieben und dreißig ist5,
nit größer gemacht werde.
[4] Zum vierten wöllen wir haben, wann ein statt
oder fleck etc. die ihm ufferlegte stipendiaten allhie
in unser universitet nit alle oder keine geschickt
hat, daß nichts destoweniger dieselb statt oder
flecke etc. das gelt, so järlich uff solche stipendia-
ten verordent, anher dem Rectori, Ferrario und
Noviomago schicken soll, als lang bis daß sie die
stipendiaten schicken. Von demselbigen gelt sollen
die gemelten drei personen andere arme studenten
Marburg 1527, erster Rektor, Vizekanzler der U.
1536, † 1558; Gundlach, Zentralbehörden III,
55; II, 109. 114.
4 Gerhard Geldenhauer gen. Noviomagus (aus Ny-
megen), geb. 1482. Mönch im Kreuzträgerorden in
Loewen (1514), 1525 in Wittenberg protestantisch,
über Worms (1527), Straßburg und Augsburg (1531)
nach Marburg (1532), prof. historiarum cum pro-
phanae tum sacrae, 1534 mit der novi testamenti
praelectio beauftragt, † 10. Jan. 1542 in Marburg
an der Pest; Gundlach, Catalogus 544.
6 Vgl. das Verzeichnis der Stipendiaten auf der Uni-
versität zu Marburg im Jahre 1539 bei F. Küch,
Beiträge, Beilage II S. 52, und L. Zimmermann,
Stipendiatenwesen, S. 90 f.
143