Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0296
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1566

seinem angebornem elend und verdamnus erlöset
und dem Herrn Christo und seiner kirchen ein-
gepflanzet werden soll, sein zwei stück hoch von-
nöten.
(1) Erstlich, daß von euer und des kinds wegen
hie offentlich vor dieser gemein dem teufel, in wel-
ches reich und gewalt der sünden halben dieses
kind von natur steckt, durch euch abgesagt
werde.
(2) Das ander, daß das bekantnus des glaubens
an den waren Gott und den er gesandt hat, Jesum
Christum, erfolge, einen ewigen gnadenbund mit
Gott dem Vatter in Christo Jesu zu machen und
zu erhalten. Wenn diese beide stück verrichtet, soll
ihm die heilige tauf mitgeteilet werden. Derhalben
frage ich euch, gevattern, ob ihr hieher kommen,
solches von euer und dieses kinds wegen vor Gott
und der kirchen zu tun ? Antwort der gevatter: Ja,
mit der hülf Gottes. Alsdenn spricht der diener zur
kirchen: Ihr geliebten im Herrn, seid vermanet,
dieses fleißig zu merken, nit allein darumb, daß ihr
könnet dieses göttlichen werks glaubwirdige zeuge
sein, sonder viel mehr daß auch ein iglicher recht
betrachte, was er etwa Gott und der kirchen
bei der tauf verheißen hab und was unser Herr Gott
in seinem Sohn Christo vor ein gnadenreichen bund
mit ihm, do er getauft, ufgericht, damit ihr auch
demselbigen treulich nachsetzen möget.
Darnach bevehlet der diener dem gevattern, daß
er das kind zu sich neme und mit warem glauben
darstefle. Demnach spricht er den gevattern also
an: Bekennestu von ganzem herzen vor dich und
dieses ungetauft kind, daß es sei under des teufels
reich und gewalt von wegen der erbsünde und an-
derer sünde ? Derhalben entsagstu nun dem teu-
fel, allem seinem eingeben und werk, desgleichen
der welt und allem, was von und in der welt ist,
so uns vom glauben an Christum, von der liebe und
von allem, so zu unser seligkeit gehöret, abfüret ?
Antwort der gevatter: Ich entsage von ganzem her-
zen.
Weiter spricht der diener: So ist nun weiter von-
nöten umb des gnadenbunds willen Gottes in Chri-
sto, daß du den glauben, beide von deiner und des
kinds wegen, vor Gott und dieser kirchen beken-
nest. Darumb gleubstu von herzen an Gott den

Vatter, almechtigen schöpfer himmels und der
erden ? Antwort der gevatter: Ich gleubs von
herzen.
Spricht der diener: Erkennest und bekennest du
auch durch diesen glauben, daß Gott dein und die-
ses kinds, so bald es getauft, gnediger Gott sein
will, das ist euer vatter, erhalter und beschützer,
ja, daß er dies kind errette von der oberkeit der
finsternus und versetze es in das reich seines lieben
Sohns, an welchem es habe die erlösung durch sein
blut, nemlich die vergebung der sünden [Kol 1,13 f],
und daß er auch hinfurt dasselbige erlösen wölle
von allem bösen und ihm allerlei guts mitteilen,
welcher auch derhalb billich vor augen zu halten
und zu lieben sei ? Antwort der gevatter: Ich er-
kenne und bekenne es. Spricht der diener: Gleubstu
auch an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn
etc. ? Antwort der gevatter: Ich gleube von her-
zen.
Spricht der diener: Erkennestu auch und beken-
nestu durch diesen glauben, daß dieses kind, so es
getauft, durch die gnade und kraft des Sohns
Gottes Jesu Christi ein wares und lebendiges glied
der waren kirchen Christi werde, dero heupt Chri-
stus ist, und daß es in der taufe durchs blut Christi
gewaschen und gereiniget werde von allen sünden,
weil Christus auch umb dieses kinds sünde willen
gestorben und auferstanden zu seiner rechtferti-
gung und doher mit dem h. Geist begnadet, neu
geboren werde durch dieses bad der widergeburt
und erneuerung des h. Geistes, damit es durch Chri-
sti gnade gerecht und erbe sei des ewigen lebens
nach der hoffnung ? Antwort der gevatter: Ich er-
kenne und bekenne es.
Spricht der diener: Erkennest und bekennestu
in diesem glauben, daß der heflig Geist diesem kind,
wenn es getauft wird, gegeben werde, dasselbig
lehre und in alle warheit füre, auch tröste in allen
nöten und regire, daß es nach seiner gabe und weis
verlaugne alles gottlos wesen und alle weltliche
uppigkeit und aus warem glauben an Christum
einen gottseligen, züchtigen wandel füren möge,
als das nun billich erwartet die selige hoffnung der
zukunft des großen Gottes Jesu Christi und des
ewigen lebens ? Antwort der gevatter: Ich erkenne
und bekenne es.

280
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften