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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0315
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Kirchenordnung 1566

Sohn unsern Herrn sampt dem heiligen Geist, einigen
waren Gott, immer volkomner erkennen, herzlicher
lieben und bei ihren nechsten mit worten und all
ihrem leben je lenger je bestendiger und fruchtbarer
loben und preisen. Und wie du uns zugesagt hast,
was wir dich im namen deines lieben Sohns bitten,
das wöllest du uns geben, so verleihe auch ihnen,
welchen wir itzt in deinem namen die hend uflegen
und sie damit deiner gnedigen hand und deines hei-
ligen Geistes, des Geistes aller sterk und hilf, zu
rechtem christlichen leben vertrösten, daß sie nicht
zweifeln, du wöllest alwege ob ihnen halten mit dei-
ner göttlichen hand, sie zu schützen vor allem argen
und zu füren und leiten zu allem guten, und deinen
heiligen Geist nimmer von ihnen nemen, sondern
allezeit bei ihnen sterken und mehren, damit sie auch
sich diesem meister und fürer genzlich ergeben und
durch ihn in deiner gemeinschaft mit allen gleubigen
in rechtem gehorsam des evangelii fest erhalten und
enchich in alle warheit der volkomene fromkeit und
seligkeit gefüret werden, damit also in ihrem ganzen
leben dein göttlicher name immer mehr und mehr ge-
heihget werde, dein reich erweitert und einmal alles
bei uns uf erden mit solcher lust und liebe nach dei-
nem heiligen willen geschehe, wie das im himmel ge-
schicht, darzu gib uns auch unser täglich brot, alle
leibes notturft, gesundheit und friede, daß wir dies
dir zu lob gebrauchen mögen, und verzeihe uns unser
täglich fehl, wie itzund vor deinen augen wir allen
denen verzeihen, so uns je leids getan haben, und
laß uns den versucher, den bösen feind nimmermehr
mit seiner anfechtung obhegen, sonder erlöse uns
von ihm und allem argen, denn dein ist das reich,
die kraft und die herrligkeit in ewigkeit.
Darauf antwortet die ganze kirche: Amen.
Alsdenn gehet der diener zu idem, legt die hende
ihnen ufs heupt und spricht: Herr Jesu Christe, der
du gesagt hast, so ihr, die ihr böse seid, könt euern
kindern gute gaben geben, wie viel mehr wird der
Vatter im himmel den heiligen Geist geben denen,

Die Formel bei der Handauflegung ist zusammen-
gesetzt aus einem Teil, der im wesentlichen der Köl-
nischen Reformation 1543, Bl. 94r (Herr Jesu Chri-
ste, der du gesagt hast...) entnommen ist, und der
Benediktion ,,Nimm hin den hlg. Geist“ die der Kas-
seler KO 1539, Erfurter Druck (S. 126 Anm. 1) ent-

so ihn darumb bitten [Luk 11, 13], uf solche deine
verheißung vertröstet, sage ich zu diesem kinde in
deinem namen: Nim hin den heiligen Geist, schutz
und schirm vor allem argen, sterke und hilf zu allem
guten von der gnedigen hand Gottes des Vatters,
Sohns und heiligen Geistes, Amen86.
(11) Spricht weiter der diener zur ganzen gemein87:
Ihr geliebten im Herrn, ihr habt itzt selbst gehort
die bekantnus des glaubens dieser kinder von allen
artickeln, darumb sie gefragt worden, und daß die-
selbige bekantnus in allem einstimmet mit der be-
kantnus der rechten und algemeinen christlichen
kirchen, mit welcher ihr auch aus der heiligen schrift
solches underricht seid. Und dieweil von der ganzen
kirchen vor sie itzt gebeten, werden sie ohn zweifel
gezieret nht mancherlei geistlichen gaben und auch
billich zugelassen, mit andern gleubigen zum nacht-
mal Christi zu gehen, wird auch euer ampt sein, daß
ihr sie erkennet in Christo vor geliebte kinder Got-
tes, euer nechst verwandte brüder und euer und des
Herrn Christi miterben. Derhalben sollet ihr sie euch
ufs höchst befohlen lassen sein und allen christ-
hchen dienst und lieb an seele und leibe ganz willig
erzeigen und beweisen in Christo dem Herrn.
(12) Demnach wird so bald von der kirchen, die
hiemit ihre bewilhgung offenbaret, gesungen der
23. Psalm: Der Herr ist mein hirt etc.
(13) Zuletzt sagt der diener dank vor der ganzen
gemein also:
Herr Gott himmhscher Vatter88, der du aus deiner
unaussprechhcher weisheit und gerechtigkeit die ge-
heimnus deines reichs verbirgst vor den weltweisen
und offenbarest sie den kleinen unmündigen, wir alle
sagen dir dank vor deine große güte, durch welche
du auch diese unsere kinder würdig geacht hast zu
bringen zu solcher erkantnus, durch welche sie dei-
nen Sohn Jesum Christum und die warheit des evan-
gelii, durch ihnen offenbaret, nit allein von herzen
gleuben, sondern auch mit dem munde bekennen.
Wir bitten dich zugleich demütighch, flelich und ge-
stammt. Vgl. auch die KO Calenberg-Göttingen
1542, Sehling VI, 2, 843.
87 Herkunft ? - Die Ermahnung ist auch in die Öster-
reichische Agende 1571 aufgenommen worden.
88 Herkunft ? - Das Gebet ist ebenfalls in die Öster-
reichische Agende 1571 aufgenommen worden.

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