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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0317
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Kirchenordnung 1566

3. das gebet des Herrn,
4. das sacrament der heiligen taufe,
5. das abendmal des Herrn oder das sacrament des
leibs und bluts unsers Herrn Jesu Christi93.
Warzu dienen diese allesampt in gemein94?
Daß wir erkennen, ersthch wer wir seien und wie
wir mit unserm Herrn Gott stehen, darnach, wer
unser Herr Gott sei und wie wir mit ihm mögen ver-
sünet und vereiniget werden.
Sage her die zehen gebott Gottes.
Das erst gebott: Du solt nicht andere götter ha-
ben.
Das ander: Du solt den namen deines Gottes nicht
unnützlich füren.
Das dritte: Du solt den feiertag heiligen.
Das vierte: Du solt deinen vatter und deine
mutter ehren, uff daß dirs wol gehe und lange lebest
uf erden.
Das fünfte: Du solt nicht töten.
Das sechste: Du solt nicht ehebrechen.
Das siebend: Du solt nicht stelen.
Das achte: Du solt nicht falsch zeugnus reden
wider deinen nechsten.
Das neunte: Du solt nicht begeren deines nechsten
haus.
Das zehende: Du solt nicht begeren deines nech-
sten weib, knecht, magd, vihe, oder was sein ist95.
Was sagt nun Gott von diesen gebotten allen ?
Er sagt also: Ich, der Herr, dein Gott, bin ein
eiveriger Gott, der uber die, so mich hassen, die
sünde der vätter heimsuchet an den kindern bis ins
drite und vierte glied; aber denen, so mich lieben
und meine gebott halten, tue ich wol in tausend
glied, Exodi. 20 [5f.].
Item, verfluchet sei, wer nit alle diese wort des
gesetzes erfüllet, daß ers tue, Deut. 27 [26]96.
Warzu seind uns die zehen gebott Gottes nütz ?
93 Zum Aufbau der Fragstücke vgl. neben Luther auch
den Katechismus des Justus Menius, 1532; vgl.
Gf. Schmidt, Zur Katechismusliteratur des 16. Jh.
(VI); ZhistTheol 35, 1865, S. 318.
94 Vgl. wiederum Justus Menius, aaO. S. 317. Zur Be-
deutung des Katechismus von Justus Menius (in Er-
furt gedruckt!) für Hessen vgl. H. Jahr LXVIII.
Zu den Fragen nach dem „Nutzen“: Bucer, Kate-
chismen 1534. 1537; Matth. Zell 1536; Gräter 1537;
Brenz 1535; schon Capito 1527.
95 Der Text der Gebote folgt im ganzen Luther (Bek.

Zu zweierlei: Erstlich zeigen sie die sünde und offen-
baren Gottes zorn uber die sünde, dardurch wir ver-
ursacht werden, vergebung der sünden und trost
wider Gottes zorn und den ewigen tod bei unserm
Heiland Jesu Christo zu suchen. Zum andern lehren
sie, welches die gute werk seien, so die gleubigen und
neugeborne zu tun schuldig seind, ihren gehorsam
und dankbarkeit gegen den gnedigen Vatter im him-
mel damit zu beweisen.
Welches seind die artickel unsers christlichen glau-
bens ?
Dies seind sie97:
Der erste von der schöpfung: Ich gleube an Gott
den Vatter, almechtigen, schöpfer himmels und der
erden.
Der ander von der erlösung: Und an Jesum Chri-
stum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der ent-
pfangen ist vom heiligen Geist, geboren von der
jungfrauen Maria, gelitten unter Pontio Pilato, ge-
kreuziget, gestorben und begraben, nidergefaren zur
hellen, am dritten tage uferstanden von den toten,
aufgefaren gen himmel, sitzend zu der rechten Got-
tes, des almechtigen Vatters, von dannen er kommen
wird, zu richten die lebendigen und die toten.
Der dritte von der heiligung: Ich gleube an den
heiligen Geist, ein heilige christliche kirche, die ge-
meine der heiligen, vergebung der sünden, aufer-
stehung des fieisches und ein ewiges leben. Amen.
Warzu dienen uns die artickel des christlichen
glaubens ?
Daß wir unsern Gott daraus erkennen lernen, wer
er sei in seinem wesen und was sein gnediger wille
gegen uns sei.
Wer ist denn nun Gott in seinem wesen ?
Er ist Gott der Vatter, welcher den menschen und
alle kreaturen umb des menschen willen erschaffen
hat, Gott der Sohn, welcher mit seiner menschwer-
Schrr. 507 f.; zu den Abweichungen vgl. WA 30, I,
483 und J. Meyer, Luthers großer Katechismus
1914, S. 25 ff. und den Brenzschen Katechismus, ed.
Reu I, 1, 312, vor allem zu Gebot 4), während der
spätere Landeskatechismus der niederhessischen Kir-
che der reformierten Zählung sich anschließt.
96 Die beiden Voten zu den Geboten: a) Ex 20, 5f vgl.
Luther, Bek. Schrr. 510; b) Dt 27, 26 vgl. Heidel-
berger Katechismus, Fr. 10; vgl. auch den Katechis-
mus der Böhmischen Brüder, ed. Müller 249.
97 Vgl. Luther, Bek. Schrr. 510 ff.

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