Kirchenordnung 1566
dung, leiden, sterben und auferstehung den menschen
von sünden und ewigen tod erlöset kat, und Gott
der heilig Geist, welcher die menschen heiliget, das
ist durch den dienst des evangelii zurecht bringet
und darbei erhelt, drei underschiedliche personen in
einem einigen, ewigen unzertrenlichen wesen.
Kürzer also:
Es ist Gott der Vatter, Gott der Sohn, Gott der
heilig Geist, drei underschiedliche personen in einem
einigen ewigen unzertrenlichen wesen.
Was ist der gnedige wille Gottes ?
Daß er uns, welche er erschaffen, durch seinen
einigen Sohn erlöset und durch den heiligen Geist
in seine gemeine gesamlet und geheiliget hat, will
unsere sünde vergeben und nach diesem elenden ver-
genglichen leben setzen in das ewige selige leben.
Kürzer also:
Daß er uns will unsere sünde vergeben und mit-
teilen das ewige selige leben.
Warzu nutzet uns die erkantnus göttliches wesens
und willens ?
Daß wir daraus einen rechten glauben uberkom-
men und durch den glauben selig werden.
Wie laut das gebet des Herrn ?
Es lautet also98:
Unser Vatter, der du bist im himmel, geheiliget
werde dein name, dein reich komme, dein will ge-
sckeke wie im himmel also auch uf erden, unser täg-
lich brot gib uns heut und vergib uns unsere schuld,
als wir vergeben unsern schüldigern, und füre uns
nicht in versuchung, sonder erlöse uns von dem ubel.
Denn dein ist das reich und die kraft und die herlig-
keit in ewigkeit. Amen.
Warzu dienet das gebet des Herrn ?
Daß wir erkennen, alles was zu ufenthaltung die-
98 Das Gebet folgt in seiner Fassung zu Beginn der
reformierten Tradition (Unser Vater), in „erlöse uns
von dem Übel“ Luther, Bek. Schrr. 514. Zum ganzen
O.Weber 15.
99 Vgl. wiederum Justus Menius aaO. 317.
1 Im Abschnitt über die Sakramente weichen die Frag-
stücke am stärksten von Luther ab. Sie bieten zu-
nächst eine Lehre De sacramentis in genere, was der
lutherischen Tradition widerspricht. Eine allgemeine
Sakramentslehre findet sich auch bei Reinhard Ha-
damarius (ed. Reu I, 2, 2, 1035ff .), der auch zu
anderen Teilen der Fragstücke Parallelen aufweist,
vgl. O. Weber 16. - Zur Tradition vgl. noch Bucers
ses zeitlichen und erlangung des ewigen lebens ge-
hört, künt man nirgends anders woher haben dann
von Gott und es derhalben von ihm mit gleubigem
kerzen bitten und erlangen99.
Was seind die heiligen sacrament1 ?
Es seind göttliche handelunge, darinen Gott mit
sichtbaren zeichen die unsichtbare verheißene gnade
und güter versiegelt und ubergibt.
Warzu seind die sacrament eingesetzt ?
Zur bestetigung unsers glaubens an die göttlichen
verheißunge.
Wieviel seind sacrament im neuen testament ?
Zwei, die taufe und das abendmal des Herrn.
Was ist die taufe2 ?
Es ist ein göttliche handelung, in welcher uns Gott
durchs wasserbad und wort unsere sünde gnediglich
umb Jesu Christi willen vergibt, nimpt uns an zu
kindern und machet uns zu erben aller seiner him-
lischen güter.
Wie lauten die wort der einsatzung der heiligen
taufe ? Also Matthei am letzten [28, 19]: Gehet hin
in alle welt, leret alle völker und teufet sie im na-
men des Vatters, und des Sohns und des heiligen
Geistes. Und Marci am letzten [16, 16]: Wer da
gleubt und getauft wird, der wird selig, wer aber
nicht gleubt, der wird verdampt.
Warzu nützet uns die taufe ?
Daß wir damit versichert werden, Gott hab uns
zu seinen kindern angenommen und wölle sich in
allen dingen als ein gnediger gütiger Vatter gegen
uns erzeigen.
Was ist das abendmal unsers Herrn Jesu Christi3 ?
Das abendmal des Herrn ist ein sacrament oder
göttliche handlung, da der Herr Christus selbst
gegenwertig ist und ubergibt uns mit brot und wein
Katechismus 1534, ed. Reu I, 1, 38. 46; Brenz, ed.
Reu I, 1, 310; die Wittenberger Konkordie 1536,
bei Bizer 27, auf der die Aussage der Variata be-
ruht. Vgl. auch die Tetrapolitana, bei Bizer 28.
2 Vgl. Bucers Katechismus 1534, ed. Reu I, 1, 44.
59.
3 Vgl. wiederum Bucer, ed. Reu I, 1, 45 und Brenz,
ed. Reu I, 1, 313. Die entscheidende Eingangsfrage
Luthers (Bek. Schrr. 519f.) ist in Fortfall geraten,
das zweite Sakrament wird nicht, wie von Luther,
„Sakrament des Altars“ genannt; vgl. O.Weber
16f.
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dung, leiden, sterben und auferstehung den menschen
von sünden und ewigen tod erlöset kat, und Gott
der heilig Geist, welcher die menschen heiliget, das
ist durch den dienst des evangelii zurecht bringet
und darbei erhelt, drei underschiedliche personen in
einem einigen, ewigen unzertrenlichen wesen.
Kürzer also:
Es ist Gott der Vatter, Gott der Sohn, Gott der
heilig Geist, drei underschiedliche personen in einem
einigen ewigen unzertrenlichen wesen.
Was ist der gnedige wille Gottes ?
Daß er uns, welche er erschaffen, durch seinen
einigen Sohn erlöset und durch den heiligen Geist
in seine gemeine gesamlet und geheiliget hat, will
unsere sünde vergeben und nach diesem elenden ver-
genglichen leben setzen in das ewige selige leben.
Kürzer also:
Daß er uns will unsere sünde vergeben und mit-
teilen das ewige selige leben.
Warzu nutzet uns die erkantnus göttliches wesens
und willens ?
Daß wir daraus einen rechten glauben uberkom-
men und durch den glauben selig werden.
Wie laut das gebet des Herrn ?
Es lautet also98:
Unser Vatter, der du bist im himmel, geheiliget
werde dein name, dein reich komme, dein will ge-
sckeke wie im himmel also auch uf erden, unser täg-
lich brot gib uns heut und vergib uns unsere schuld,
als wir vergeben unsern schüldigern, und füre uns
nicht in versuchung, sonder erlöse uns von dem ubel.
Denn dein ist das reich und die kraft und die herlig-
keit in ewigkeit. Amen.
Warzu dienet das gebet des Herrn ?
Daß wir erkennen, alles was zu ufenthaltung die-
98 Das Gebet folgt in seiner Fassung zu Beginn der
reformierten Tradition (Unser Vater), in „erlöse uns
von dem Übel“ Luther, Bek. Schrr. 514. Zum ganzen
O.Weber 15.
99 Vgl. wiederum Justus Menius aaO. 317.
1 Im Abschnitt über die Sakramente weichen die Frag-
stücke am stärksten von Luther ab. Sie bieten zu-
nächst eine Lehre De sacramentis in genere, was der
lutherischen Tradition widerspricht. Eine allgemeine
Sakramentslehre findet sich auch bei Reinhard Ha-
damarius (ed. Reu I, 2, 2, 1035ff .), der auch zu
anderen Teilen der Fragstücke Parallelen aufweist,
vgl. O. Weber 16. - Zur Tradition vgl. noch Bucers
ses zeitlichen und erlangung des ewigen lebens ge-
hört, künt man nirgends anders woher haben dann
von Gott und es derhalben von ihm mit gleubigem
kerzen bitten und erlangen99.
Was seind die heiligen sacrament1 ?
Es seind göttliche handelunge, darinen Gott mit
sichtbaren zeichen die unsichtbare verheißene gnade
und güter versiegelt und ubergibt.
Warzu seind die sacrament eingesetzt ?
Zur bestetigung unsers glaubens an die göttlichen
verheißunge.
Wieviel seind sacrament im neuen testament ?
Zwei, die taufe und das abendmal des Herrn.
Was ist die taufe2 ?
Es ist ein göttliche handelung, in welcher uns Gott
durchs wasserbad und wort unsere sünde gnediglich
umb Jesu Christi willen vergibt, nimpt uns an zu
kindern und machet uns zu erben aller seiner him-
lischen güter.
Wie lauten die wort der einsatzung der heiligen
taufe ? Also Matthei am letzten [28, 19]: Gehet hin
in alle welt, leret alle völker und teufet sie im na-
men des Vatters, und des Sohns und des heiligen
Geistes. Und Marci am letzten [16, 16]: Wer da
gleubt und getauft wird, der wird selig, wer aber
nicht gleubt, der wird verdampt.
Warzu nützet uns die taufe ?
Daß wir damit versichert werden, Gott hab uns
zu seinen kindern angenommen und wölle sich in
allen dingen als ein gnediger gütiger Vatter gegen
uns erzeigen.
Was ist das abendmal unsers Herrn Jesu Christi3 ?
Das abendmal des Herrn ist ein sacrament oder
göttliche handlung, da der Herr Christus selbst
gegenwertig ist und ubergibt uns mit brot und wein
Katechismus 1534, ed. Reu I, 1, 38. 46; Brenz, ed.
Reu I, 1, 310; die Wittenberger Konkordie 1536,
bei Bizer 27, auf der die Aussage der Variata be-
ruht. Vgl. auch die Tetrapolitana, bei Bizer 28.
2 Vgl. Bucers Katechismus 1534, ed. Reu I, 1, 44.
59.
3 Vgl. wiederum Bucer, ed. Reu I, 1, 45 und Brenz,
ed. Reu I, 1, 313. Die entscheidende Eingangsfrage
Luthers (Bek. Schrr. 519f.) ist in Fortfall geraten,
das zweite Sakrament wird nicht, wie von Luther,
„Sakrament des Altars“ genannt; vgl. O.Weber
16f.
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