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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0343
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Kirchenordnung 1566

Gott den seinen geben wird. auch nichts verdam-
lichs ist an denen, die in Christo Jesu seind, die nicht
nach dem fleisch wandeln, sondern nach dem geist,
so solt ihr fest stehen und euch solcher gnaden des
lambs Gottes, das der welt sünde tregt, trösten und
wissen, daß die sünde, Gottes gericht, tod und hell
umb Christi willen mit euch nichts zu schaffen hat,
allein wenn ihr durch ware buß und glauben euch
zum Herrn Christo haltet, auch bedenken, daß durch
diese vetterliche züchtigung unser Herr Gott vet-
terlich mit euch handelt und nur zur rechten waren
buß und glauben an den Herrn Christum erwecken
will, derhalben ihr mit reuigem herzen Gott euern
Vatter aus warem glauben an den Herrn Christum
euere sünde bekennen und umb vergebung dersel-
bigen bei Gott anhalten solt und derhalb mit mir
von herzen sprechen, wie zuvor gesetzt.
Folget die beicht und bekantnus der sünden, dar-
auf die absolution33:
Es hat Gott, der Herr durch den propheten Eze-
chiel [Ez 18, 23] gesagt, er wolt nicht den tod des
sünders, sondern viel mehr, daß er sich bekere und
habe das leben. Derhalb er auch seinen eingebornen
Sohn Christum in die welt geschickt, damit wir ge-
wiß weren, daß er uns barmherzig sein wolle. Da-
her denn unser Herr Christus spricht [Luk 5, 32]:
Ich bin nicht kommen, zu beruffen die gerechten,
sondern die sünder zur buß; und [Joh 3, 36]: Wer
an mich gleubt, der hat das ewige leben. Darumb
er auch als das unschüldige lemlein für uns starbe,
unsere sünde truge und vor sie gnug tet und mit dem
schecher am kreuz nicht allein verzeihung der sün-
den, sondern auch das ewig leben verheißen hat allen
gleubigen [Luk 23, 43]. Auf solche verheißung sprech
ich euch sampt allen andern, die hie zugegen seind
und warlich gleuben, aus kraft euers glaubens und
göttlicher zusagung frei, ledig und los von allen
euern sünden. Im namen Gottes des Vatters, des
Sohns und des heiligen Geistes. Amen.
Und damit euer gewissen des herzlichen gnaden-
reichen bunds unsers Herrn Gotts des Vatters, in wel-
chem uns nicht allein verzeihung der sünden, son-
der auch die einschreibung göttliches gesatz in unser
herzen und die erbschaft des ewigen lebens verspro-

33 Herkunft?

chen ist, versichert werde und euer glaub an Chri-
stum gesterkt, auf daß ihr euch dem Herrn Christo
von herzen und genzlich als euerem einigen heiland
vertrauen und also aus warer herzlicher lieb ihm
genzlich zu geleben und auch zu ergeben, erweckt
werden mocht, so wird euch itzundert mitgeteilt auf
euer christlichs begeren die gemeinschaft unsers
Herrn Jesu Christi im sacrament seines leibs und
bluts. Derhalben so höret aus rechtem vertrauen die
tröstliche wort des heiligen nachtmals, uns von den
lieben evangelisten [Mt 26,26-28; Mk 14,22-24;
Luk 22, 19f] und aposteln [1. K 11, 23-25] also be-
schrieben: Unser Herr Jesus Christus etc.
Alsdenn redet der diener des worts mit klarer
stimm die wort der einsatzung des heiligen abend-
mals und reicht dem kranken das ganz sacrament
sampt denen, so auch etwan darbei und desselbigen
begerten, auch sich darzu geschickt hetten.
Post communionem.
Ihr habt itzunder gehort aus dem gnadenreichen
und tröstlichem wort des heiligen evangelii, dem ihr
denn vertrauen und fest ohn alles wanken von her-
zen glauben solt, wie Gott seines eingebornen Sohns
nicht verschonet, sondern ihn vor uns in tod geben
[Rm 8, 32], auf daß wir, so an ihn gleuben, ver-
gebung der sünde, die gnad Gottes und das ewige
leben durch seinen tod und blutvergießen gewißlich
bekommen möchten. Durch dasselbig leiden und
sterben euers heilands Christi wollet auch euch also
sterken, daß auch ihr, wo Gott uber euch gebieten
würde, freiwillig den tod in Christo mit freuden ge-
decht anzunemen, vertröst auf die reiche verheißung
unsers heilands Jesu Christi, vornemlich im evan-
gelisten Joanne uns versprochen, als da er sagt [Joh
5, 24]: Wer mein wort höret und gleubt dem, der
mich gesand hat, der wird nicht ins gericht kom-
men, sondern durch den tod ins ewig leben dringen.
Und abermals [Joh 11, 25]: Wer an mich gleubt, ob
er schon stirbt, wird er doch leben, und wie Chri-
stus vorhin getan, verzeihen allen denen, so wider
euch gehandelt haben, und Gott vor sie bitten, ja
auch von herzen begeren, daß man euch verzeihen
wolt, wo und wie ihr jemands beleidiget hettet. Ihr

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