Abschied 1575
[26.] Abschied
der siebten Generalsynode zu Marburg
15751
Als uf dero dürchleüchtigen und hochgebornen
fürsten und herren, Herrn Wilhelms, Herrn Lüdwigs,
Herrn Philipsen und Herrn Georgen, gebruder Land-
graven zu Hessen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz,
Ziegenhain und Nidda etc., unserer gnedigen fursten
und herren gnedigen bevelch und verordnung2ihrer
f. g. insonderheit darzu verordnete canzler, rete,
superintendenten und theologi3, den 25 ten tag
Aprilis alhier zu Marpurgk, den universalem syn-
odum ecclesiasticam daselbst zu halten, zusamen
kommen4, haben sie im namen des almechtigen ewi-
gen Gottes angefangen von nachfolgenden puncten5,
so zu erhaltung der reinen lehr und ausbreitung des
allein seligmachenden worts Gottes, auch zu richtig-
machung etzlicher in denen kirchen und schulen vor-
gefallener mengel gereichen, christlich und freund-
lich zu deliberieren und volgents sich darunter uf rati-
fication und gnedige beliebung hochgedachter unse-
rer gnedigen fursten und herren6 einhelliglich ver-
glichen und verabschiedet, wie hernach verzeichnet.
[1] Erstlich, dieweil hochgedachte unsere gnedige
fursten und herren zu allen und iden bis dahero so
wohl zu Cassel als auch alhier zu Marpurgk gehalte-
nen synodis mit sonderem ernst und hochstem vleiß
vornemblich dahin gnediglich verdacht gewesen, wie
in ihrer f. g. furstentumben, graveschaften, herschaf-
ten und gebieten allenthalben nicht allein das wort
Gottes nach einhalt der prophetischen und apostoli-
1 Handschriftliche Originale: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3; StA Marburg, 22 a 8 Nr. 15; Stifts-
und Superintendenturarchiv St. Goar, Stck. V Nr.
27.
Druckvorlage: Original Darmstadt.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden I, 133ff.;
Heppe, Kirchengeschichte I, 367ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 2. 3.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343 f.
2 Vgl. das Ausschreiben Wilhelms vom 21. März 1575
und das Schreiben Ludwigs an seine beiden Super-
intendenten (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3).
3 Vgl. S. 376.
4 Die Synode ist vom 25. April his 3. Mai in Marburg
gehalten worden.
schen schriften, auch der Augspurgischen Confession
und derselben Apologi7 rein, lauter und unverfelscht
gelehret, geprediget und ausgebreitet wurde, sondern
auch wie in den caeremoniis und gewonlichen kir-
chengepreuchen mit administration und ordentli-
cher verrichtung der heiligen sacramenten, kirchen-
disciplin und sonsten zu verhuetung allerhand erger-
licher und verwüstlicher nachrede bei denen wider-
sachern unserer religion ein christliche einigkeit und
conformitet angestellet und erhalten werden möchte,
auch derhalben aus sonders vorgehaptem rat und
christlichem bedenken mit großer muhe, arbeit und
unkosten underschiedliche ordnung, kirchenagenda
und reformation verfassen, in truck pringen und
publiciren lassen, so seind dieselbige ordnungen zu-
vorderst vor die hand genommen8, durchaus in allen
puncten und articuln mit vleiß besehen und daruf
zuvorderst von den herrn superintendenten und
theologis samptlich und sonderlich angehoret und
gefragt worden9, wie es mit anstellung und voln-
ziehung derselbigen ordnung allenthalben in ihren
kirchen und ihnen anbe vohlenen bezirken nahergehe,
und ob auch die in unsern kirchen bis daheren wohl
herprachte einigkeit der lehre in unserer wahren
christlichen religion in eines idern bezirk, so wohl in
kirchen als schulen, noch onzerruttet erhalten und
getrieben werde.
Als es dann an dem, daß die gedachte kirchen-
5 Eine landgräfliche Instruktion, wie etwa zu den
Generalsynoden der Jahre 1568—1571, hat wohl gar
nicht vorgelegen, vgl. das Votum Meiers bei Heppe,
Generalsynoden I, 134.
6 Ein Briefwechsel Wilhelms und Ludwigs entspann
sich nach der Synode auf Grund der in dem Abschied
festgelegten Entscheidungen.
7 Zur Anziehung der Apologie vgl. S. 355. 364. Sie
tritt hier nach der Agende 1574 das erste Mal in Ver-
bindung mit der CA auf.
8 Der Abschied besteht in seinem ersten Teil in der
Darlegung dessen, was die Superintendenten zu den
einzelnen Abschnitten der Reformationsordnung
vorgebracht haben.
9 Den Bericht der Superintendenten bei Heppe,
Generalsynoden I, 133 ff.
373
[26.] Abschied
der siebten Generalsynode zu Marburg
15751
Als uf dero dürchleüchtigen und hochgebornen
fürsten und herren, Herrn Wilhelms, Herrn Lüdwigs,
Herrn Philipsen und Herrn Georgen, gebruder Land-
graven zu Hessen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz,
Ziegenhain und Nidda etc., unserer gnedigen fursten
und herren gnedigen bevelch und verordnung2ihrer
f. g. insonderheit darzu verordnete canzler, rete,
superintendenten und theologi3, den 25 ten tag
Aprilis alhier zu Marpurgk, den universalem syn-
odum ecclesiasticam daselbst zu halten, zusamen
kommen4, haben sie im namen des almechtigen ewi-
gen Gottes angefangen von nachfolgenden puncten5,
so zu erhaltung der reinen lehr und ausbreitung des
allein seligmachenden worts Gottes, auch zu richtig-
machung etzlicher in denen kirchen und schulen vor-
gefallener mengel gereichen, christlich und freund-
lich zu deliberieren und volgents sich darunter uf rati-
fication und gnedige beliebung hochgedachter unse-
rer gnedigen fursten und herren6 einhelliglich ver-
glichen und verabschiedet, wie hernach verzeichnet.
[1] Erstlich, dieweil hochgedachte unsere gnedige
fursten und herren zu allen und iden bis dahero so
wohl zu Cassel als auch alhier zu Marpurgk gehalte-
nen synodis mit sonderem ernst und hochstem vleiß
vornemblich dahin gnediglich verdacht gewesen, wie
in ihrer f. g. furstentumben, graveschaften, herschaf-
ten und gebieten allenthalben nicht allein das wort
Gottes nach einhalt der prophetischen und apostoli-
1 Handschriftliche Originale: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3; StA Marburg, 22 a 8 Nr. 15; Stifts-
und Superintendenturarchiv St. Goar, Stck. V Nr.
27.
Druckvorlage: Original Darmstadt.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden I, 133ff.;
Heppe, Kirchengeschichte I, 367ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 2. 3.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343 f.
2 Vgl. das Ausschreiben Wilhelms vom 21. März 1575
und das Schreiben Ludwigs an seine beiden Super-
intendenten (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3).
3 Vgl. S. 376.
4 Die Synode ist vom 25. April his 3. Mai in Marburg
gehalten worden.
schen schriften, auch der Augspurgischen Confession
und derselben Apologi7 rein, lauter und unverfelscht
gelehret, geprediget und ausgebreitet wurde, sondern
auch wie in den caeremoniis und gewonlichen kir-
chengepreuchen mit administration und ordentli-
cher verrichtung der heiligen sacramenten, kirchen-
disciplin und sonsten zu verhuetung allerhand erger-
licher und verwüstlicher nachrede bei denen wider-
sachern unserer religion ein christliche einigkeit und
conformitet angestellet und erhalten werden möchte,
auch derhalben aus sonders vorgehaptem rat und
christlichem bedenken mit großer muhe, arbeit und
unkosten underschiedliche ordnung, kirchenagenda
und reformation verfassen, in truck pringen und
publiciren lassen, so seind dieselbige ordnungen zu-
vorderst vor die hand genommen8, durchaus in allen
puncten und articuln mit vleiß besehen und daruf
zuvorderst von den herrn superintendenten und
theologis samptlich und sonderlich angehoret und
gefragt worden9, wie es mit anstellung und voln-
ziehung derselbigen ordnung allenthalben in ihren
kirchen und ihnen anbe vohlenen bezirken nahergehe,
und ob auch die in unsern kirchen bis daheren wohl
herprachte einigkeit der lehre in unserer wahren
christlichen religion in eines idern bezirk, so wohl in
kirchen als schulen, noch onzerruttet erhalten und
getrieben werde.
Als es dann an dem, daß die gedachte kirchen-
5 Eine landgräfliche Instruktion, wie etwa zu den
Generalsynoden der Jahre 1568—1571, hat wohl gar
nicht vorgelegen, vgl. das Votum Meiers bei Heppe,
Generalsynoden I, 134.
6 Ein Briefwechsel Wilhelms und Ludwigs entspann
sich nach der Synode auf Grund der in dem Abschied
festgelegten Entscheidungen.
7 Zur Anziehung der Apologie vgl. S. 355. 364. Sie
tritt hier nach der Agende 1574 das erste Mal in Ver-
bindung mit der CA auf.
8 Der Abschied besteht in seinem ersten Teil in der
Darlegung dessen, was die Superintendenten zu den
einzelnen Abschnitten der Reformationsordnung
vorgebracht haben.
9 Den Bericht der Superintendenten bei Heppe,
Generalsynoden I, 133 ff.
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