Abschied 1575
und kirchendienern mit ernst widerumb iniungiren
und bevehlen, daß ein ider an seinem ort seine kirch
und gemeinde aus Gottes wort darjegen mit allem
vleiß underrichten und sie von solcher greulichen
sunde und abgotterei mit ernst verwarnen und dar-
von abhalten sölle, mit dero betrauung, da uber
solche ihre treue vermanung und erinnerung noch
etzliche, so die wahrsager und christallenseher con-
sultiren und rat fragen oder mit denselben gemein-
schaft haben und umbgehen wurden, daß dieselbige
iderzeit nicht allein durch die obrigkeit nach gele-
genheit und ermessung derselben sollen hertiglich
gestraft, sondern auch durch sie die pfarherren von
allen kirchenrechten, sonderlich aber der hailigen
hochwurdigen sacramenten bis auf kundliche poeni-
tenz und besserung abgewiesen werden.
[4] Darbeneben und zum vierten ist vorgelaufen,
wie das hin und wider vielfaltig klagens seie der zau-
berei halber, also daß den armen leuten an ihrem
viehe und sonsten merklicher abgang und onwider-
pringlicher schad daraußen zuwachs, und dan in son-
derheit nochmer zwo personen18, mutter und toch-
ter im ampt Blankenstein19, derhalben bei meniglich
etzlich jar hero ganz verdechtig gewesen, sie sollten
auch sich undereinander zauberschen gescholten
und eine der andern die zauberei, so durch sie geubt
sein soll, nachgesagt, so seind dieselbigen uf solchen
verdacht, auch vorgehende erkundigung anhero gen
Marpurgk gefenglich gepracht und werden daselbst
in haften gehalten.
Dieweil aber solchs ein hochwichtige und schwere,
ja fast bedenklich und praeiudicialsach, so ist die-
selbige den herrn abgeordenten superintendenten
und theologen zu beratschlagen auch vorgehalten,
haben demnach nach angehortem bericht einhellig-
lich dahin votiret, dieweil onzweifelich und aus Gottes
wort klar und offenbar, daß die zauberei nicht allein
ein schwere sunde seie jegen das erste und zweite
gebot Gottes, sondern auch beid im alten und
neuen testament ernstlich verboten und in alge-
18 Landgraf Ludwig hatte den Fall der beiden Zauberin-
nen der Synode vorlegen lassen und um ihr Gutachten
gebeten; vgl. Heppe, Generalsynoden I, 139ff.
19 Das Amt Blankenstein (Krs. Biedenkopf) war über
150 Jahre lang bis nach 1650 durch Rentmeister ver-
sehen; vgl. Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands IV, 1960, S. 165.
meinen beschriebenen christlichen und weltlichen
rechten20 heftig gestraft wurd, daß darumb solchem
ubel mit allem ernst pillich gewehret und sovielmog-
lich durch die christliche obrigkeit mit sonderm vleiß
demselben gesteuret werde, und es dann berurter
zweier personen halben die gelegenheit hat, daß sie
lange zeit ihrer zauberei beruchtiget, sich selbst un-
dereinander zauberschen gescholten, den nachpaurn
bei ihnen großer schad und onfall teglich an ihren
pferden und kühen, auch anderm viehe zugestan-
den, daß solchem allem nach dieselbige mit guetem
gewissen vor peinlich halsgericht gestelt und jegen
sie vermög der rechten pillich geklagt, gehandlet und
procediret werden möge.
[5] Was darnach vors funfte die heimliche verlob-
nus anlangt, obwohl darvon, wie es allenthalben dar-
mit gehalten werden solle, die furstliche ordnung
und agenda klar ziel und maß gibt, so ist doch dar-
neben erwenet worden, daß sich bisweilen und an
etzlichen ortern zutrag, wann zwo personen heim-
lichen christlicher ordnung und der kirchen disciplin
zujegen sich miteinander verlobt und ehelich zusa-
men versprochen haben, daß deren etzliche, darmit
sie der kirchen disciplin entfliehen und keine offene
poenitenz tuen, auch sich mit der kirchen, welche
sie geergert und mit ihrem bosen leben und heim-
lichen onzemblichen verlobnus beleidiget, nicht wie-
derumb versunen dorfen, sich unter andere her-
schaft oder zun papisten begeben21, daselbst copu-
liren und ehelich zusamengeben lassen und hernach
gleichwohl in der kirchen und gemeinde, welche sie
geergert, widerumb nidertuen und bei derselben
wohnen und mit ihnen umbgehen wollen, dieweil
dan dieselbige leute mit solchem ihrem ongehorsamb
und leichtfertigem leben die gemein Gottes nicht
allein hochlich geergert, sondern auch die kirchen
disciplin schimpflichen verachtet, so ist vor ratsamb
und notwendig angesehen, daß sie pillich andern
zum exempel erstlich mit dem torn ein zeit lang zu
strafen, und da sie hernach des orts geduldet wer-
20 Vgl. die Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V. von
1532 (ed. J. Kohler /Scheel, 1900), die von Land-
graf Philipp d.Ä. 1535 für Hessen in Geltung gesetzt
wurde; vgl. HLO I, 68 ff.
21 Vgl. dazu den Bericht der Superintendenten;
Heppe, Generalsynoden I, 141 f.
375
und kirchendienern mit ernst widerumb iniungiren
und bevehlen, daß ein ider an seinem ort seine kirch
und gemeinde aus Gottes wort darjegen mit allem
vleiß underrichten und sie von solcher greulichen
sunde und abgotterei mit ernst verwarnen und dar-
von abhalten sölle, mit dero betrauung, da uber
solche ihre treue vermanung und erinnerung noch
etzliche, so die wahrsager und christallenseher con-
sultiren und rat fragen oder mit denselben gemein-
schaft haben und umbgehen wurden, daß dieselbige
iderzeit nicht allein durch die obrigkeit nach gele-
genheit und ermessung derselben sollen hertiglich
gestraft, sondern auch durch sie die pfarherren von
allen kirchenrechten, sonderlich aber der hailigen
hochwurdigen sacramenten bis auf kundliche poeni-
tenz und besserung abgewiesen werden.
[4] Darbeneben und zum vierten ist vorgelaufen,
wie das hin und wider vielfaltig klagens seie der zau-
berei halber, also daß den armen leuten an ihrem
viehe und sonsten merklicher abgang und onwider-
pringlicher schad daraußen zuwachs, und dan in son-
derheit nochmer zwo personen18, mutter und toch-
ter im ampt Blankenstein19, derhalben bei meniglich
etzlich jar hero ganz verdechtig gewesen, sie sollten
auch sich undereinander zauberschen gescholten
und eine der andern die zauberei, so durch sie geubt
sein soll, nachgesagt, so seind dieselbigen uf solchen
verdacht, auch vorgehende erkundigung anhero gen
Marpurgk gefenglich gepracht und werden daselbst
in haften gehalten.
Dieweil aber solchs ein hochwichtige und schwere,
ja fast bedenklich und praeiudicialsach, so ist die-
selbige den herrn abgeordenten superintendenten
und theologen zu beratschlagen auch vorgehalten,
haben demnach nach angehortem bericht einhellig-
lich dahin votiret, dieweil onzweifelich und aus Gottes
wort klar und offenbar, daß die zauberei nicht allein
ein schwere sunde seie jegen das erste und zweite
gebot Gottes, sondern auch beid im alten und
neuen testament ernstlich verboten und in alge-
18 Landgraf Ludwig hatte den Fall der beiden Zauberin-
nen der Synode vorlegen lassen und um ihr Gutachten
gebeten; vgl. Heppe, Generalsynoden I, 139ff.
19 Das Amt Blankenstein (Krs. Biedenkopf) war über
150 Jahre lang bis nach 1650 durch Rentmeister ver-
sehen; vgl. Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands IV, 1960, S. 165.
meinen beschriebenen christlichen und weltlichen
rechten20 heftig gestraft wurd, daß darumb solchem
ubel mit allem ernst pillich gewehret und sovielmog-
lich durch die christliche obrigkeit mit sonderm vleiß
demselben gesteuret werde, und es dann berurter
zweier personen halben die gelegenheit hat, daß sie
lange zeit ihrer zauberei beruchtiget, sich selbst un-
dereinander zauberschen gescholten, den nachpaurn
bei ihnen großer schad und onfall teglich an ihren
pferden und kühen, auch anderm viehe zugestan-
den, daß solchem allem nach dieselbige mit guetem
gewissen vor peinlich halsgericht gestelt und jegen
sie vermög der rechten pillich geklagt, gehandlet und
procediret werden möge.
[5] Was darnach vors funfte die heimliche verlob-
nus anlangt, obwohl darvon, wie es allenthalben dar-
mit gehalten werden solle, die furstliche ordnung
und agenda klar ziel und maß gibt, so ist doch dar-
neben erwenet worden, daß sich bisweilen und an
etzlichen ortern zutrag, wann zwo personen heim-
lichen christlicher ordnung und der kirchen disciplin
zujegen sich miteinander verlobt und ehelich zusa-
men versprochen haben, daß deren etzliche, darmit
sie der kirchen disciplin entfliehen und keine offene
poenitenz tuen, auch sich mit der kirchen, welche
sie geergert und mit ihrem bosen leben und heim-
lichen onzemblichen verlobnus beleidiget, nicht wie-
derumb versunen dorfen, sich unter andere her-
schaft oder zun papisten begeben21, daselbst copu-
liren und ehelich zusamengeben lassen und hernach
gleichwohl in der kirchen und gemeinde, welche sie
geergert, widerumb nidertuen und bei derselben
wohnen und mit ihnen umbgehen wollen, dieweil
dan dieselbige leute mit solchem ihrem ongehorsamb
und leichtfertigem leben die gemein Gottes nicht
allein hochlich geergert, sondern auch die kirchen
disciplin schimpflichen verachtet, so ist vor ratsamb
und notwendig angesehen, daß sie pillich andern
zum exempel erstlich mit dem torn ein zeit lang zu
strafen, und da sie hernach des orts geduldet wer-
20 Vgl. die Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V. von
1532 (ed. J. Kohler /Scheel, 1900), die von Land-
graf Philipp d.Ä. 1535 für Hessen in Geltung gesetzt
wurde; vgl. HLO I, 68 ff.
21 Vgl. dazu den Bericht der Superintendenten;
Heppe, Generalsynoden I, 141 f.
375