Abschied 1580
[31.] Abschied
der elften Generalsynode zu Marburg
15801
Zu wissen: Nachdem die durchleuchtige hochge-
porne fursten und herrn, herr Wilhelm, herr Ludwig,
herr Philips und herr Georg, gebruder Landgrave zu
Hessen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegen-
hain und Nidda etc., unsere gnedige fursten und
herrn, zufolg der bruderlichen erbvereinigung2 aber-
mal den jarlichen synodum alhier zu Marpurgk ver-
ordnet3 und angestelt, darzu hochgedachter Land-
graf Philips, unser gnediger furst und herr, diesmal
nimants geschickt, sonder von wegen eingefallener
unversehenlicher leibs schwacheit seiner furstlichen
gnaden hirzu abgefertigten superintendenten ent-
schuldigung eingewent, aber hoch ernenter der an-
dern dreier gepruder unserer gnedigen fursten und
herrn deputirte superintendenten und theologen
hernach benente4 gehorsamlichen erschinen und
denselben in dem namen Gottes nach gewohnlicher
1 Handschriftliche Originale: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3 und Konv. 5 Fasc. 3; StA Marburg,
22 a 8 Nr. 15.
Abschriften: StA Marburg, 22 a 8 Nr. 15 und Nr. 21;
StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 1 und 3.
Druckvorlage: Original Darmstadt.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden II, 82ff.
und Urkundensammlung 42ff.; Heppe, Kirchen-
geschichte I, 414ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Marburg, 22 a 1
Pak. 4; 22 a 8 Nr. 15 und 21; StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3; Konv. 5 Fasc. 1 und 3.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343 f.
2 Vgl. S. 343.
3 Die Synode sollte zunächst an Trinitatis zusammen-
treten, mußte jedoch wegen des Besuches des Mark-
grafen Georg Friedrich von Brandenburg verscho-
ben werden. So schrieb Landgraf Wilhelm im Ein-
vernehmen mit Landgraf Ludwig die Synode für
den 4. Juli aus. Die Synodalen sollten am Abend des
3. Juli nach Marburg einkommen; vgl. dazu das Aus-
schreiben Wilhelms für seinen Superintendenten
Christian Grau vom 18. Juni 1580 (StA Marburg, 22
a 8 Nr. 21), seinen Brief an Landgraf Georg vom
18. Juni 1580 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc.
1); die Instruktion Wilhelms für seine Räte und Su-
perintendenten vom 30. Juni 1580 (StA Marburg, 22
a 8 Nr. 15 und 21); ferner das Schreiben Landgraf
Ludwigs an Landgraf Philipp vom 30. Mai 1580 und
den Brief Landgraf Georgs an Ludwig vom 12. Juni
1580 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3).
386
zu Gott dem allmechtigen und jegen ihre furstli-
che gnaden beschehener underteniger danksagung
angefangen, daß sich gedachte superintendenten
und theologen nachgesetzter punkten halben christ-
lich und freundlich underredt und daruf mit aller-
seits guten wissen und willen verglichen und verab-
schidt haben, wie hernach folgt5.
[1] Anfenglichen, so viel die kirchenordnung und
die darin verleibte punkten anlangt, haben die su-
perintendenten insgemein jegeneinander die erwe-
nung getan6, daß gleichwohl dieselbige mehrerteils
an einem idern ort gehalten, außerhalb daß es noch
an etzlichen wenigen orten an ansetzung der seniorn
mangelte7, auch zum teil, da die seniores gleich ver-
ordnet, doch dieselbige dasjenige, so ihr ampt zu er-
haltung guter kirchendisziplin und zucht erforderte,
nit allenthalben mit dem vleiß und ernst, wie sich
4 Vgl. S. 387f.
5 Die Instruktion Wilhelms und vor allem das Proto-
koll der Synode (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4
Fasc. 3) ergibt ein anderes Bild der Synode, als dies
nach dem Abschied zu vermuten ist. Hauptthema
der Synode war die Frage nach dem Consensus doc-
trinae. Die Frage war erneut aufgebrochen, nach-
dem das Konkordienbuch im Druck erschienen war.
Da jedoch die Vertreter der Nieder- und der Ober-
hessen — trotz einer proponierten Abschiedsfor-
mel — sich über die Formulierung eines gemeinsamen
Abschiedes, den Consensus betreffend, nicht einigen
konnten, wurden in dem Abschied nur die reinen
Synodalia aufgenommen (vgl. das Protokoll der
Synode: Als nun letzlich kein vergleichung hierin
hat getroffen werden konnen, hat dieser punct, wie-
wohl er principalis ist, vom abschied diesmals ausge-
setzt werden mussen und dahin gestelt, daß unsern
gnedigen fursten und herren darvorn zuforderst re-
lation beschehen solte, damit ihre f. g. darunter selbst
zu grundlicher erörterung dieses der theologen un-
gleichen verstandes ordnung geben möchten). Über
den Gang der Verhandlungen vgl. Heppe, Kirchen-
geschichte I, 414ff. und Heppe, Generalsynoden
II, 111 ff. und Urkundensammhmg 42 ff.; hier ist ein
großer Teil der Akten verarbeitet.
6 Vgl. das Protokoll der Synode (StA Marburg, 22 a 8
Nr. 21) und Heppe, Generalsynoden II, 88.
7 Vgl. etwa den Bericht Tholdes über die Spezial-
synode vom 20. Juni; Heppe, Generalsynoden II,
91 Anm. * *.
[31.] Abschied
der elften Generalsynode zu Marburg
15801
Zu wissen: Nachdem die durchleuchtige hochge-
porne fursten und herrn, herr Wilhelm, herr Ludwig,
herr Philips und herr Georg, gebruder Landgrave zu
Hessen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegen-
hain und Nidda etc., unsere gnedige fursten und
herrn, zufolg der bruderlichen erbvereinigung2 aber-
mal den jarlichen synodum alhier zu Marpurgk ver-
ordnet3 und angestelt, darzu hochgedachter Land-
graf Philips, unser gnediger furst und herr, diesmal
nimants geschickt, sonder von wegen eingefallener
unversehenlicher leibs schwacheit seiner furstlichen
gnaden hirzu abgefertigten superintendenten ent-
schuldigung eingewent, aber hoch ernenter der an-
dern dreier gepruder unserer gnedigen fursten und
herrn deputirte superintendenten und theologen
hernach benente4 gehorsamlichen erschinen und
denselben in dem namen Gottes nach gewohnlicher
1 Handschriftliche Originale: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3 und Konv. 5 Fasc. 3; StA Marburg,
22 a 8 Nr. 15.
Abschriften: StA Marburg, 22 a 8 Nr. 15 und Nr. 21;
StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 1 und 3.
Druckvorlage: Original Darmstadt.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden II, 82ff.
und Urkundensammlung 42ff.; Heppe, Kirchen-
geschichte I, 414ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Marburg, 22 a 1
Pak. 4; 22 a 8 Nr. 15 und 21; StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3; Konv. 5 Fasc. 1 und 3.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343 f.
2 Vgl. S. 343.
3 Die Synode sollte zunächst an Trinitatis zusammen-
treten, mußte jedoch wegen des Besuches des Mark-
grafen Georg Friedrich von Brandenburg verscho-
ben werden. So schrieb Landgraf Wilhelm im Ein-
vernehmen mit Landgraf Ludwig die Synode für
den 4. Juli aus. Die Synodalen sollten am Abend des
3. Juli nach Marburg einkommen; vgl. dazu das Aus-
schreiben Wilhelms für seinen Superintendenten
Christian Grau vom 18. Juni 1580 (StA Marburg, 22
a 8 Nr. 21), seinen Brief an Landgraf Georg vom
18. Juni 1580 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc.
1); die Instruktion Wilhelms für seine Räte und Su-
perintendenten vom 30. Juni 1580 (StA Marburg, 22
a 8 Nr. 15 und 21); ferner das Schreiben Landgraf
Ludwigs an Landgraf Philipp vom 30. Mai 1580 und
den Brief Landgraf Georgs an Ludwig vom 12. Juni
1580 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3).
386
zu Gott dem allmechtigen und jegen ihre furstli-
che gnaden beschehener underteniger danksagung
angefangen, daß sich gedachte superintendenten
und theologen nachgesetzter punkten halben christ-
lich und freundlich underredt und daruf mit aller-
seits guten wissen und willen verglichen und verab-
schidt haben, wie hernach folgt5.
[1] Anfenglichen, so viel die kirchenordnung und
die darin verleibte punkten anlangt, haben die su-
perintendenten insgemein jegeneinander die erwe-
nung getan6, daß gleichwohl dieselbige mehrerteils
an einem idern ort gehalten, außerhalb daß es noch
an etzlichen wenigen orten an ansetzung der seniorn
mangelte7, auch zum teil, da die seniores gleich ver-
ordnet, doch dieselbige dasjenige, so ihr ampt zu er-
haltung guter kirchendisziplin und zucht erforderte,
nit allenthalben mit dem vleiß und ernst, wie sich
4 Vgl. S. 387f.
5 Die Instruktion Wilhelms und vor allem das Proto-
koll der Synode (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4
Fasc. 3) ergibt ein anderes Bild der Synode, als dies
nach dem Abschied zu vermuten ist. Hauptthema
der Synode war die Frage nach dem Consensus doc-
trinae. Die Frage war erneut aufgebrochen, nach-
dem das Konkordienbuch im Druck erschienen war.
Da jedoch die Vertreter der Nieder- und der Ober-
hessen — trotz einer proponierten Abschiedsfor-
mel — sich über die Formulierung eines gemeinsamen
Abschiedes, den Consensus betreffend, nicht einigen
konnten, wurden in dem Abschied nur die reinen
Synodalia aufgenommen (vgl. das Protokoll der
Synode: Als nun letzlich kein vergleichung hierin
hat getroffen werden konnen, hat dieser punct, wie-
wohl er principalis ist, vom abschied diesmals ausge-
setzt werden mussen und dahin gestelt, daß unsern
gnedigen fursten und herren darvorn zuforderst re-
lation beschehen solte, damit ihre f. g. darunter selbst
zu grundlicher erörterung dieses der theologen un-
gleichen verstandes ordnung geben möchten). Über
den Gang der Verhandlungen vgl. Heppe, Kirchen-
geschichte I, 414ff. und Heppe, Generalsynoden
II, 111 ff. und Urkundensammhmg 42 ff.; hier ist ein
großer Teil der Akten verarbeitet.
6 Vgl. das Protokoll der Synode (StA Marburg, 22 a 8
Nr. 21) und Heppe, Generalsynoden II, 88.
7 Vgl. etwa den Bericht Tholdes über die Spezial-
synode vom 20. Juni; Heppe, Generalsynoden II,
91 Anm. * *.