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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0406
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Abschied 1581

innert und vermahnet worden6, daß sie in betrach-
tung, was hoch ermelten unsern gnedigen fursten
und herrn und ihrer f. g. allerseits kirchen, schue-
len, landen und leuten an friedlichem wesen und ein-
tracht gelegen, demselben exempel volgen, sich vor
zank, hader und trennung nach aller moglicheit hue-
ten, den vorigen consens und eintracht treulich fo-
viren und sich aller friedfertigkeit und bruederlichen
eintracht undereinander bevleißigen wolten, ferers
inhalts bescheene proposition7.
Darauf sie anfenglich ihren f.g. vor diese gnedige
vermanung undertenigen dank gesagt und sich fer-
ner dahin erklert, ob wohl nicht ohn, daß sonderlich
in articulo de persona Christi dieser zeit etwas streits
und mißverstand sein moge, so weren sie doch des-
sen miteinander freundlich und bruederlich einig,
von solchem articul in kirchen und schuelen dieser
lande nach8 inhalt prophetischer und apostolischer
schriften, der dreier heubt symbolen9, bewerter alter
oecumenicorum conciliorum10, epistel Leonis ad
Flavianum, Augspurgischer Confession, Apologie
und Schmalkaldischer Articul11 zu gleuben, zu leh-
ren und ihren consens bei diesem articul uf itzt be-
melte schriften zu grunden12, auch in erklerung die-
ses hohen geheimnis, wan es die notturft erfordert,
6 Vgl. die Instruktion Ludwigs vom 29. Juli (StA
Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 2).
7 Vgl. die Proposition Wilhelms (StA Darmstadt, V A
1 Konv. 5 Fasc. 4). Auf diese Proposition Wilhelms
bezieht sich das Antwortschreiben der auf der Syn-
ode versammelten Theologen (StA Darmstadt, V
A 1 Konv. 5 Fasc. 4).
8 Die folgenden Formulierungen über den Consensus
doctrinae stammen nahezu wörtlich aus dem Ab-
schied der politischen Räte (vgl. Anm. 5).
9 Nach der proponierten Abschiedsformel von 1580
sind gemeint: Apostolicum, Nicaenum (= Nicaeno-
(Constantinopolitanum) und Athanasianum ; vgl.
Heppe, Generalsynoden II, 137.
10 Während die Instruktion Ludwigs (vgl. Anm. 5)
von den ,,vier Hauptkonzilien“ spricht, zählt die
proponierte Abschiedsformel von 1580 die Kon-
zilien auf: Nicaenum, Constantinopolitanum, Ephe-
sinum und Chalcedonense; vgl. Heppe, General-
synoden II, 137.
11 Die Zufügung der Schmalkaldischen Artikel ist gegen-
über der proponierten Abschiedsformel neu, jedoch
weist schon die Instruktion Ludwigs die Artikel auf,
so daß zu vermuten ist, daß sie auf Drängen der
Oberhessen in den Abschied der politischen Räte
und in den Abschied der Generalsynode aufgenom-
men wurden.
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allein die in denselben schriften verfaßte phrases
einfaltig und ohn alle spitzfindigkeit zu geprauchen,
sonstet aber alle ungewonliche, unnotige, undinst-
liche, furwitzige, disputirliche und uf zank auslau-
fende fragen und neue art zu reden nach der treuen
warnung des apostels Pauli13 hindan zu setzen und
sich der dabevor bei lebzeiten unsers alten gnedigen
fursten und herrn hochloblicher und seliger gedecht-
nus wolherprachter kundlicher eintracht und fried-
fertigkeit treulich und ohn alle gevehrde zu halten;
gleichwol aber solte hierdurch keinem sein gewissen
uf ein solchen fall, da von einem oder dem andern
sein bekantnus und meinung von diesem articul er-
fordert wurde, verstrickt, verknupft und verbunden
sein, jedoch daß in dem zu zerruttung gemeiner ruhe
und friedfertigkeit kein gevehrde gepraucht, auch
in lehren, predigen und schreiben keiner vom andern
ungutlich perstringirt werde14.
Signatum Cassel, am funften Augusti anno domi-
ni funfzehenhundert achtzig und eins.
Johan Meisenbugk15, Landvogt, von meiner
selbst und des statthalters Eckebrechts von
der Malsburgks16 wegen sst.
Reinhard Scheffer, canzler, sst.
12 Um die Frage des ,,zu grunden“ hatte es zwischen
dem nieder- und dem oberhessischen Standpunkt
schon vor der Synode Unstimmigkeiten gegeben;
vgl. die Instruktion Ludwigs, die sich auf den Ein-
wurf des Aegidius Hunnius stützt. Um diese Un-
stimmigkeiten aus dem Wege zu räumen, hatte sich
die Versammlung der politischen Räte bemüht, vgl.
den Bericht der Räte Ludwigs an ihren Landgrafen
vom 31. Juli 1581 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5
Fasc. 4). Vgl. auch daraufhin die Erklärung des Hun-
nius auf den Abschied der Kasseler Generalsynode
1581 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 4).
13 Vgl. 1. Tim 4, 7; 6, 20; 2. Tim 2, 16. 23; Tit 1, 14;
3, 9.
14 Es folgen Spezialgebrechen.
15 Johann Meysenbug, 1539 Studium in Heidelberg,
1544 in Marburg, 1557 Rat und Landvogt an der
Werra, † 1587; vgl. Gundlach, Zentralbehörden
III, 171.
16 Vgl. zu Eckebrecht von der Malsburg, S. 362 Anm.
45; Reinhard Scheffer, S. 350 Anm. 29; Heinrich
Hund, S. 350 Anm. 30; Bartholomaeus Meier,
S. 348 Anm. 7; Lucas Maius, S. 388 Anm. 17;
Christian Grau, S. 350 Anm. 34; Johannes Schim-
melpfeng, S. 362 Anm. 55; Casparus Arcularius,
S. 381 Anm. 19; Arnoldus Sartor S. 385 Anm. 17;
Valentinus Schonerus, S. 388 Anm. 18; Dionysius
 
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