Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Abschied 1582

[33.] Abschied
der dreizehnten Generalsynode zu Marburg
15821

Zu wissen: Als die durchleuchtige und hochge-
geborne fürsten und herrn, Herr Wilhelm, Herr
Ludwig, Herr Philips und Herr Georg, gebrudere
Landgraven zu Hessen, Graven zu Catzenelnbogen,
Dietz, Ziegenhain und Nidda etc., unsere gnedige
fursten und herrn vermög ihrer f.g. bruderlichen
vergleichung2 den algemeinen und general synodum
durch ihrer f.g. superintendenten und prediger dies
jahrs alhir zu Marpurgk, den 11. Julii zu halten fur-
genommen3, darauf auch nachbenante superinten-
denten und prediger4 gehorsamblich erschienen, so
haben dieselben nach embsigem gebet und anruffung
des almechtigen, einigen und ewigen Gottes und
vatters unsers Herrn und erlösers Jesu Christi, daß
er durch beistand seines heiligen Geistes alles diri-
giren und in diesen landen, kirchen und schulen sein
heiliges und seligmachendes wort gnedig erhalten
wolle, in beisein dero von hochgedachten unsern
g.f. und herm zu dem synodo verordneten politi-
schen räten5 sich miteinander christlich, freundlich
und bruederlich underredet und verabschiedet, wie
volget.
Und nachdem anfenglich in namen unserer g.f.
und herrn gedachte politische räte den superinten-
denten und predigern proponirt6, wie hoch und viel
daran gelegen, daß negst der reinen lehr des heiligen

1 Handschriftliches Original: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 5 Fasc. 4.
Abschrift: StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 3.
Druckvorlage: Original.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden II, 225ff.;
Heppe, Kirchengeschichte I, 435ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Marburg, 22 a 1
Pak. 4; StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 3 und
4.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343f.
2 Vgl. S. 343 Anm. 2.
3 Vgl. das Ausschreiben Ludwigs für seine Abgeord-
neten vom 21. Juni 1582 (StA Darmstadt, V A 1
Konv. 5 Fasc. 4) und die Instruktion Wilhelms für
seine Synodalen vom 7. Juli 1582 (StA Marburg, 22
a 1 Pak. 4; vgl. Heppe, Generalsynoden II, 225f.).
4 Vgl. S. 393.
5 Vgl. S. 393.

evangelii und wort Gottes auch der wolherbrachte
wohlstand, ruhe und frid in dieser land kirchen und
schulen erhalten werde, und sie dessen in vorgehen-
dem 81. jahr uf dem synodo zu Cassel ufgerichten
abschiedts7, auch ihrer f.g. darauf ervolgter erkle-
rung, ratification und bevelch8, daß die superinten-
denten ein jeder in seinem bezirk den pastoribus
sich solchem abschiedt gemeß zu halten iniungiren
und verschaffen wolten, erinnert und, wie demselbi-
gen gelebt, gefragt, als haben die erscheinende
superintendenten und prediger negst underteniger
danksagung, daß unsere g. f. und herrn mit solchem
christlichen eifer ihnen die kirch Gottes bevohlen
sein lassen, underschiedlich angezeigt und berich-
tet9, welcher gestalt ein jeder superintendens in sei-
nem bezirk den pastoribus, sich gemelts abschiedts
der gepur zu verhalten, uferlegt und daß dem also
gelebt und nachgesetzt werde, derhalben hetten sie
in ihren gehaltenen particular synodis, visitationen
und sonsten bis anhero kein mangel befunden, nach
gespuret, wolten es auch nachmals bei obberurtem zu
Cassel ufgerichtem abschiedt und beider unserer g.f.
und herrn beschehenen erklerung10 und beliebung
durchaus bewenden lassen und sich der dabevor bei
lebzeiten unsers alten g.f. und herrn hochloblicher
und gottseliger gedechtnus wohlherbrachter kund
6 Die von den Kasseler Räten konzipierte Abschieds-
formel bei Heppe, Generalsynoden II, 248.
7 Vgl. S. 389 f.
8 Vgl. den Schriftwechsel der beiden Landgrafen Wil-
helm und Ludwig nach Beendigung der General-
synode 1581 (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc.
4; bei Heppe, Generalsynoden II, 213ff.). Vgl. auch
die Instruktion Landgraf Wilhelms für seine zur
Synode verordneten Räte und Theologen vom 7.
Juli 1582 (StA Marburg, 22 a 1 Pak. 4; Heppe,
Generalsynoden II, 225).
9 Vgl. dazu Heppe, Generalsynoden II, 228ff.
10 Die Oberhessen bestanden auf der Erklärung Land-
graf Ludwigs vom 7. Sept. 1581 (StA Darmstadt,
V A 1 Konv. 5 Fasc. 4; Heppe, Generalsynoden II,
214ff., 248f.), um die Umklammerung durch den Ab-
schied von 1581 zu durchbrechen und die Möglich-
keit einer freieren Auslegung des Abschiedes aufzutun.

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