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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0423
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Reformationsordnung 1572

möchten, in dem dann alleweg mit unserm als des
landsfürsten und unser verordenten regierung vor-
wissen, rat und bedenken gehandelt und volnfahren
werden soll.
Da aber ein ehemann in werender ehe und ein
ledige person sich miteinander fleischlichen ver-
mischen werden, so sollen sie beide in haften gezogen,
ein viertel jars darin enthalten, mit wasser und brod
gespeiset und alsdann uf erlegung einer gebühr-
lichen geldstraf, vor das erste mal, und, sofern hoff-
nung der besserung bei ihnen ist, wieder erledigt und
geduldet, das ander mal doppel und noch eins so
hart, auch darüber mit verweisung uf ein jar unge-
vehr nach gelegenheit gestraft, aber das dritte mal
mit ruten ausgestrichen und des lands ewig verwie-
sen werden.
Nachdem wir nun diese ordnung zu beforderung
der ehr Gottes und seines allein seligmachenden
worts, auch erhaltung christlicher zucht, erbarkeit
und guter policei und gewisser straf des ubels mit
gutem bedacht ufgerichtet, so tun wir dieselbige
allen und jeden superintendenten und pfarherrn,

auch sonstet in gemein allen unsern undertanen, sie
seien edel oder unedel, hiermit offentlich publicieren
und mit gnedigem ernst bevehlen, daß ein jeder an
seinem ort sich derselben unserer ordnung bei ver-
meidung darin verleibter straf gehorsamlich und ge-
meß verhalte, und sonderlich wöllen wir, daß unsere
statthalter, landvögte, oberamptleute, amptmanne,
rentmeister, schultheißen, auch burgermeister und
räte in den stetten über dieser unserer ordnung mit
besonderm ernsten fleiß halten, daß auch die schef-
fen an den peinlichen gerichten hinfüro der ehe-
brecher halber nach dieser unserer constitution ur-
teilen und erkennen, darumb sich ein jeder selbst
vor schaden und nachteil zu hüten und vorzusehen
wissen wird.
In urkund unserer zu end ufgetruckten secreten.
Geben den ersten Augusti, Anno Domini 1572.
Getruckt zu Marpurg durch Augustinum Colbium
im jahr nach der geburt Christi, unsers Herren und
seligmachers, 1572.

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