Agende 1574
wort predigen, teufen, das abendmahl des Herrn über-
reichen, in der ersten kirchen nach der apostel zeiten
den weibern nicht gestattet worden sei, ist gnugsam
zu vernemen aus dem buch des alten lehrers Ter-
tulliani, de virginibus velandis80, wie dann auch in
Concilio Carthaginensi quarto81 austrücklich ver-
boten wird, die weiber söllen nicht teufen. Der-
halben soll den wehemüttern und andern weibern
mit allem ernst undersagt und sie dahin angehalten
werden, daß sie, wo etwa die kinder schwach weren,
des teufens sich nicht undernemen, sondern den
kirchendiener, es sei am tage oder in der nacht, for-
dern, welcheu diese action, ob sie gleich sonst für
der gemeinen kirchen allein zu verrichten, im fal der
not auch wol privatim in jegenwertigkeit frommer
christen, deren hierzu so viel in der eil müglich, et-
liche erfordert werden sollen, anstellen mag, gleich
wie auch nach dem exempel etlicher alten lehrer und
kirchendiener und gemeinem jetzigen gebrauch das
abendmahl des Herrn Jesu Christi den kranken in
jegenwertigkeit etlicker andern frommen christen
verhandreichet wird. Und hieran söllen sich die
diener göttlichs worts nichts hindern lassen, sondern
sobald sie zu solchen kranken kindern gefordert
werden, ohn allen verzug und aufhalt erscheinen
und ihnen die taufe mitteilen. Da man aber doch
den pfarherrn in der eil nicht haben könt und die
höchste not vorhanden, söllen die leut dahin ange-
wiesen und vermanet werden, daß in solchem fal die,
so darbei seind, unsern Herrn Gott zuvor anrufen
und ein Vater unser beten, wenn solchs geschehen,
alsdenn darauf teufen im namen des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes, und daß man dann
nicht zweifele, das kind sei recht und gnugsam ge-
tauft und nicht soll anderwert in der kirchen oder
sonst getauft werden.
vDoch sollv man solch kind, wenn es am leben
bleibt, in die kirchen tragen, daß der pfarherr die
u welcher B
v-v Doch ob man will, so mag B
w-w fehlt B
x + were B
y-y fehlt B
z fehlt B
80 Tertullian, De virginibus velandis 9, 2; MPL 2, 901 f.;
CSEL 76, 92; CCL 2, 1218. Vgl. auch Kirchenord-
nung 1566, S. 282.
leut frage, ob sie auch gewiß seien, daß das kind
recht getauft sei, und mit was weise und worten sie
es getauft haben. Und wo sie dann sagen werden,
daß sie Gott wüber dem kindew angerufen und
nach beschehenem gebet im namen des Vaters, des
Sohns und des heiligen Geistes getauft haben, und
daß sie nicht zweifeln, sondern des aufs gewissest
seien, wenn das kindlein gleich so bald gestorbenx,
ydaß es dennoch rechtschaffen getauft werey, so soll
es der pfarherr nicht wider 2 teufen, sondern es bei sol-
cher taufe bleiben lassen und es alsda in die gemeine
und zahl der rechtschaffen christen annemen, das
evangelium, Marc. 10 [13-16], so man bei der taufe zu
lesen pfleget,a lesen, das kind segnen13, es durch das
gebet Gott dem allmechtigen befehlen0 und im
namen des Herrn gehen lassen, wie folgt.
Der pfarherr frage also:
Geliebten im Herrn, dieweil wir allesampt in sün-
den under Gottes zorn zum ewigen tod und ver-
damnis geboren werden und kein ander mittel ha-
ben, dardurch wir der sünden los, für Gott gerecht
und selig werden mögen, denn durch unsern einigen
mittlern und keiland Jesum Christumd und dieses
jegenwertig kindlein in solchen nöten auch stecket,
so frag ich euch, ob es dem Herrn Christo zugetragen
und durch die taufe auch eingeleibet sei oder nicht ?
Wird nun geantwort: Ja,
so frage der pfarherr ferner: Durch wen ist solches
geschehen, und wer ist darbei gewesen?
Spricht denn jemand: Die und die person N. und
N. und die person N. hat dem kinde die taufe gege-
ben,
darauf sage e der pfarherr weiter: Habt ihr auch
den namen des Herrn angerufen und gebeten?
Und wird geantwort: Ja, wir haben Gott ange-
rufen und das heilig Vater unser gebetet,
so fragt f er weiter: Womit habt ihr getauft ?
Antwort man denn: Mit wasser,
a + uber das kind B
b + und B
c fehlt B
d fehlt B
e frage B
f frage B
81 Con. Carthaginense IV can. 99. 100; Mansi 3, 959;
Hefele 2, 76. Vgl. Kirchenordnung 1566, S. 282.
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wort predigen, teufen, das abendmahl des Herrn über-
reichen, in der ersten kirchen nach der apostel zeiten
den weibern nicht gestattet worden sei, ist gnugsam
zu vernemen aus dem buch des alten lehrers Ter-
tulliani, de virginibus velandis80, wie dann auch in
Concilio Carthaginensi quarto81 austrücklich ver-
boten wird, die weiber söllen nicht teufen. Der-
halben soll den wehemüttern und andern weibern
mit allem ernst undersagt und sie dahin angehalten
werden, daß sie, wo etwa die kinder schwach weren,
des teufens sich nicht undernemen, sondern den
kirchendiener, es sei am tage oder in der nacht, for-
dern, welcheu diese action, ob sie gleich sonst für
der gemeinen kirchen allein zu verrichten, im fal der
not auch wol privatim in jegenwertigkeit frommer
christen, deren hierzu so viel in der eil müglich, et-
liche erfordert werden sollen, anstellen mag, gleich
wie auch nach dem exempel etlicher alten lehrer und
kirchendiener und gemeinem jetzigen gebrauch das
abendmahl des Herrn Jesu Christi den kranken in
jegenwertigkeit etlicker andern frommen christen
verhandreichet wird. Und hieran söllen sich die
diener göttlichs worts nichts hindern lassen, sondern
sobald sie zu solchen kranken kindern gefordert
werden, ohn allen verzug und aufhalt erscheinen
und ihnen die taufe mitteilen. Da man aber doch
den pfarherrn in der eil nicht haben könt und die
höchste not vorhanden, söllen die leut dahin ange-
wiesen und vermanet werden, daß in solchem fal die,
so darbei seind, unsern Herrn Gott zuvor anrufen
und ein Vater unser beten, wenn solchs geschehen,
alsdenn darauf teufen im namen des Vaters und des
Sohns und des heiligen Geistes, und daß man dann
nicht zweifele, das kind sei recht und gnugsam ge-
tauft und nicht soll anderwert in der kirchen oder
sonst getauft werden.
vDoch sollv man solch kind, wenn es am leben
bleibt, in die kirchen tragen, daß der pfarherr die
u welcher B
v-v Doch ob man will, so mag B
w-w fehlt B
x + were B
y-y fehlt B
z fehlt B
80 Tertullian, De virginibus velandis 9, 2; MPL 2, 901 f.;
CSEL 76, 92; CCL 2, 1218. Vgl. auch Kirchenord-
nung 1566, S. 282.
leut frage, ob sie auch gewiß seien, daß das kind
recht getauft sei, und mit was weise und worten sie
es getauft haben. Und wo sie dann sagen werden,
daß sie Gott wüber dem kindew angerufen und
nach beschehenem gebet im namen des Vaters, des
Sohns und des heiligen Geistes getauft haben, und
daß sie nicht zweifeln, sondern des aufs gewissest
seien, wenn das kindlein gleich so bald gestorbenx,
ydaß es dennoch rechtschaffen getauft werey, so soll
es der pfarherr nicht wider 2 teufen, sondern es bei sol-
cher taufe bleiben lassen und es alsda in die gemeine
und zahl der rechtschaffen christen annemen, das
evangelium, Marc. 10 [13-16], so man bei der taufe zu
lesen pfleget,a lesen, das kind segnen13, es durch das
gebet Gott dem allmechtigen befehlen0 und im
namen des Herrn gehen lassen, wie folgt.
Der pfarherr frage also:
Geliebten im Herrn, dieweil wir allesampt in sün-
den under Gottes zorn zum ewigen tod und ver-
damnis geboren werden und kein ander mittel ha-
ben, dardurch wir der sünden los, für Gott gerecht
und selig werden mögen, denn durch unsern einigen
mittlern und keiland Jesum Christumd und dieses
jegenwertig kindlein in solchen nöten auch stecket,
so frag ich euch, ob es dem Herrn Christo zugetragen
und durch die taufe auch eingeleibet sei oder nicht ?
Wird nun geantwort: Ja,
so frage der pfarherr ferner: Durch wen ist solches
geschehen, und wer ist darbei gewesen?
Spricht denn jemand: Die und die person N. und
N. und die person N. hat dem kinde die taufe gege-
ben,
darauf sage e der pfarherr weiter: Habt ihr auch
den namen des Herrn angerufen und gebeten?
Und wird geantwort: Ja, wir haben Gott ange-
rufen und das heilig Vater unser gebetet,
so fragt f er weiter: Womit habt ihr getauft ?
Antwort man denn: Mit wasser,
a + uber das kind B
b + und B
c fehlt B
d fehlt B
e frage B
f frage B
81 Con. Carthaginense IV can. 99. 100; Mansi 3, 959;
Hefele 2, 76. Vgl. Kirchenordnung 1566, S. 282.
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