Agende 1574
im anfang, jetzund und immer und von ewigkeit zu
ewigkeit. Amen. Gebenedeiet sei etc5.
Das Kyrie eleison
[Noten]6
Kyrie eleison7. Christe eleison. Kyrie eleison.
Kyrie eleison. Ehre sei Gott in der höhe. Und auf
erden fried den menschen eines guten willen. Wir
loben dich, wir preisen dich, wir anbeten dich und
ehren dich, wir danksagen dir, o Herre, umb deines
großen preises willen. O Gott, könig der himmel,
Gott Vater, allmechtiger Herre, Gotts Sohn einge-
borner Jesu Christe. Herre Gott, ein lamb Gottes,
Sohn des Vaters, der du tregst der welt sünde, er-
barm dich unser; der du tregst der welt sünde, nimm
gnedighch uf unser gebet; der du sitzest zur rech-
ten des Vaters, erbarm dich unser; denn du allein
bist heihg, du bist allein der Herre, allein der aller-
höheste, Jesu Christe, mit dem heiligen Geist in der
ehre Gott des Vaters. Amen.
Sequenz
[Noten]8
Gebenedeit und9 gelobt sei heut und allzeit die
heilige dreifaltigkeit und unzerteilte einigkeit. Der
Vater und sein Sohn, sampt der dritten person,
welch uns die schrift den heiligen Geist und ein mil-
ten tröster heißt. Der Vater ist ein Gott, der nur
einen Sohn hat, den er gebiert in gleicher gottheit
für und für in ewigkeit. Der Sohn ist ein wahrer
Gott, der nur einen Vater hat, der ihn geborn, zu uns
gesandt hat aus unmeßiger woltat. Der heilig Geist
ist ein Gott, der da seinen ausgang hat vom Vater
und vom Sohn dort oben mit mannigfaltigen ga-
ben. Drei personen werden genant, wird doch nit
mehr dann nur ein Gott bekant. Einen Gott in drei-
5 Wiederholung des Introitus, wie im römischen Meß-
gottesdienst.
6 Weise: Kyrie tempore paschali des Graduale lio-
manum; vgl. Handhuch I, 1 Nr. 33 S. 21 und Nr.
58 S. 38f.
7 Text des Kyrie und des großen Gloria, Übersetzung
aus dem mittelalterlichen Meßgottesdienst im An-
schluß u.a. an das Kirchenamt Erfurt 1526, die
Deutsche Messe Müntzers 1524 und die Kirchenord-
nung Calenberg-Göttingen 1542 (Sehling VI, 2,
813); vgl. Handbuch I, 1 Nr. 33 S. 567 und Nr. 58
S. 570.
faltigkeit, drei personen in der werk underscheid.
Gott der Vater durch seinen Sohn im heiligen Geist
hat geschaffen alle ding. Der Sohn Gottes durch die
gnad des Vaters hat im heiligen Geist die welt erlöst.
Der heilige Geist durch den Sohn Gottes ins Vatern
gnad sehget uns. So ist nun ein Gott, ahmechtig,
weis und gütig in der dreifaltigkeit. Diesen sollen wir
loben und ihm danken der mannigfaltigen gaben, so
wir von ihm haben. Ei, so laßt uns nun singen und
unser gebet mit dank für ihn bringen, so wirds uns
gelingen. O heilige dreifaltigkeit, o unzerteilte einig-
keit, von dir sind wir geschaffen, ewig allmechtig-
keit. Durch dich sind wir erlöset, unerschaffne weis-
heit. In dir, unmeßige gütigkeit, warten wir ordent-
lich der ewigen seligkeit. O Gott Vater, Sohn, heili-
ger Geist, erbarm dich und steh uns bei auf diesem
erdenkreis, daß wir loben deinen namen ewiglick.
Amen.
Den vorgehende sequenz mag man underweilen
teutsch, underweilen auch lateinisch10 singen, man
kann auch wol zuzeiten anstatt des sequenzes fol-
gender zweier ckristlicher gesenge einen gebrauchen:
[Noten]11
Gott sprach12 zu Adam: Von allen beumen zu es-
sen erlaub ich dir, nur einen mit ernst verbiet ich
dir. Hab ackt auf dies mein gebot, laß dirs nit sein
ein spott; denn es hats geredt dein Gott, sonst. wir-
stu und all dein erben erschrecklich verderben, des
tods wirst du sterben. Da macht sich auch dar die
schlang, wolt sich nit seumen lang, tet dem armen
weiblein bang: Ja wol solt euch verbieten Gott den
baum, halts für ein spott, ist weder nütz noch not.
Eva hat sich nicht vorbedacht, sie sprach: Gott hat
uns gegeben macht, daß wir essen sölln aile speis;
den baum mitten im paradeis hat er uns verboten
mit fleiß. Wann wir denselben rürten an, den tod
8 Weise der mittelalterlichen Sequenz Benedicta sem-
per sit sancta Trinitas; vgl. etwa Handbuch I, 1
Nr. 186 S. 124f.
9 Text: Übersetzung der mittelalterlichen Sequenz
Benedicta semper sit sancta Trinitas (Wackernagel
I, 174) durch Michael Weiße (Wackernagel III
Nr. 336 S. 292f.).
10 Vgl. Wackernagel I, 174.
11 Weise: Kirchen Gesäng, Frankfurt (1569), henutzte
Ausgabe 1570, Bl. 444 ff.
12 Text: Erasmus Alberus, in: Kirchen Gesäng aaO.;
vgl. Wackernagel III Nr. 1046 S. 890f.
30 Sehling, Bd. VIII, Hessen I
465
im anfang, jetzund und immer und von ewigkeit zu
ewigkeit. Amen. Gebenedeiet sei etc5.
Das Kyrie eleison
[Noten]6
Kyrie eleison7. Christe eleison. Kyrie eleison.
Kyrie eleison. Ehre sei Gott in der höhe. Und auf
erden fried den menschen eines guten willen. Wir
loben dich, wir preisen dich, wir anbeten dich und
ehren dich, wir danksagen dir, o Herre, umb deines
großen preises willen. O Gott, könig der himmel,
Gott Vater, allmechtiger Herre, Gotts Sohn einge-
borner Jesu Christe. Herre Gott, ein lamb Gottes,
Sohn des Vaters, der du tregst der welt sünde, er-
barm dich unser; der du tregst der welt sünde, nimm
gnedighch uf unser gebet; der du sitzest zur rech-
ten des Vaters, erbarm dich unser; denn du allein
bist heihg, du bist allein der Herre, allein der aller-
höheste, Jesu Christe, mit dem heiligen Geist in der
ehre Gott des Vaters. Amen.
Sequenz
[Noten]8
Gebenedeit und9 gelobt sei heut und allzeit die
heilige dreifaltigkeit und unzerteilte einigkeit. Der
Vater und sein Sohn, sampt der dritten person,
welch uns die schrift den heiligen Geist und ein mil-
ten tröster heißt. Der Vater ist ein Gott, der nur
einen Sohn hat, den er gebiert in gleicher gottheit
für und für in ewigkeit. Der Sohn ist ein wahrer
Gott, der nur einen Vater hat, der ihn geborn, zu uns
gesandt hat aus unmeßiger woltat. Der heilig Geist
ist ein Gott, der da seinen ausgang hat vom Vater
und vom Sohn dort oben mit mannigfaltigen ga-
ben. Drei personen werden genant, wird doch nit
mehr dann nur ein Gott bekant. Einen Gott in drei-
5 Wiederholung des Introitus, wie im römischen Meß-
gottesdienst.
6 Weise: Kyrie tempore paschali des Graduale lio-
manum; vgl. Handhuch I, 1 Nr. 33 S. 21 und Nr.
58 S. 38f.
7 Text des Kyrie und des großen Gloria, Übersetzung
aus dem mittelalterlichen Meßgottesdienst im An-
schluß u.a. an das Kirchenamt Erfurt 1526, die
Deutsche Messe Müntzers 1524 und die Kirchenord-
nung Calenberg-Göttingen 1542 (Sehling VI, 2,
813); vgl. Handbuch I, 1 Nr. 33 S. 567 und Nr. 58
S. 570.
faltigkeit, drei personen in der werk underscheid.
Gott der Vater durch seinen Sohn im heiligen Geist
hat geschaffen alle ding. Der Sohn Gottes durch die
gnad des Vaters hat im heiligen Geist die welt erlöst.
Der heilige Geist durch den Sohn Gottes ins Vatern
gnad sehget uns. So ist nun ein Gott, ahmechtig,
weis und gütig in der dreifaltigkeit. Diesen sollen wir
loben und ihm danken der mannigfaltigen gaben, so
wir von ihm haben. Ei, so laßt uns nun singen und
unser gebet mit dank für ihn bringen, so wirds uns
gelingen. O heilige dreifaltigkeit, o unzerteilte einig-
keit, von dir sind wir geschaffen, ewig allmechtig-
keit. Durch dich sind wir erlöset, unerschaffne weis-
heit. In dir, unmeßige gütigkeit, warten wir ordent-
lich der ewigen seligkeit. O Gott Vater, Sohn, heili-
ger Geist, erbarm dich und steh uns bei auf diesem
erdenkreis, daß wir loben deinen namen ewiglick.
Amen.
Den vorgehende sequenz mag man underweilen
teutsch, underweilen auch lateinisch10 singen, man
kann auch wol zuzeiten anstatt des sequenzes fol-
gender zweier ckristlicher gesenge einen gebrauchen:
[Noten]11
Gott sprach12 zu Adam: Von allen beumen zu es-
sen erlaub ich dir, nur einen mit ernst verbiet ich
dir. Hab ackt auf dies mein gebot, laß dirs nit sein
ein spott; denn es hats geredt dein Gott, sonst. wir-
stu und all dein erben erschrecklich verderben, des
tods wirst du sterben. Da macht sich auch dar die
schlang, wolt sich nit seumen lang, tet dem armen
weiblein bang: Ja wol solt euch verbieten Gott den
baum, halts für ein spott, ist weder nütz noch not.
Eva hat sich nicht vorbedacht, sie sprach: Gott hat
uns gegeben macht, daß wir essen sölln aile speis;
den baum mitten im paradeis hat er uns verboten
mit fleiß. Wann wir denselben rürten an, den tod
8 Weise der mittelalterlichen Sequenz Benedicta sem-
per sit sancta Trinitas; vgl. etwa Handbuch I, 1
Nr. 186 S. 124f.
9 Text: Übersetzung der mittelalterlichen Sequenz
Benedicta semper sit sancta Trinitas (Wackernagel
I, 174) durch Michael Weiße (Wackernagel III
Nr. 336 S. 292f.).
10 Vgl. Wackernagel I, 174.
11 Weise: Kirchen Gesäng, Frankfurt (1569), henutzte
Ausgabe 1570, Bl. 444 ff.
12 Text: Erasmus Alberus, in: Kirchen Gesäng aaO.;
vgl. Wackernagel III Nr. 1046 S. 890f.
30 Sehling, Bd. VIII, Hessen I
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