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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0071
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2. Artikel und Revers der Theologen an der Universität Marburg 1592

2. Artikel und Revers der Theologen an der Universität Marburga
7. Mai 1592

Articul, so d[oktor] Winckelman1 und auch ein ider theologus, so inkunfftig uff unsere universitet zu
Marpurgk sollen uffgenohmmen werden, uns beiden gebrudern, landgraff Wilhelmen2 und landgraff
Ludwigen3, in sambtt geloben undt schweren soll, stet, vest und unverrucktt zuhalttenn

[1.] Erstlich, das ehr inn unser universitet weder pu-
blice noch privatim nichts vorbringen, lehren, lesen
noch predigen wolle, dan was in der heiligen gotli-
chen, prophetischen undt apostolischen schrifft no-
minatim begrieffen undt befunden wirdt und dero
meynung also gemeß sey, wie solchs die haubt-
symbola quatuor conciliorum decreta4, Augspurgi-
sche Confession, darauff ervolgte Apologia5 undt
Schmalkaldische articul6 gnugsam außfuhren, dabey
ehrs inn dießen hohen, schweren articuln pleiben la-
ßen undt nichts weyters moviren soll.
2. Das ehr auch bey den phrasibus, form undt artt
zuredden, wie die in bemelten schrifften befunden,
pleiben, keine newe, ungewöhnliche undt inn obge-
melten | schrifftenn nicht befundene phrases oder
weise zureden einfuhren und die gemeine Gottes da-
mit turbiren oder verunruwigen wolle.
3. Das ehr auch in sacris ohn unser, der fursten
selbst undt dero theologen einhelligenn consens, ap-
probation undt außtrugklichen bevelch nichts inn
druck außgehen laßenn wolle.

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best. 4i
Nr. 65.
b-b Von anderer Hand. Gestrichen: N.

1 Zu Johannes Winckelmann siehe oben, S. 33 Anm. 52.
2 Wilhelm IV. von Hessen-Kassel (1532-1592), siehe oben,
S. 34.
3 Ludwig IV. von Hessen-Marburg (1537-1604), siehe
oben, S. 31.
4 Das apostolische, nizänische und athanasianische Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30. Zu den ersten vier öku-
menischen Konzilen in Nizäa (325), Konstantinopel
(381), Ephesos (431) und Chalkedon (451) siehe Albe-
rigo/Dossetti/Jedin, Konzilien 1, S. 1-103.
5 Augsburger Bekenntnis von 1530 und Apologie von
1531, BSLK S. 44-404.

4. Insonderheit auch soll ehr sich inn alle wege un-
sers hern vatters7, seliger gedechtnus, und unser kir-
chennordnung8, auch der concordien Buceri9 gemeß
verhalten undt inn dem vorgefallenen streit de coe-
na Domini es bey dero vereynigung, so damals mit
den oberlendischen und sächsischen theologen ge-
troffen10, pleiben laßenn undt niemandts in sein ge-
wißen weitter dringenn oder anfechten undt sein
gantz intent sein lassen, die betrubte kirche nicht
weitter zuverwirren, sondern, so viel alß Gott gnad
verliehen wirdet, zu christlichem frieden und einig-
kheit zubringenn. |
Ich, bJohan Winckelman, der heiligen schrifft doctor
und uf der universitet Marpurg auf- und angeno-
mener theologiae professor, thue kunt, fur meniglich
bekennendb, etc., nachdem die durchleuchtige hoch-
geborne fursten unnd herrn, her Wilhelm unnd herr
Ludwig, landtgraven zu Hessen, graven zu Catzen-
elnbogen, Dietz, Ziegenhain und Nidda etc., meine
gnedige fursten unnd herrn, sich hiebevor miteinan-
der freundtlich verglichen, daß von dem hohen ge-

6 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSLK S. 407-468.
7 Philipp I. von Hessen (1504-1567), siehe oben, S. 28.
8 Hessische Reformationsordnung von 1572 und Agende
von 1574, Abdruck in Sehling, EKO VIII, S. 394-407
und S. 408-469.
9 Wittenberger Konkordie von 1536, Abdruck in Bucer,
Deutsche Schriften 6, 1, S. 114-134.
10 Mit der Konkordie sollten die Differenzen hinsichtlich
der Auslegung des Abendmahls zwischen den Wittenber-
ger Theologen auf der einen Seite und Zwingli sowie Ver-
tretern der oberdeutschen Reformation auf der anderen
Seite überwunden werden, Kaufmann, Konkordie,
S. 243-251; RGG 8, Sp. 1667f.

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