Hessen-Kassel
3b. Diensteid der Pfarrer in der Niedergrafschaft Katzenelnbogena
20. Februar 1598
Revers der pfarrer
Wir, undenbenanten, bekennen hiermit vor Gott,
seiner christlichen kirchen und menniglich: Dem-
nach wir zum h[eiligen] ministerio durch ordentliche
mittel beruffen und darzu solenniter nach apostoli-
schem brauch cum manuum impositione confirmiret
und bestätigt seind, daß wir unsern anbefohlenen
schäflein1, ein jeder unter uns an seinem ortt, allein
die reine und gesunde lehr der waren christlichen
religion, wie dieselbe in den schrifften der h. pro-
pheten und aposteln tradiret ist, ohn einigen
menschlichen zusattz und abbruch getrewlich und
fleißig vortragen, ihnen auch mit einem gottseligem
wandel, soviel uns immer müglich, in dieser
schwacheit vorleuchten und sonstet alles, was from-
men, trewen, eiverigen, gottseligen, ernsthafften
und rechtgleubenden dienern des wortts eignet und
gebüret, durch Gottes hülff verrichten wollen. In
sonderheit aber bekennen wir uns mit mund und
hertzen zu der reinen lehr von der person unsers
hernn Jesu Christi und mit namen dero newlich ein-
geführter leiblicher ubiquitet und allenthalbenheit
halben2 zu dem claren wort Gottes, non stolide, sed
dextre intellecto, den dreien hauptsymbolis Apo-
stolico, Niceno, Athanasiano3, desgleichen denen
vier in der kirchen Gottes approbirten heuptconci-
liis und sonderlich dem concilio Chalcedonense4
undt der epistola Leonis ad Flavianum5 wie auch
Augustana Confessione, deren Apologia6 und
a Textvorlage (Handschrift): AEKiR Boppard, Stifts-
archiv St. Goar A 5 Nr. 65. Abdruck: Ritter, Konfes-
sion, S. 547-550.
1 Vgl. Joh 21,16.
2 Zum Streit um die Ubiquitätslehre siehe oben, S. 32, vgl.
Griewank, Verbesserungswerk, S. 43f.
3 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
4 Zu den ersten vier ökumenischen Konzilen in Nizäa
(325), Konstantinopel (381), Ephesos (431) und Chal-
Schmalcaldicis Articulis7 und darauff erfolgten Syn-
odalabschieden8 etc. und wollen in crafft deren auch
bei den gewönlichen reden bleiben und den hern
Christum in der einigkeit der person als waren Gott
und menschen, unsern allmechtigen, allwißenden
und allenthalben wesenden schöpffern, heiland und
erlosern unvermischet, unverendert, unzertheilet
und unzertrennlich erkennen und ihn als den waren
Gott, im fleisch geoffenbaret, im geist und in der
warheit mit dem vatter und h. geiste anrufen etc.
Hinjegen wollen wir uns aller newen, unerbawli-
chen, monstrosarum et portentosarum propositio-
num gentzlich und zumahl entschlagen, alß dann
under andern seind | diese, daß die menscheit Chri-
sti, auch in der personlichen vereinigung betrachtet,
solle Gott sein, allmechtig, allwißend, unendtlich
und allenthalben jegenwertig, auch an und fur sich
selbst wie die gottheit anzubetenn, und was deren
novarum et falsarum propositionum mehr sein mö-
genn.
Anbelangend aber den articulum de sacra Christi
coena bekennen wir uns nicht weniger zu der reinen
lehr deßelbigen und ziehen uns auff die claren worte
der einsetzung, von den dreien evangelisten und S.
Paulo beschrieben9. Und mit namen dero von etzli-
chen scholasticis und andern eingefuhrter realis co-
kedon (451), Alberigo/Dossetti/Jedin, Konzili-
en 1, S. 1-103.
5 Siehe oben, S. 49 Anm. 9.
6 Augsburger Bekenntnis von 1530 und Apologie von
1531, BSLK S. 44-404.
7 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSLK S. 407-468.
8 Die Abschiede der 13 Generalsynoden zwischen 1568
und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO VIII,
S.347-393.
9 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,17-20; 1Kor 11,23-25.
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3b. Diensteid der Pfarrer in der Niedergrafschaft Katzenelnbogena
20. Februar 1598
Revers der pfarrer
Wir, undenbenanten, bekennen hiermit vor Gott,
seiner christlichen kirchen und menniglich: Dem-
nach wir zum h[eiligen] ministerio durch ordentliche
mittel beruffen und darzu solenniter nach apostoli-
schem brauch cum manuum impositione confirmiret
und bestätigt seind, daß wir unsern anbefohlenen
schäflein1, ein jeder unter uns an seinem ortt, allein
die reine und gesunde lehr der waren christlichen
religion, wie dieselbe in den schrifften der h. pro-
pheten und aposteln tradiret ist, ohn einigen
menschlichen zusattz und abbruch getrewlich und
fleißig vortragen, ihnen auch mit einem gottseligem
wandel, soviel uns immer müglich, in dieser
schwacheit vorleuchten und sonstet alles, was from-
men, trewen, eiverigen, gottseligen, ernsthafften
und rechtgleubenden dienern des wortts eignet und
gebüret, durch Gottes hülff verrichten wollen. In
sonderheit aber bekennen wir uns mit mund und
hertzen zu der reinen lehr von der person unsers
hernn Jesu Christi und mit namen dero newlich ein-
geführter leiblicher ubiquitet und allenthalbenheit
halben2 zu dem claren wort Gottes, non stolide, sed
dextre intellecto, den dreien hauptsymbolis Apo-
stolico, Niceno, Athanasiano3, desgleichen denen
vier in der kirchen Gottes approbirten heuptconci-
liis und sonderlich dem concilio Chalcedonense4
undt der epistola Leonis ad Flavianum5 wie auch
Augustana Confessione, deren Apologia6 und
a Textvorlage (Handschrift): AEKiR Boppard, Stifts-
archiv St. Goar A 5 Nr. 65. Abdruck: Ritter, Konfes-
sion, S. 547-550.
1 Vgl. Joh 21,16.
2 Zum Streit um die Ubiquitätslehre siehe oben, S. 32, vgl.
Griewank, Verbesserungswerk, S. 43f.
3 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
4 Zu den ersten vier ökumenischen Konzilen in Nizäa
(325), Konstantinopel (381), Ephesos (431) und Chal-
Schmalcaldicis Articulis7 und darauff erfolgten Syn-
odalabschieden8 etc. und wollen in crafft deren auch
bei den gewönlichen reden bleiben und den hern
Christum in der einigkeit der person als waren Gott
und menschen, unsern allmechtigen, allwißenden
und allenthalben wesenden schöpffern, heiland und
erlosern unvermischet, unverendert, unzertheilet
und unzertrennlich erkennen und ihn als den waren
Gott, im fleisch geoffenbaret, im geist und in der
warheit mit dem vatter und h. geiste anrufen etc.
Hinjegen wollen wir uns aller newen, unerbawli-
chen, monstrosarum et portentosarum propositio-
num gentzlich und zumahl entschlagen, alß dann
under andern seind | diese, daß die menscheit Chri-
sti, auch in der personlichen vereinigung betrachtet,
solle Gott sein, allmechtig, allwißend, unendtlich
und allenthalben jegenwertig, auch an und fur sich
selbst wie die gottheit anzubetenn, und was deren
novarum et falsarum propositionum mehr sein mö-
genn.
Anbelangend aber den articulum de sacra Christi
coena bekennen wir uns nicht weniger zu der reinen
lehr deßelbigen und ziehen uns auff die claren worte
der einsetzung, von den dreien evangelisten und S.
Paulo beschrieben9. Und mit namen dero von etzli-
chen scholasticis und andern eingefuhrter realis co-
kedon (451), Alberigo/Dossetti/Jedin, Konzili-
en 1, S. 1-103.
5 Siehe oben, S. 49 Anm. 9.
6 Augsburger Bekenntnis von 1530 und Apologie von
1531, BSLK S. 44-404.
7 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSLK S. 407-468.
8 Die Abschiede der 13 Generalsynoden zwischen 1568
und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO VIII,
S.347-393.
9 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,17-20; 1Kor 11,23-25.
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