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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0075
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3b. Diensteid der Pfarrer in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen 1598

existentiae rei signatae sub signis und consubstan-
tiation halben bekennen wir uns mit mund und hert-
zen furnemblich zu dero in anno [15]36 durch wei-
land d[octor] Bucerum seligen aufgerichteter con-
cordien10 in ihrer schrifftmeßigen und von dem auc-
tore selbst erfolgter erclerung und wollen in crafft
deren unser angefohlene gemeine dahin trewlich an-
weisen, lehren und berichten, in maßen wir auch
selbst von hertzen gleuben und mit dem munde be-
kennen, daß nemlich das eßen und trincken des ge-
heiligten brots und weins im abentmal des herren sei
ein leiblich [ding], das ist, werde in den mund und in
leib eingenommen. Des hern Christi gecreutzigter
leib und vergoßenes blut aber werden durch den
glauben geistlich, das ist durch crafft und wirkung
des h. geistes, auf eine himlische, ubernatürliche und
geistliche weise geßen unnd getruncken, und daß
also der leib und blut des hern Christi den eußerli-
chen handlungen des h. abentmals nicht absolute et
immediate, das ist bloß und an fur sich selbst, in
ihrer eignen substantz betrachtet, sondern im sa-
crament zeichen oder symbolis underworfen seien.
Dohero wir auch folgents bekennen mit mund
und hertzen, daß das geheiligte brot im nachtmal
wie auch der wein des herren der leib und blut des
hern Christi seind, fur uns in den tod gegeben | und
fur unsere sünde am stamm des creutzes miltiglich
vergoßen, nicht absolute, essentialiter et proprie,
das ist ahn und fur sich selbst, wesentlich und ei-
gentlich, also daß das wesen des brots solte sein das
wesen des leibs Christi oder daß das brot soltt sein
ein receptaculum oder beheltniß des leibes Jesu
Christi, sondern allein mystice sacramentaliter oder
unione sacramentali, das ist geheimnisweise und
durch sacramentliche vereinigunge, welche ist my-
stica dispensatio rei signatae per signum in verbo
gratiae et promissionis, das ist eine geheime oder sa-
cramentliche ausspendung des bezeichneten guts
durchs zeichen im wort der gnaden und verheißung
etc.

10 Die Wittenberger Konkordie von 1536, Abdruck in Bu-
cer, Deutsche Schriften 6, 1, S. 114-134; vgl. WA.B 12,
S. 200-212.

Und dieser reinen lehr halben ziehen wir uns
nechst Gottes wort auch auf die Augustanam Con-
fessionem, deren Apologiam und Schmalkaldische
Articul, in ihrem gesunden, schrifftmeßigen und
rechtgleubigen verstande citra ullam transsubstan-
tiationem, consubstantiationem oder realem coexi-
stentiam corporis et sanguinis Christi in vel sub sa-
cris signis vel symbolis et sigillis panis et vini Do-
mini.
Hinjegen versprechen wir und bezeugen hiermit vor
Gott, der ein hertzkundiger ist und ins verborgen
sicht11, daß wir uns des losen geschwetzes und der
närrischen und auff lauter zanck aussehenden fragen
und propositionum falsarum gentzlich entschlagen
wollen, alß dann seind under andern diese, daß der
leib Christi sei leiblich und wesentlich und doch un-
sich[t]bar in ansehung des ortts hie nidden auff er-
den bei dem brot, im brot so klein verborgen oder
reumlich und beharrlich ins brot eingeschlossen,
oder daß das brot sei an und fur sich selbs oder pro-
prie, substantialiter vel essentialiter der leib Christi
und werde (in proprio suo subiecto nimirum abso-
lute et per se in ipsa Christi persona consideratum)
ebensowol mit unserm leiblichen munde eingenom-
men und in unsern wie auch der gottlosen leib ge-
bracht alß das brot | unnd sein blut, also mit dem
weine vermischt, getruncken und was deren ergerli-
chen reden mehr seind. Dieselben improbiren wir
mit mundt und hertzen, wollen sie auch weder heim-
lich noch offentlich, weder mit worten noch mit
schrifften defendiren noch andern, die solches thun,
probiren, sondern deßen gentzlich müßig gehen und
bei der einmal von uns erkantter und bekanter war-
heit der reinen lehr von der person, ampt und abent-
mahl unsers hern Jesu Christi biß an unser ende
durch Gottes gn[ädigen] beistandt bestendiglich ver-
harren, auch unsere zuhorer darzu trewlich anwei-
sen und darinnen fleißig unterrichten etc.

11 Vgl. Ps 7,10; Apg 15,8; Mt 6,4.18.

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