5. Mandat zur Einführung der Verbesserungspunkte 1605
5. Mandat zur Einführung der Verbesserungspunktea
23. Dezember 1605
Von Gottes gnaden wir, Moritz1, landtgrave zu Hes-
sen, grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhainn
unndt Nidda etc., entpietenn allenn unndt jedenn
unsernn landtvogtenn, oberambtmennern, trostenn,
ambtmennernn, rendtmeisternn, schultheissen,
landtknechtenn unndt andernn unsernn verpflicht-
tenn getrewenn dienern unsernn gnedigenn unndt
geneigtenn willen zuvor unndt fugenn denselbenn
sampt unndt sonders hirmit gnediglich zu wißenn.
Demnach unsere superattendenten2, welchenn
wir die inspection unndt ufsicht unserer landenn kir-
chenn anvertrauwett, uff unsernn gnedigenn be-
velch3 etliche punctenn inn unser kirchenn ordt-
nungh4 verbeßernn unndt die pfarherrnn eines je-
denn zircks5 dahinn weisenn sollenn, daß sie die ze-
henn gebott Gottes ohne auslaßungh des andernn
gebotts6, nicht anderß, als unser lieber Gott diesel-
benn mit seinem eigenenn mundt geredt unndt sei-
nen fingernn inn die zwo steinernn taffell geschrie-
benn7, seinem treuwenn diener Moysi ohne ab- oder
zusetzungh, daß volck Gotts zue lehrenn unndt zue-
lehrnenn, bevohlenn unndt dieselbenn inn den hes-
sischenn kirchenn jahrs 1539 gelehret8, aber durch
der predicantenn unfleis schuldiger gebüer nicht ge-
trieben wordenn seinn, auch inn unsernn kirchenn
lehren unndt lehrnenn, die abgöttische bilder, wie
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
Urk. B Hess. Rotenburg 1605 Dez. 23. Abdrucke: Hep-
pe, Einführung, S. 45-47 (datiert: 24. Dez.); Klein-
schmidt, Landes-Ordnungen II, S. 553-554 (datiert:
27. Dez.).
1 Moritz von Hessen-Kassel (reg. 1592-1627), siehe oben,
S. 34.
2 In den vier Superintendenturen Kassel, Eschwege, Zie-
genhain und St. Goar.
3 Zum Mandat der Verbesserungspunkte siehe oben, S. 36.
4 Hessische Agende von 1574, Abdruck in Sehling,
EKO VIII, S. 408-469.
5 Superintendentursprengels.
6 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21. Die Anspielung bezieht sich auf
solches weilandt unser gottsehliger herr großvatter,
landtgraff Philips9 zue Heßenn, christmilder ge-
dechtnis, jahrs 1527 durch einn offenes publicirtes
mandat10 bevohlenn, demolieren unndt abschaffenn,
deßgleichenn die vom stiffter des heyligenn abendt-
mahls mit dem brodtbrechenn gebrauchte ceremo-
nien11 auch gebrauchenn unndt haldtenn soltten, so
werdenn wir nicht mit geringer befrembdung be-
richttet, obwohl die eltiste, unndt zwar der mehrer
theill unserer predicantenn, sich zue dießenn verbe-
ßerungspunctenn willigk unndt gernn, sonderlich
aus dießer uhrsachenn bequemet, weill dieselbenn
punctenn menniglich inn Gottes wortt deromassenn
under augen leuchten, daß sie billich keinn mensch
verneinenn, viel weniger daruff bestehenn solte, daß
mann menschliche ufsetz oder widrige gewonheit-
tenn dem jenigenn, waß Gott zu thunn bevohlenn,
furziehenn solte, daß doch etliche predicantenn,
unndt zwar der geringste theil, zu angedeuter ver-
besserungh keines weges versehenn wöllenn, son-
dernn, alß sie vonn denn superattendenten unndt
andernn theologen gefragt wordenn, ob sie die ze-
henn geboth Gottes also inn der kirchenn lehrenn
unndt lehrnenn, auch mit abschaffung der abgötti-
schenn bilder verfahrenn wölttenn, wie sie Gott zue
lehrenn, zue lehrnenn undt abzuschaffen bevohlenn
das Gebot „Du sollst Dir kein Bildnis machen“, siehe
oben, S. 63 Anm. 37.
7 Ex 24,12; 31,18.
8 Im Kasseler Katechismus von 1539, Abdruck in Seh-
ling, EKO VIII, S. 131-142, bes. S. 138-141.
9 Philipp I. von Hessen (1504-1567), siehe oben, S. 28.
10 Landgraf Philipp I. hatte am 21. Oktober 1527 verfügt,
daß die abgöttischen Götzen ... abgeschafft, also daß der
Bildniß nimmermehr zu tage kommen und die walfarten
gentzlich und zumall abgestellet werden, Kleinschmidt,
Sammlung II, S. 252f. Vgl. Arnold, Reform, S. 69;
Kümmel, Skizze, S. 185; Hochhuth, Diöcesan-
Synoden, S. 9.
11 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; 1Kor 11,23-24.
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5. Mandat zur Einführung der Verbesserungspunktea
23. Dezember 1605
Von Gottes gnaden wir, Moritz1, landtgrave zu Hes-
sen, grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhainn
unndt Nidda etc., entpietenn allenn unndt jedenn
unsernn landtvogtenn, oberambtmennern, trostenn,
ambtmennernn, rendtmeisternn, schultheissen,
landtknechtenn unndt andernn unsernn verpflicht-
tenn getrewenn dienern unsernn gnedigenn unndt
geneigtenn willen zuvor unndt fugenn denselbenn
sampt unndt sonders hirmit gnediglich zu wißenn.
Demnach unsere superattendenten2, welchenn
wir die inspection unndt ufsicht unserer landenn kir-
chenn anvertrauwett, uff unsernn gnedigenn be-
velch3 etliche punctenn inn unser kirchenn ordt-
nungh4 verbeßernn unndt die pfarherrnn eines je-
denn zircks5 dahinn weisenn sollenn, daß sie die ze-
henn gebott Gottes ohne auslaßungh des andernn
gebotts6, nicht anderß, als unser lieber Gott diesel-
benn mit seinem eigenenn mundt geredt unndt sei-
nen fingernn inn die zwo steinernn taffell geschrie-
benn7, seinem treuwenn diener Moysi ohne ab- oder
zusetzungh, daß volck Gotts zue lehrenn unndt zue-
lehrnenn, bevohlenn unndt dieselbenn inn den hes-
sischenn kirchenn jahrs 1539 gelehret8, aber durch
der predicantenn unfleis schuldiger gebüer nicht ge-
trieben wordenn seinn, auch inn unsernn kirchenn
lehren unndt lehrnenn, die abgöttische bilder, wie
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
Urk. B Hess. Rotenburg 1605 Dez. 23. Abdrucke: Hep-
pe, Einführung, S. 45-47 (datiert: 24. Dez.); Klein-
schmidt, Landes-Ordnungen II, S. 553-554 (datiert:
27. Dez.).
1 Moritz von Hessen-Kassel (reg. 1592-1627), siehe oben,
S. 34.
2 In den vier Superintendenturen Kassel, Eschwege, Zie-
genhain und St. Goar.
3 Zum Mandat der Verbesserungspunkte siehe oben, S. 36.
4 Hessische Agende von 1574, Abdruck in Sehling,
EKO VIII, S. 408-469.
5 Superintendentursprengels.
6 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21. Die Anspielung bezieht sich auf
solches weilandt unser gottsehliger herr großvatter,
landtgraff Philips9 zue Heßenn, christmilder ge-
dechtnis, jahrs 1527 durch einn offenes publicirtes
mandat10 bevohlenn, demolieren unndt abschaffenn,
deßgleichenn die vom stiffter des heyligenn abendt-
mahls mit dem brodtbrechenn gebrauchte ceremo-
nien11 auch gebrauchenn unndt haldtenn soltten, so
werdenn wir nicht mit geringer befrembdung be-
richttet, obwohl die eltiste, unndt zwar der mehrer
theill unserer predicantenn, sich zue dießenn verbe-
ßerungspunctenn willigk unndt gernn, sonderlich
aus dießer uhrsachenn bequemet, weill dieselbenn
punctenn menniglich inn Gottes wortt deromassenn
under augen leuchten, daß sie billich keinn mensch
verneinenn, viel weniger daruff bestehenn solte, daß
mann menschliche ufsetz oder widrige gewonheit-
tenn dem jenigenn, waß Gott zu thunn bevohlenn,
furziehenn solte, daß doch etliche predicantenn,
unndt zwar der geringste theil, zu angedeuter ver-
besserungh keines weges versehenn wöllenn, son-
dernn, alß sie vonn denn superattendenten unndt
andernn theologen gefragt wordenn, ob sie die ze-
henn geboth Gottes also inn der kirchenn lehrenn
unndt lehrnenn, auch mit abschaffung der abgötti-
schenn bilder verfahrenn wölttenn, wie sie Gott zue
lehrenn, zue lehrnenn undt abzuschaffen bevohlenn
das Gebot „Du sollst Dir kein Bildnis machen“, siehe
oben, S. 63 Anm. 37.
7 Ex 24,12; 31,18.
8 Im Kasseler Katechismus von 1539, Abdruck in Seh-
ling, EKO VIII, S. 131-142, bes. S. 138-141.
9 Philipp I. von Hessen (1504-1567), siehe oben, S. 28.
10 Landgraf Philipp I. hatte am 21. Oktober 1527 verfügt,
daß die abgöttischen Götzen ... abgeschafft, also daß der
Bildniß nimmermehr zu tage kommen und die walfarten
gentzlich und zumall abgestellet werden, Kleinschmidt,
Sammlung II, S. 252f. Vgl. Arnold, Reform, S. 69;
Kümmel, Skizze, S. 185; Hochhuth, Diöcesan-
Synoden, S. 9.
11 Mt 26,26; Mk 14,22; Lk 22,19; 1Kor 11,23-24.
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