7a. Abschied der Kasseler Generalsynode 1607
Gottes undt der armen underthanen ewige woll-
fahrtt mitt allem christlichem eiffer angelegen sein
lassen, es bey den beampten in genedigem ernst da-
hin richten, das sie nicht allein uber der kirchen dis-
ciplin dem ministerio30 die handt biethen, sonderlich
aber das ergerlich undt schedtlich wesen, das beides,
sontags undt wercktags, under wehrenden predigten
sich ettliche leut in den wein- undt bierheusern fin-
den lassen oder sonsten auff der gassen, auch woll
auff den kirchöffen selbsten, herumb spatziren undt
auff den merckten stehen undt was dergleichen mit
alzue gemeinem fluchen, gottslesterungen, fecht-
schulen31, sontagsdentzen undt andern spectacula
mehr ist, so der christlichen zucht undt erbarkeitt
zuewieder, doch die exercitia militaria undt was son-
sten erbar undt nutzlich, nicht gemeinet, abschaffen
undt die ungehorsame straffe[n], sondern auch sie,
die beambten selbst, iren ambts anbevohlenen in al-
lem mitt gueten exempelln der communion vorge-
hen. In gleichem erfordertt es die notturfft, dieweill
fast allentthalben die seniores, castenmeister undt
opffermenner32 undt andere, so man bey dem h. mi-
nisterio gebrauchen muß, zum theill darzue fast33
unduchtigk, zum theill auch dem volck mit solchem
exempell, wie sie billich thun solten, nicht vorgehen,
so ist vor guet angesehen worden, das dieselbige der
gebuer von den superintendenten undt pastoren,
darunder sie gehören, zuvorderst erinnertt undt, |
wofern sie sich nicht abweisen lassen wolten, abge-
schafft undt andere tuchtiger persohnen an ire stadt
verordnet werden undt damit meniglich umb so viel
mehr seiner seelen seligkeitt, auch aller zeittlicher
undt ewiger wolfartt nachzuedencken verursacht,
auch der gottesdienst fertiger34 undt freudiger be-
fordertt undt aller mugligkeitt nach alle verhinde-
rung abgeschafft werden möge.
XI. Von abschaffung unmessiger uncosten auff
Undt es dan der augenschein ausweiset, das ein
uberaus grosse ubermaß nicht allein bey vornehmen
standts, sondern auch bey geringen, armen persoh-
nen mit verlöbnus, hochzeitten, kindttauffen, un-
nottigen gestereyen, kleidungen undt anderm ge-
braucht, dadurch nicht allein der mehrer theill er-
schopfft35 wierdt undt endtlich zum eussersten ver-
derben gereicht, sondern auch allerhandt ergerli-
ches, unchristliches wesen verursacht undt getrieben
undt dadurch der zorn des allerhochsten undt da-
XII. Von den
Der tergiversanten recusationes undt andere impe-
dimenta, deren in der proposition39 gedacht wierdt,
anlangentt, sindemall der superintendens d. Schön-
feldt40 berichtet, das bei denen under seine superin-
d-d Verschrieben: zuer.
30 Der Gesamtheit der Geistlichen.
31 Fechtschule halten = Raufereien austragen, Grimm,
DWb 3, Sp. 1392; DRW III, Sp. 442.
32 Helfer, Mesner, Grimm, DWb 13, Sp. 1304.
33 Sehr.
hochzeitt, kinndtttauff, gestereien, auch in kleidungen
rauff endtlich verderbliche36 landtstraffen herbey
gezogen werden, so wirdt es fur ein hochnottwendig
undt sehr nutzlich, heilsam werck geachtet, wen vo-
rige derwegen zue Cassell wolbedechtlich gemachte
ordnungen37 Gott zue ehren undt den underthanen
zue guetem erneuwert undt durchgehendts in hoch-
ermeltes unsers g. f. undt hern furstenthumb undt
landen publicirt undt also auch in dem ein confor-
mitet allentthalben gehalten wurde.
tergiversanten38
tendens gehörigen pastoribus allerdings nunmehr
kein mangell sey, sondern sie mitteinander sich
dzu dend verbesserungspuncten bequemet, | inmassen
dan die in der proposition benente pastores sich dar-
34 Geschickter, Grimm, DWb 3, Sp. 1551.
35 Beraubt, arm gemacht.
36 Verderben bringende.
37 Liegen nicht vor.
38 Diejenigen, die Ausflüchte suchen, die sich sträuben.
39 Siehe oben, Anm. 3.
40 Siehe oben, S. 34 Anm. 61.
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Gottes undt der armen underthanen ewige woll-
fahrtt mitt allem christlichem eiffer angelegen sein
lassen, es bey den beampten in genedigem ernst da-
hin richten, das sie nicht allein uber der kirchen dis-
ciplin dem ministerio30 die handt biethen, sonderlich
aber das ergerlich undt schedtlich wesen, das beides,
sontags undt wercktags, under wehrenden predigten
sich ettliche leut in den wein- undt bierheusern fin-
den lassen oder sonsten auff der gassen, auch woll
auff den kirchöffen selbsten, herumb spatziren undt
auff den merckten stehen undt was dergleichen mit
alzue gemeinem fluchen, gottslesterungen, fecht-
schulen31, sontagsdentzen undt andern spectacula
mehr ist, so der christlichen zucht undt erbarkeitt
zuewieder, doch die exercitia militaria undt was son-
sten erbar undt nutzlich, nicht gemeinet, abschaffen
undt die ungehorsame straffe[n], sondern auch sie,
die beambten selbst, iren ambts anbevohlenen in al-
lem mitt gueten exempelln der communion vorge-
hen. In gleichem erfordertt es die notturfft, dieweill
fast allentthalben die seniores, castenmeister undt
opffermenner32 undt andere, so man bey dem h. mi-
nisterio gebrauchen muß, zum theill darzue fast33
unduchtigk, zum theill auch dem volck mit solchem
exempell, wie sie billich thun solten, nicht vorgehen,
so ist vor guet angesehen worden, das dieselbige der
gebuer von den superintendenten undt pastoren,
darunder sie gehören, zuvorderst erinnertt undt, |
wofern sie sich nicht abweisen lassen wolten, abge-
schafft undt andere tuchtiger persohnen an ire stadt
verordnet werden undt damit meniglich umb so viel
mehr seiner seelen seligkeitt, auch aller zeittlicher
undt ewiger wolfartt nachzuedencken verursacht,
auch der gottesdienst fertiger34 undt freudiger be-
fordertt undt aller mugligkeitt nach alle verhinde-
rung abgeschafft werden möge.
XI. Von abschaffung unmessiger uncosten auff
Undt es dan der augenschein ausweiset, das ein
uberaus grosse ubermaß nicht allein bey vornehmen
standts, sondern auch bey geringen, armen persoh-
nen mit verlöbnus, hochzeitten, kindttauffen, un-
nottigen gestereyen, kleidungen undt anderm ge-
braucht, dadurch nicht allein der mehrer theill er-
schopfft35 wierdt undt endtlich zum eussersten ver-
derben gereicht, sondern auch allerhandt ergerli-
ches, unchristliches wesen verursacht undt getrieben
undt dadurch der zorn des allerhochsten undt da-
XII. Von den
Der tergiversanten recusationes undt andere impe-
dimenta, deren in der proposition39 gedacht wierdt,
anlangentt, sindemall der superintendens d. Schön-
feldt40 berichtet, das bei denen under seine superin-
d-d Verschrieben: zuer.
30 Der Gesamtheit der Geistlichen.
31 Fechtschule halten = Raufereien austragen, Grimm,
DWb 3, Sp. 1392; DRW III, Sp. 442.
32 Helfer, Mesner, Grimm, DWb 13, Sp. 1304.
33 Sehr.
hochzeitt, kinndtttauff, gestereien, auch in kleidungen
rauff endtlich verderbliche36 landtstraffen herbey
gezogen werden, so wirdt es fur ein hochnottwendig
undt sehr nutzlich, heilsam werck geachtet, wen vo-
rige derwegen zue Cassell wolbedechtlich gemachte
ordnungen37 Gott zue ehren undt den underthanen
zue guetem erneuwert undt durchgehendts in hoch-
ermeltes unsers g. f. undt hern furstenthumb undt
landen publicirt undt also auch in dem ein confor-
mitet allentthalben gehalten wurde.
tergiversanten38
tendens gehörigen pastoribus allerdings nunmehr
kein mangell sey, sondern sie mitteinander sich
dzu dend verbesserungspuncten bequemet, | inmassen
dan die in der proposition benente pastores sich dar-
34 Geschickter, Grimm, DWb 3, Sp. 1551.
35 Beraubt, arm gemacht.
36 Verderben bringende.
37 Liegen nicht vor.
38 Diejenigen, die Ausflüchte suchen, die sich sträuben.
39 Siehe oben, Anm. 3.
40 Siehe oben, S. 34 Anm. 61.
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