Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0106
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hessen-Kassel

7b. Bekenntnis der Kasseler Generalsynodea
1607
Christliche und richtige bekäntnis deß jüngst zu Casselb in anno 1607 gehaltenen generalis synodi cvon
itziger zeit streitigen artikelnc

Wir glauben von hertzen und bekennen mit dem
munde vor Gott im himmel und seiner heiligen kir-
chen auff erden, daß die h[eilige] schrift, von Gott
eingegeben, sey die einige, gewisse, unfehlbare richt-
schnur, fundament und regul alles dessen, so wir in
unserm christenthumb glauben und thun sollen, also
daß alle das jenige, so mit dieser regul uberein
kömpt, recht und gut, was aber derselben entgegen
leufft, falsch und böse sey. Dann, so spricht der
herr, Esai 8 [20]: Ja, nach dem gesetz und zeugnis
werden sie das nicht sagen, so werden sie die mor-
genröte nicht haben. Item Ezech. 20 [18]: Ihr solt
nach euer vätter gebot nicht leben und ihre rechte
nicht halten und an iren götzen euch nicht verun-
reinigen. Denn ich bin der herr, euer Gott, nach
meinen gebotten solt ir leben und meine rechte solt
ihr halten und darnach thun. Deßgleichen weiset
uns auch Christus in der schrift, da er sagt, Johan. 5
[39]: Suchet in der schrift. Item Luc. 10 [26]: Wie
stehet im gesetz geschrieben? Wie liesestu? Item
Luc. 16 [29]: Sie haben Mosen und die propheten,
laß sie dieselbigen hören. Desgleichen sagt Petrus, 2.
Pet. 1 [19]: Wir haben ein fest prophetisch wort und
ihr thut wol, das ihr darauf achtet. Dannenher, wie
der H. Paulus vor dem landpfleger Felix, also auch
wir vor der gantzen welt bekennen und sagen: Wir
glauben allem, was geschrieben stehet im gesetz und
in den propheten [undt sagen nichts ausser dem, das
die propheten]d und aposteln (auff welchen grund

wir erbauet werden zu einer behausung Gottes im
geist, Ephes. 2 [19]) gesagt haben, Act. 26 [22]. |
eI. Von den zehen gebottene
Nach diesem unbeweglichen grund göttlicher war-
heit glauben und lehren wir die heiligen zehen ge-
bott also von wort zu wort, von buchstaben zu
buchstaben, wie sie Gott mit seinem heiligen munde
geredet, wie er sie mit seinem eigen finger auff die
steinern taffel geschrieben und wie er dieselbe uns
durch Mosen in das buch des bundes hat auf- und
vorschreiben lassen mit angeheffter ernster verma-
nung, Deut. 4 [2]: Ihr solt nichts darzu thun, das ich
euch gebiete und solt auch nichts darvon thun, auff
das ihr bewahren möget die gebott des herrn, euers
Gottes, die ich euch gebiete.
Anbelangend aber die abtheilung der zehen Ge-
bott, weil dieselbe in Gottes wort außtrücklich nicht
gesetzt ist, wollen wir darüber mit andern kirchen
nicht streiten. Wann aber die abtheilung, so anfangs
zur zeit landtgraff Philips1 in den gedruckten cate-
chismis2 in unsern kirchen ublich gewesen, der
schrifft unnd der antiquitet gemeß ist, so achten
wir, daß dieselbige in unsern kirchen gleichförmig,
allenthalben nicht unbillich3 behalten unnd ge-
braucht werde. Hoffen auch, es werde dieser thei-
lung halber niemand ursach haben, in unsern kir-
chen ein schisma oder spaltung zu machen.

i

a

b
c-c

Textvorlage A (Abdruck): BSRK S. 817-821. Textvor-
lage B (Handschrift, Konzept): AEKiR Boppard, Stifts-
archiv St. Goar A 5 Nr. 52. Weitere Abdrucke: Ritter,
Konfession, Nr. 11 S. 552-558; Heppe, Einführung,
S. 71-77; Vilmar, Geschichte, S. 350-355.
B: Cassel in Hessen.
Fehlt B.

d Fehlt A, ergänzt aus B.
e-e Fehlt B.

1 Zu Landgraf Philipp I. (1504-1567) siehe oben, S. 28.
2 Vgl. Kasseler Katechismus von 1539, Abdruck in Seh-
ling, EKO VIII, S. 131-142.
3 Unangemessen, unverdientermaßen.

86
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften