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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0108
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Hessen-Kassel

die stette zu bereiten, wil ich doch wiederkommen,
euch zu mir nemen, auff das ihr seit, wo ich bin,
Joh. 14 [2-3].
IV. Von der ewigen gnadenwahl
Gleicher gestalt von dem hohen geheimniß der ewi-
gen gnadenwahl glauben und lehren wir alles, was
darvon in der bibel geschriben, und ausser dem glau-
ben und lehren wir nichts darvon; verwerffen alles
vorwitziges forschen und disputiren, hierüber aus
menschlicher vernunft gesponnen. Enthalten uns
auch der harten reden, so etwa von andern ge-
braucht und den einfeltigen zur verzweiffelung oder
fleischlichen sicherheit6 anlaß geben möchten und
führen diese lehre also, das sie dem menschen diene
zum gewissen, beständigen trost und gottseligem le-
ben und wandel. Und das wir uns hiervon noch auß-
trucklicher erkleren, so ist unser bekäntniß eben das
jenige, so herr Lutherus in der bibel und vorrede
uber die epistel an die Römer aus Gottes wort (wel-
ches wir und nichts anders zum unfehlbaren grund
hierin und allem andern allzeit setzen) gethan und
geschrieben, welches von wort zu wort also lau-
tet': Am IX., X. und XI. capitel lehret er (Paulus)
von der ewigen vorsehung Gottes, daher es ur-
sprünglich fleust, wer glauben oder nicht glauben
sol, von sünden loß oder nicht loß werden kan, da-
mit es je gar aus den händen genommen und allein
in Gottes hand gestellet sey, das wir fromm werden
und das ist auch auffs allerhöchste nöhtig. Dann wir
sind so schwach und ungewiß, das, wann es bey uns
stünde, würde freylich nicht ein mensch selig; der
teuffel würde sie gewiß alle überweltigen. Aber nu
Gott gewiß ist, das ihm sein vorsehen nicht fehlet8
noch jemand ihm wehren kan, haben wir noch hoff-
nung wider die sünde, etc. Bißher Lutherus. Und
diß ist eben auch unser bekäntniß von diesem hohen
geheimniß der ewigen erwehlung.
i B: speisebrodt.
j B: apostel Paulo.
k B: damit gemeinem.

6 Gemeint ist, „sich eine unbegründete Abwesenheit der
Gefahr, besonders in Ansehung seines Verhältnisses ge-
gen Gott, einzubilden“, Grimm, DWb 16, Sp. 727.

V. Vom heiligen abendmahl
Vom hochheiligen abendmahl unsers herren Jesu
Christi glauben und halten wir auch alles, was da-
von in der heiligen bibel geschrieben, unnd ausser
dem glauben und lehren wir nichts. Wann dann die
schrift zeuget, das unser herr Jesus Christus in der
nacht, da er verrahten worden, recht wahrhaftig
brodt und wein, so der wirtt und alle andere juden
zuselben zeit über ihren tischen und malzeiten assen
und truncken, genommen habe, dasselbe brodt mit
seinen händen uber tische vor den augen der jünger
in stuck von einander gebrochen und ihnen befoh-
len, sie sollen das gebrochene brodt selbst hinneh-
men unnd essen und dann hievon gesagt: Solches
thut9, welches befehlswort die aposteln und erste
kirche also verstanden, daß sie das nachtmahl mit
wahrem, nahrhaften brodt und mit der h. ceremo-
nien des brechens gehaltenh und uns gleicher gestalt
dieses alles vom rechten brechen des brodts vorge-
schrieben haben, Act. 2 [42.46] 4 und 20. cap. [7.11],
1. Cor. 10 [16] und 11 [23-24]. So achten wir uns
schüldig, das abendmahl mit recht, warhaftem
brodti und brechung desselben zu halten und zuge-
brauchen und sind dessen gewiß, daß wir hierin
nicht unrecht, sondern recht thun. Und können mit
dem h. apostelj sagen10, Wir habens vom herren ent-
pfangen, daß wir euch gegeben haben. Wann wir
aber dieses nit thun, wie können wir dann mit war-
heit sagen: Wir habens vom herren entpfangen, so
wirs doch nicht ohne warhaftig brod und ohne des-
sen brechung entfangen haben? 1. Cor. 10 [16-17]
und 11 [23-24].
Ferner, weil der herr vom gebrochenen und zum
sacrament seines leibs geordneten brodt saget: Es-
set, damitk einfeltigem gebrauch nach verstehend
daß mündliche essen des brots, so jederman bekant,
so glauben und halten wir, daß wir diß gesegnete
brod mit unserm leiblichen munde entpfangen, mit
7 WA.DB 7, S. 23.
8 Misslingt.
9 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
10 1Kor 11,23; 15,3.
 
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