Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Hessen-Kassel

7. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir bei
seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lü-
gen oder trügen, sondern denselben in allen Nöten
anrufen, beten, loben und danken.
8. Wie heißt das vierte Gebot?
Gedenke des Sabbathtages, daß du ihn heiligest.
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge
beschicken, aber am siebenten Tage ist der Sabbath
des Herrn, deines Gottes, da sollst du kein Werk
thun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein
Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch der
Fremdling, der in deinen Thoren ist. Denn in sechs
Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht, und
das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhete am
siebenten Tage2. Darum segnete der Herr den Sab-
bathtag und heiligte ihn. | 824 |
9. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die
Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern das-
selbe heilig halten, gerne hören und lernen.
10. Wie heißt das fünfte Gebot?
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren,
auf daß du lange lebest im Lande, das dir der Herr,
dein Gott, giebt.
11. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir un-
sere Eltern und Herren nicht verachten noch erzür-
nen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, ge-
horchen, sie lieb und wert haben.
12. Wie heißt das sechste Gebot?
Du sollst nicht töten.
13. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir un-
serm Nächten an seinem Leibe keinen Schaden noch
Leid thun, sondern ihm helfen und fördern in allen
Leibesnöten.

2 Gen 1,1-2,3.

14. Wie heißt das siebente Gebot?
Du sollst nicht ehebrechen.
15. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
keusch und züchtig leben in Worten und Werken,
und ein jeglicher sein Gemahl lieben und ehren.
16. Wie heißt das achte Gebot?
Du sollst nicht stehlen.
17. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir un-
sers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit
falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern
ihm sein Gut oder Nahrung helfen bessern und be-
fördern.
18. Wie heißt das neunte Gebot?
Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen
Nächsten.
19. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir un-
sern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, af-
terreden3 oder bösen Leumund machen, sondern sol-
len ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und al-
les zum Besten kehren. | 825 |
20. Wie heißt das zehnte Gebot?
Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses,
laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes noch
seines Knechtes noch seiner Magd noch seines Och-
sen noch seines Esels noch alles, was dein Nächster
hat.
21. Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir un-
serm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe
oder Hause stehen noch ihm sein Weib, Kinder, Ge-
sinde oder Vieh abspannen, abdringen oder abwen-
dig machen, sondern dieselben anhalten, daß sie
bleiben und thun, was sie schuldig sind; ja, daß wir

3 Verleumden.

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