Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0117
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7c. Katechismus der Kasseler Generalsynode 1607

durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des
ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist gewißlich
wahr.
8. Wie kann Wasser solche große Dinge thun?
Wasser thuts freilich nicht, sondern das Wort
Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der
Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet.
Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlecht9
Wasser und keine Taufe, aber mit dem Worte Gottes
ist es eine Taufe, das ist ein gnadenreich Wasser des
Lebens und ein Bad der neuen Geburt im heiligen
Geist, wie St. Paulus sagt zu Tito im dritten Kapi-
tel.

9. Was bedeutet denn solch Wassertaufen?
Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch
tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und
sterben mit allen Sünden und bösen | 832 | Lüsten
und wiederum täglich herauskommen und auferste-
hen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Rei-
nigkeit vor Gott ewig lebet.
10. Wo stehet das geschrieben?
Sanct Paulus zu den Römern am sechten Kapi-
tel10 spricht: Wir sind samt Christo durch die Taufe
begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist
von den Toten auferwecket durch die Herrlichkeit
des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Le-
ben wandeln.

V. Das fünfte Hauptstück, vom heiligen Abendmahl

1. Was ist das Abendmahl unseres Herrn Jesu Chri-
sti?
Das Abendmahl des Herrn ist ein Sakrament
oder göttliche Handlung, da der Herr Christus
selbst gegenwärtig, uns mit dem sichtbaren Brot
und Wein die unsichtbare Gnade und verheißene
Güter, nämlich seinen wahren Leib, für uns gebro-
chen, und sein wahres Blut, für uns vergossen zur
Vergebung der Sünden, nicht allein einbildet, son-
dern auch versiegelt und übergiebt.
2. Welches sind die Worte des Abendmahls des
Herrn?
Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er
verraten ward, nahm er das Brot, dankte und
brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Neh-
met hin und esset, das ist mein Leib, der für euch
gegeben wird. Solches thut zu meinem Gedächtnis.
Desselbigen gleichen nahm er auch den Kelch
nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den
und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus,
dieser Kelch ist das neue Testament in meinem
Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur
Vergebung der Sünden. Solches thut, so oft ihrs trin-
ket, zu meinem Gedächtnis11.
9 Schlichtes, einfaches.
10 Röm 6,3-4.

3. Wozu ist uns das Abendmahl des Herrn nütze?
Wir werden damit versichert, daß, ob wir gleich
unsern Vater im Himmel erzürnet haben, will er
doch uns solches verzeihen und unser gnädiger Vater
sein und bleiben. Und ist also die Taufe eine Versi-
cherung, daß uns Gott zu Kindern angenommen
hat; das Abendmahl aber, daß er uns unsers Unge-
horsams nicht will entgelten lassen. | 833 |
4. Kann denn leiblich Essen und Trinken solche gro-
ße Dinge thun?
Essen und Trinken thuts freilich nicht, sondern
die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und ver-
gossen zu Vergebung der Sünden; welche Worte sind
neben dem leiblichen Essen und Trinken als das
Hauptstück im Sakrament, und wer denselbigen
Worten glaubt, der hat, was sie sagen, nämlich Ver-
gebung der Sünden.
5. Wer empfähet denn solch Sakrament würdiglich?
Fasten und leiblich sich bereiten, ist wohl eine
feine äußerliche Zucht, aber der ist recht würdig und
wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Wor-

11 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.

97
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften