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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0154
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Hessen-Kassel

Darnach unndt vor daß ander sollen sie vernemen,
ob auch ein jeder in verrichtung aller zue seinem
ambt gehoriger stucken, als der gewonlichen visita-
tionen, praesidirung und besuchung classicorum
conventuum, sonderlich auch der predigten, gebetts,
dispensation der heiligen sacramenten, ubung des
catechismi, besuchung undt trostung der krancken
und gefangenen und dergleichen, getrew undt vleis-
sig erfunden werde, und da bey einem oder dem an-
dern einiger unvleiß gespuret wurdet, demselben sei-
nen unvleis ernstlich verweisen, mit betrawung6 da-
von ab und zue schuldigem vleis, und das sie auch in
der lehr unnd geschicklichkeitt darbeneben verhar-
ren, wachsen und zunehmen, der gebur anhalttenn.
Zum dritten sollen sie sich auch ihres und | der irigen
leben, wandel und wesens erkundigen und die ver-
fuegung bey ihnen thuen, daß nicht allein ein jeder
vor sich selbst, sondern auch sein weib, kinder und
gesinde sich unstrafflich, gottselig unndtt alßo ver-
halte, damit niemandt darab geergert, sondern me-
niglich zu christlichem gehorsamb, zucht und erbar-
keitt angefurt undt in aller gottseligkeit erbawet
werden moge.
Zum vierdten sollen sie auch der zuhorer halben
vleißige nachforschung haben, ob und wie dieselben,
so wol alt als jung, bedes, in rechter erkandnus Got-
tes und dan auch in gottseligem leben, wandel und
schuldiger folge unterrichtet undt erbawet seien,
undt da dießfals auch einiger mangel vermercket
wurde, denselben durch geburliche christliche ver-
ordnung corrigiren undt furkommen, sonderlich
aber die anstellung thuen, das die leute alßo under-
wiesen werden mogen, das sie nicht allein nuhr das
fundament und grund christlicher lehr | bloßlich an-
sagen und ertzelen, sondern auch dasjenige, so sie
vor ihr bekandtnuß und glauben dargeben, auch im
grundt verstehen und nach der vermanung Petri7
bereit sein mogen, andwort jederman zugeben, der
des glaubens undt hoffnung, die in ihnen ist, grundt
fordert, damit alßo die sonst ins gemein befindliche
grobe unwiessentheitt ihnen benommen undt soviel

6 Strafandrohung.

mehr anleitung und ursach gegeben werde, iren wil-
len dem worth und willen Gottes zu undergeben und
demselben gemeß christlich undt heiliglich zueleben
und dardurch der name Gottes bey uns allenthalben
recht geheiliget werde. Solte es aber auch die not-
turfft erfordern, eine durchgehende allgemeine ver-
hor in einer oder mehren christlichen gemeinden
derhalb antzustellen, mogen sie soliches den super-
intendenten oder metropolitanis jedeß orts derge-
staldt aufftragen, wie sie das der gemeinde undt kir-
chen Gottes vor notig und rhatsam befinden, jedoch
mit aller christlichen sanfftmuth, gedult, beschei-
denheitt und freundt-| licher erbawung antzustellen,
darinnen, wo notig, unsere beambten, ihnen die
handt zu bieten, dem ministerio schuldigen gehor-
samb undt volge zueleisten, hiermit bevelcht sein
sollen.
Zum funfften sollen sie auch vleißig nachfrage ha-
ben, ob auch unsere und unserer loblichen vorfah-
ren, fursten zu Heßen, gegen die wiedertauffer oder
andere verdambten secten und irthumben anhengi-
ge oder deren verdechtige leuthe, item warsager,
zauberer, crystallenseher, segensprecher oder die
sonst mit aberglaubischen verbottenen kunsten
umbgehen oder deren rhat gebrauchen, deßgleichen
deß fluchen, vollsauffens, gottslesterung, hurerey,
ehebruch undt dergleichen halber außgangene ord-
nungen mit vleis observirt, gehalten wirdt, denen
nachgangen werde, und da auch daruber noch etz-
liche solicher leute in beharrlicher unbueßfertigkeitt
bey ihnen in ihrenn becirken oder gemeinden befun-
den wurden, dieselbe furkommen laßen, horen undt
die verordnung thuen, damit gegen sie nach befin-
dung solicher ordnungen gemeß procediret werde. |
Zum sechsten soll auch mit vleiß von jedeß orts
schuelmeistern undt deren schuelverwaltung undt
was sie vor ordnung in der institution halten, was sie
vor praecepta, catechetica, grammatica, dialectica,
rhetorica und dergleichen andere bucher und au-
thores furlesen undt treiben, wie sie die knaben da-
rin undt in stylo exerciren undt sonst sich gegen sie

7 1 Petr 3,15.

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