Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0156
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Hessen-Kassel

11. Schulordnunga
1618
Ordenung Unser, Moritzen1, von Gottes Gnaden Landgraven zu Hessen, Graven zu Catzenelnbogen, Dietz,
Ziegenhayn und Nidda etc., Wie es hinkuenfftig mit Unterrichtung der Jugend in den Unterschuelen Unsers
Fuerstenthumbs und darzu gehoriger Graff- und Herrschafften gehalten werden soll.
Mit Fuerstl. Freyheit
Gedruckt zu Cassel durch Wilhelm Wessel2 Im Jahr nach Christi, unsers einigen Erloesers und Saeligmachers,
Geburt
M.DC.XIIX. I A2r I

Von Gottes Gnaden, Wir, Moritz, Landgrave zu
Hessen, Grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegen-
hayn und Nidda, etc., Fügen allen und jeden, so wol
frembden und Außlaendischen, denen dieses unser
Außschreiben zu handen gelangen mag, Als auch
unsern angebornen Landsassen und Underthanen,
wesen Stands oder Wuerden die seyen, hiermit zu
wissen.
Nachdeme maenniglichen bekandt und offen-
bahr, auch bey allen rechtsinnigen und verstaendigen
Leuten ausser einigem streit ist, daß ohne Gottsaeli-
ge, rechtschaffene, Gelehrte und wolerfahrne Leute
weder das Geistliche | A2v | noch Weltliche Regiment
bestehen noch in gewuenschtem Zustand erhalten
werden kan, daheren der Allmechtige, guetige Gott
dem Menschlichen Geschlecht gleich nach dessen
beschwerlichen3 Fall4 allerhandt gute, freye und an-
dere nuetzliche Künste und geschickligkeit miltiglich
verliehen5 und sie biß auff heutigen Tag erhalten
und durch Mittel deren beyds, in Kirchen und Schu-
len, gantz nochnothwendigen Sprachen, auch an-
dern studien und guter disciplin, derogestalt fort-
pflantzen laesst, daß dieselbige gleichsamb lebendige
Brunquellen seyn, daheren alles gutes entspringet
und nicht alleine das Weltliche Regiment sampt gu-

a Textvorlage (Druck): StaatsA Darmstadt, Best. F 27 A
24/21. Abdruck: Kleinschmidt, Sammlung I,
S. 593-601. Rommel, Geschichte VI, S. 591-599 (Aus-
zug).
1 Zu Landgraf Moritz (reg. 1592-1627) siehe oben, S. 34.

ter Policey, Heußlichem wesen und wandel dar-
durch erbawet und befoerdert, sondern auch durch
eben dieses Mittel | A3r | man zu rechter erkantnus
Gottes und seines heyligen Worts der Prophetischen
und Apostolischen Schrifften gelangen und also der
ewigen Seeligkeit maechtig und fehig werden kan.
Dieser Ursach wegen haben je und allezeit bey wohl-
bestelten Regimenten rechtschaffene, Gottsaelige
und dapfere Fürsten und Obrigkeiten, welche nicht
unbillich Erhalter der Kirchen Gottes und gemeines
Nutzen genennet werden, sich mit allem fleiß dahin
bearbeytet, daß sie Wohlbestaelte, duechtige Schulen
und Gemuehtsuebungen in Kuensten und Sprachen
auffgerichtet und darinnen, gleichsam in einer
Werckstatt aller Gottseeligkeit, Zucht, Erbar- und
Geschickligkeit, die liebe, Zarte Jugend im besten
aufferziehen und zu allen Thugenden und freyen
Kuensten de- |A3v| rogestalt anführen lassen, daß
solche Pflaentzlein mit der Zeit das jenige, so sie in
ihrer Jugend gelernet und erfahren, andere auch
hinwider theilhafftig machen und also der Kirchen
Gottes und Weltlichem Regiment mit Nutz und
fruchten Vorstehen und gedienet sein koennen.
Dieser und ander hochwichtigen Ursachen hal-
ber haben Wir von Anfang Unserer vom lieben Gott

2 Zur Offizin Wilhelm Wessels in Kassel siehe Reske,
Buchdrucker, S. 410.
3 Schwerem.
4 Gen 3.
5 Gen 4,19-22.

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