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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0158
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Hessen-Darmstadt

Das Erste Capitul: Betreffend die allgemeine
Underrichtung und anfuehrung zur Gottseeligkeit
und Erkantnuß der wahren Christlichen Religion
Nachdeme die Furcht Gottes aller Weißheit ein An-
fang7, auch ohne embsige anrufung der Goettlichen
Mayestaet alle unser beginnen, Muehe und Arbeit
vergebens ist, so ist es zu mahl billich, ja hoechstnot-
wendig, daß im Studieren man jederweil mit dem
lieben Gebett anfange, auch wiederumb darmit ende
und beschliesse.
1. Es soll aber umb desto besseren verstandts und
eyferiger andacht willen das Gebet jederzeit in unser
angebornen Teutschen Sprach | B3r | beyseins der
saemptlichen Schuelknaben von allen Classen, und
zwar, so viel mueglichen, [in] einer algemeinen ver-
hoerstuben unter der aufsicht und gegenwart eines
aus den verordneten Schuelmeistern dergestalt ge-
halten und verrichtet werden, daß im eingang zur
Schuelen eine sonderbahre, zum Schuelwesen dien-
liche form eines Gebets beneben dem Gebet des Her-
ren8 und den heiligen Zehen Gebotten9 Gottes, Im
außgang aber aus der Schuelen eine gewisse Danck-
sagung beneben dem Gebet des Herrn und Glaubens
bekantnuß10 oeffentlichen gesprochen und jedes-
mahls ein verß oder etlich aus andaechtigen Psalmen
darbeneben gesungen werden.
2. Diesem nach und fuers Andere soll den Morgen in
allen, des Abends aber in gewissen Collegien ein Ca-
pitel aus der Bibel in Deutscher sprach, darin es

7 Ps 111,10; Spr 1,9; 9,10; Sir 1,16.
8 Vaterunser: Mt 6,9-13.
9 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-17.

dem Gebet gleichfoermig sey, gelesen und darbene-
ben eine kürtze Summa und inhalt wie auch abthey-
lung des Capittels vor der ablesung angezeigt wer-
den.
3. Zum dritten soll der Hessische Catechismus11,
und zwar der kleine, den geringen und un-| B3v | ter-
sten Knaben, nemblich der Teutschen Classen in
Deutscher, der Lateinischen aber in Lateinischer
sprach fuergetragen und eingebildet werden.
Den obern Classen aber, darinnen man die Gri-
chische sprach, auch die Logic und Rhetoric lehret,
soll man eben denselben Catechismum mit gewissen
darzu dienlichen beschreib- und außtheilungen aus-
fuehrlicher vorhalten, damit die Knaben nechstan-
gedeuter Classen dadurch algemachsamb zur fas-
sung der heiligen Schrifft und andern hoehern wissen-
schaften auf hohen Schuelen vorbereitet und abge-
richtet werden moegen.
Das ander Capitel: Von den Mitteln, dadurch man
zu befuerderung und schleuniger fortsetzung
der studien in den Sprachen und
freyen Kuensten gelangen mag

Das dritte Capitel: Die Ordenung der Classen und
was bey den selben ins gemein, so dann bey einer
jedern insonderheit, in acht zu nehmen | C4v |

10 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
11 Abdruck des hessischen (Kasseler) Katechismus von
1607, oben, Nr. 7c. Vgl. Maurer, Katechismus, S. 14.

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