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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0189
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Einleitung

Begräbnisgottesdienste sollten ausschließlich in St. Kilian stattfinden, um die Pfarrrechte der Mutterkirche
gegenüber ihrer Filiale zu wahren.84
13. Reformationsordnung für das Kloster Flechtdorf 18. Dezember 1543 (Text S. 220)
Das Benediktinerkloster Flechtdorf war 1101 als erstes Kloster im zunächst Padberger, dann Waldecker
Territorium gegründet worden.85 Es war eine Filiale der Paderborner Abtei Abdinghof. Flechtdorf lag im
Einflussbereich von Kurköln, das Paderborn jahrhundertelang die Hoheit über das Kloster streitig machte.
Schließlich versuchten auch die Waldecker Grafen, Ansprüche auf Flechtdorf geltend zu machen.86
Gemäß dem 1527 zwischen Philipp III. und Philipp IV. geschlossenen Vertrag über die Aufteilung der
aufzuhebenden Klöster war Flechtdorf an Philipp III. gefallen.87 Sein Sohn Wolrad II. übersandte dem
Konvent 1543 eine Reformationsordnung (Nr. 13). In elf Punkten ordnete er evangelische Maßnahmen für
das Klosterleben an.88 Im selben Jahr wurde ein Prediger nach Flechtdorf entsandt, und am 29. September
1546 besuchte der Graf das Kloster persönlich, wobei er den gesamten Hausrat verzeichnen ließ.89 Ende des
16. Jahrhunderts wurde Flechtdorf schließlich säkularisiert.90
Eine gleichlautende Klosterordnung wie die für Flechtdorf sandte Graf Wolrad II. auch dem Kloster
Volkhardinghausen zu.91 Volkhardinghausen war im 13. Jahrhundert als Augustiner-Chorfrauenstift
gegründet und 1465 in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt worden.92 Der Konvent ignorierte die
Anweisungen der Reformationsordnung; erst 1571 wurde eine Einigung zwischen dem Waldecker Grafen
und dem Kloster Volkhardinghausen erzielt, in der die Chorherren sich bereit erklärten, einen evangelischen
Prediger anzunehmen.93 Der Konvent hatte sich personell stark verkleinert und nachdem 1576 der letzte
Mönch gestorben war, zog Wolrad II. das Kloster Volkhardinghausen ein und richtete in den Konvents-
gebäuden ein Armenhaus ein.94
Die mit der Reformationsordnung von 1543 für die Klöster Flechtdorf und Volkhardinghausen ange-
stoßene Umformung des Klosters zu einer evangelischen Anstalt erinnert an die umfangreichen Maßnah-
men, die Herzog Ulrich von Württemberg ab 1535 hinsichtlich der Klöster seines Landes ergriffen hatte.95

84 Wassmann, Waldeck, S. 35; Curtze, Kirchenverfas-
sung, S. 52.
85 Neumann, Kirche, S. 131; Flechtdorfer Chronik, S. 273-
278; Wassmann, Waldeck, S. 14f.; Dersch, Kloster-
buch, S. 25f.; Schwersmann, Flechtdorf, S. 68-82.
86 Schwersmann, Flechtdorf, S. 37-45; Flechtdorfer
Chronik, S. 273.
87 Flechtdorfer Chronik, S. 276. Zum Vertrag von 1527
siehe oben, Einleitung zu Nr. 3.
88 Vgl. Schwersmann, Flechtdorf, S. 140f., 412-416.
89 Siehe das detaillierte Inventar in der Flechtdorfer Chro-
nik, S. 342-357.
90 Flechtdorfer Chronik, S. 277; Wassmann, Waldeck,
S. 44f.; Schultze, Reformationsgeschichte, S. 374-377.
91 Vgl. Boer, Reformbestrebungen (1928), S. 72 Anm. 33;
Schultze, Reformationsgeschichte, S. 362-364.
Schultze (ebd., S. 363 Anm. 1) merkt an, dass das Volk-
hardinghauser Stück undatiert sei. Das in Marburg

befindliche Original weist jedoch das Datum „dinstag
nach Lucie anno [ 15]45“ auf. Schultze lag folglich ein
anderes Exemplar vor. Die Abweichung der Jahreszahl
im Volkhardinghauser Stück ist vermutlich ein zeitge-
nössischer Schreibfehler, denn die Tagesangabe „Diens-
tag nach Luciae“ findet sich auch in der Flechtdorfer
Ordnung von 1543.
92 Dersch, Klosterbuch, S. 115; Hengst, Ende der Klö-
ster, S. 177f.; Neumann, Kirche, S. 140-142;
Schultze, Reformationsgeschichte, S. 35-37; Wass-
mann, Waldeck, S. 22. Zur Geschichte des Klosters
Volkhardinghausen siehe Boer, Reformbestrebungen.
93 Boer, Reformbestrebungen (1928), S. 38; Wassmann,
Waldeck, S. 23.
94 Wassmann, Waldeck, S. 45.
95 Klosterordnung [Juli 1535], Abdruck in Sehling, EKO
XVI, S. 76-80.

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