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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0213
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6. Kastenordnung für Niederwildungen [1532]

6. Kastenordnung für Niederwildungena

[1532]

Kastennordenung der staedt Nidder Wildungen, auß der hessischen ordnung1 gezogenn, vorwilligt durch
beyde unsere gnedigen hernn, graven zu Waldegck2 unnd vonn burgermeyster unnd raeth zu Nidder
Wildungen etc. angenohmenn etc.

[Personal der Kastenverwaltung]
Item, der pfarher soll alzeit oberster kastenmeyster
sein, also das mit seinem wissenn unnd willenn alle
ding, so denn kasten belangen, verhandelt unnd ohn
seinem wißenn unnd willen keynerlei furgenohmenn
werde.
Unnd nachdem das kastennampt nicht ein
schlecht3 weltlich oder burgerlich, sonder ein heyligs
kirchenampt ist, vonn Got unnd durch die heilige
schrifft inn kirchensachen verordent unnd beste-
tigt4, derhalben sollenn neben dem pfarher drei got-
forchtige, verstendige unnd tugentsame burger, die
der christlichen gemeyn unnd der pfar glidmaße
sein, sampt eynem schreiber zu dießem ampt ge-
kornn unnd verordent werdenn. Die sollenn inn ka-
stensachen denn opffer[mann]b zum diener habenn.
Item, woh mans habenn magck, wehrs gut, das
eyner oder meher auß denn kastenmeysternn schrei-
ben unnd lesenn kunden, damit sie innahm und auß-
gifft desto eygentlicher5 uffzeichen unnd ir ampt
verwalten mochten. Wann mann sie aber nit habenn
kann, muß man sie nach gelegenheit annehmen.
Item, es soll ein yglicher amptmann, schultheiß,
burgermeyster unnd raeth denn kastenmeystern
helffen zur bezalung der zinse unnd ander inkom-

menß des kastenn, als dicke6 sie konnenn unnd in7 |
ansagen, wer sein zinse nit gebenn welle, die er vor-
mals gegebenn hatt oder durch sein vorfarnn gege-
benn worden wehrnn, das also der kaste inn be-
seß8 wehre, die sollen die amptleute, schultheiße,
burgermeyster unnd raith pfendenn unnd die ka-
stenmeysternn mit denn pfanden bezehmenn9 laßen,
also zuversetzenn oder zuverkeuffen nach notturfft
des kastenns, unangesehen alle gewohenheit, so biß-
her mit denn pfandenn gehaldenn wordenn sein.
Item, es soll alle jaer eyner oder zwene auß denn
alten kastenmeysternn am ampt bleibenn unnd ein
oder zwenn newe ann der andernn staedt mit raedt
unnd hulff des pfarhers, schultheißen oder burger-
meysters unnd raeths unnd der eltesten unnd red-
delichsten auß der christlichen gemeynn.
Item, unnd wehr also zum kastenmeyster ange-
geben unnd gekornn wirth, doch das er, wie obge-
melt, ein fromer, redlich, unberuchtiget man sey,
der soll solches ampt anzunehmenn schuldig sein bei
buße zehenn guldenn, inn denn kasten unabbruch-
lich zugebenn.
Item, nachdem inn verganngen jaerenn zwischen
denn wolgebornen hernn Philipßen dem elternn
unnd Philipßen dem jungern10, gevetternn, gravenn
zu Waldegck, ein vertragck uffgericht, inn welchem

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr. 3. Abdruck: Curtze, Gesetzge-
bung, S. 10-17 (Nr. 5).
b So in der Korbacher Kastenordnung von 1543, unten,
Nr. 11.

1 Siehe die Hessische Kastenordnung von 1530, Abdrucke
in Sehling, EKO VIII, S. 68-70 und Urkundliche
Quellen II, Nr. 165 S. 105-108.
2 Graf Philipp III. von Waldeck-Eisenberg (reg. 1524-

1539) und sein Neffe Philipp IV. von Waldeck-Wildun-
gen (reg. 1513-1574), siehe oben, S. 160.
3 Einfaches, schlichtes.
4 2Kön 12,10-11. Vgl. Joh 13,29.
5 Genauer.
6 Oft.
7 Ihnen.
8 Besitz, Grimm, DWb 1, Sp. 1618.
9 Gewähren, gehen, Grimm, DWb 1, Sp. 1794.
10 Siehe oben, Anm. 2.

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