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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0217
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6. Kastenordnung für Niederwildungen [1532]

gehorsamglich halten. Unnd welcher sich des nicht
halten wurde, soell inn gefengcknuß gesetzt unnd
eynenn monat mit waßer unnd brot gespeißet oder
sunst nach ordenung unser gnedigen hernn sampt-
lich oder in sonderheit gestrafft werdenn.
Item, die kastenhernn sollenn keyn newe zinße
machen vonn geriß30 unnd geringen gefellenn. Woh
aber heubtgelt abgelost oder sonst grosse summa
inn denn kasten gegebenn wurdenn, sol man widder
zu nutz uff underpfande, die denn zinß ertragen mo-
gen, anlegen unnd ein uffsehens habenn, das des ka-
stens einkommen unnd das gantz ampt mit wahr-
heit nit mit dem nahmen der unpillichen eygenuet-
zigkeit oder schendtlichs gewins beschmeth kunde
werdenn. |
[Unterhalt der Armen und Bettler]
Item, die almußen, so vonn alters hehr ann scho-
nen31 brodt, wein unnd dergleichen, uff besonder
zeit im jaer außzuteilenn, gestifftet sein, dieselbigen
sollen sie auch nach solchem gewonlichen gebrauch
außteilenn, damit die nachkommen irer vorfahrenn
stifftung unverbruchlich gehalten werdenn sehenn
mugen unnd auch sie durch sollich exempell zur wol-
that gereitzet mugen werdenn.
Item, mann soll keynen armen in der kirchen
ubell ankommen oder behoenen, sonder, wo man et-
waß fehels zu in hat, sie uff die kastenstoben for-
dernn unnd daselbs alle notturfft mit in reddenn.
Item, wo notturfftig armenn schuldig oder zins-
par wehrenn, die sollenn mit wißen unnd rade des
pfarhernn gemanet, unnd wo es hoech von notten,
mit in gedult getragen werdenn.
Item, die kastenhern sampt dem pfarhern sol-
lenn ein uffsehens habenn, das die armen weißenn
unnd anderer armer leuthe kinder nicht in irre unnd
dem bettelnn nachlauffen, sondern sollen verschaf-
fen, das sie zur schuelenn oder zur arbeit bestellet
werdenn, unnd wohe dieselbenn ungehorsam weh-

30 Gemeint ist: kleinen, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 3714.
31 Hellem, weißem, Grimm, DWb 15, Sp. 1468.
32 Die Mitglieder des Ministerialengeschlechts von Geis-
mar gehörten vom 14. bis 17. Jahrhundert zur Burg-
mannschaft von Altwildungen, Leiss, Studierende

renn, sollenn sie dem burgermeyster angezeigt unnd
zur staedt außgewiesen werdenn.
Item, dieweill auch die frembten betler denn hei-
mischen armen offt unnd viell beschwehrlich unnd
ann denn almosen hinderlich sein, soell derohalbenn
keynem außlendischen oder frembten betler inn der
staedt umbher zu bettlenn zugelaßen werdenn, er
habe sich dann zuvor | dem burgermeyster, kasten-
hernn unnd pfarhern angezeigt, wilche nach erkun-
dung seines weßens unnd gelegenheit im nach ge-
stalt der zeit unnd personenn das betlenn zu erleu-
benn habenn, unnd sollenn dieselbigen frembten ar-
men durch denn pfarhern zum burgermeister gewie-
ßenn unnd sonder zeichen des erleubnuß mit der al-
moßen nicht auß der staedt gelaßen werdenn. Aber
doch, woh arme schuler furhandenn wehren, die sich
durch irer elthern beistandt nicht mochten erhalten
unnd doch gernn studirenn wolten, denselbigen soll
alle tage umb die almoßen zusingen zugeloßenn wer-
denn, unnd der pfarher soll uff der cantzell die leu-
the ermanenn, das sie denn armen schulern vleißig ir
almoßen mitteilen wolten, damit die schulenn inn
dießem landt widder inn denn schwangck mugen
kommen.
Denn inheimschen betlernn soll mit raet des bur-
germeysters, pfarhers unnd kastenhernn etzliche
tage inn der wochen umb die almoßen zubitten zu-
gelaßenn werdenn, woh mann sie sonst mit des ka-
sten almoßen nicht konte nach notturfft versehenn.
Item, es ist auch fur gut, nutzlich unnd nottig
bedacht wordenn, das mann mit der zeitt der vonn
Geißmar spend, der sie, die vonn Geißmar, doch
vonn rechts wegen nit so weit zuthuenn habenn, wie
sie furgenohmen, darzu der kilch, so Aßmuedt vonn
Geißmar32 vonn ern Johann Franckenberge33 bne-
benn seiner, Aßmuedts, gegebenn handtschrifft, so
mein g[nädiger] h[err] der junger34 bei sich hatt, dar-
zue das siechenampt, inn denn kasten muge kom-
men.

(1904), S. 24f. Asmut von Geismar konnte nicht identi-
fiziert werden.
33 Konnte nicht identifiziert werden.
34 Philipp IV. von Waldeck-Wildungen (reg. 1513-1574),
siehe oben, S. 160 Anm. 13.

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