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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0223
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10a. Kastenverwaltungsordnung für Rhoden 1542

10a. Kastenverwaltungsordnung für Rhodena
2. Februar 1542
Unser, frawen Annen1, gebornen dochtter zu Cleve unndtt Marcke, gräffin zu Waldeck, wittwen, genedigen
bedachtt undt furgeben, daß zur ehre Gottes unndtt furderung gemeiner statt Rhoden2 gedeyen sollt

Erstlichen, daß einen kasten verordenth, darein sol-
len alle jura der kirchen unnd kirchendiener, sovil
muglich, bewahrt werden, doch einem jeden copien
davon gelassen.
Item in solchen kasten sollen fallen alle zinse der
kirchen, die fruemeß, bruderschafft, testament
unndt spenne3.
Item, waß jetzt von brieffen unndt siggeln bey
der handt sein, der kirchen unnd kirchendiener zu-
stendig, sollen erfordert unndt in den kasten erlegt
werden.
Item waß haupttsommen von der kirchen unnd
ihren gutern uffgenommen unnd kein brieff unnd
siggell daruff gegeben, sollen in zwehn monat tages
erfordert, gegeben oder die haupttsomme bezaltt
werden.
Item, waß unter funff marcken ist, do sollen die
kastenmeister kein verschreibung uffnehmen.
Item, von welchen uber funff marcke verschrei-
bung genommen, do sollenn sie zusehen, daß der
keuffer deß vermogens unnd sovil unterpfände habe,
der kast vergewissiget werde oder daß gelde im ka-
sten laßen. |
Item, welche von funff marcken jetzo dem ka-
sten schuldig, den sollen die kastenmeister offentlich
ansagen, zwischen hier unndtt nechst Jacobi4 bezah-
len. Wo aber groß armuth wehre, den sollen sie fer-
ner zeit nach ihrem gutduncken umb Gottes willen
zu geben haben, uff daß daß armuth inn einem nit
gebessert unnd im andern beschwertt.
Item, were auch einer so arm, der sommen, er

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Kirchen Nr. 42 (Rhoden). Abdruck: Curtze, Ge-
setzgebung, S. 28-31 (Nr. 14).
1 Anna von Waldeck (1495-1567), siehe oben, S. 202 Anm.
1.
2 Rhoden befand sich seit dem 13. Jahrhundert im Besitz

geborgtt, nit zugeben vermochtt, solle mit demsel-
ben biß auff rechenschafft geduld getragen werden.
Waß dann von unß unndt dem rathe alß verhörer
der rechnunge fur guth bedachtt, soll further darin
geschehen.
Item, wo jemandtt seiner schulde woltt leug-
nenn, der soll fur der obrigkeit furgenommen und zu
rechter entschuldigunge gelaßen werden.
Item, nachdem solch ampt deß kastens niemants
gern tragen wirde unnd undanck verdienen musse,
so wollen wir dieselben alß kirchendiener umb Chri-
stus willen mit wortten unnd wercken unverachtt
haben, unnd so denselben in ihrem dienst waß mit
wortten unnd wercken heimlich oder offentlich wur-
de zustehen unnd begegenen, daß sollen sie uns an-
zeigen, wollen wir dieselben mitt zwantzig goldgul-
den straffen und in kasten fallen lassen. Unnd so der
also arm, daß nit möchte erlangen, solle er im
kercker gestrafft werden, uff daß Gottes ampt nit
leichtfertig gehaltten. |
Item, solche kastenmeister sollen uff vorge-
schriebene artickell geeidt5 sein unnd trewlich ihr
ambtt waren, sich auch wie leutten gezimpt, uffrich-
tig im leben unndtt wesen haltten, niemandt kein
ergernuß von ihm nehmen möge.
Item die kastenmeister sollen alle brieffe und siggell
copyren laßen unnd die copien brauchen unnd die
brieffe ruhen lassen.

der Waldecker Grafen, die hier eine Burg besaßen. Seit
1244 wurde Rhoden als Stadt bezeichnet, Sante, Hes-
sen, S. 376f.
3 Spenden.
4 25. Juli.
5 Vereidigt.

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