Waldeck
10b. Ausführungsbestimmungen zur Kastenverwaltungsordnunga
29. Januar 1543
Wir, Anna1, geborne dochter zu Cleve und Marche,
gravin zu Waldeckenn, withwen etc., bekennen hi-
ran offenntlich gein allermeniglich, das wir in bei-
seins deß wolgepornenn Philipsenn des jungern2,
graven zu Waldeckenn, thumhernn zue Meinz unnd
Colnn, unsers f. liebenn sons3, further unnser rethe
und geistlichen pherners, her Herman Sundern, pa-
stor zur Landawe4 unnd er Rottiger Reinker-
chen5, pastor zu Mengerinckusenn6, alß unnser itzo
geordente visitatorn nach angezeigter visitation, so
sie unserhalb nach unserm bevelch gethan habenn,
aller unnser pharren unnd unnderthonen mangell
unnd gebreche der kirchenn unnd iren gudern be-
richtlich gehort unnd uff dasselbig uberdacht unnd
zue herzenn gefurth, das wir ampts halber, darzue
wir disser zeit als ein withwenn berueffenn, hochlich
unnd zum furnempsten schuldig, wie wir auch von
herzen willig, Gottes eher unnd wolfarth unnser
unnderthain (wo wir ymmer mogen) zu furdern,
unnd habenn uns in das erst gentzlich entschlos-
senn, das wir kein geistlich stifftunge, wie die gleich
sein wollenn, den kirchen, kirchendinern unnd hos-
pitalenn abbrechenn noch nemen lassen, besonder
mit gnedigem fleis darann sein, wo wes entzoggen
unnd abgebrochenn, das darbei widder erfordert
unnd -gepracht werde.
Nachdem dann inn unnsern steddenn wilche
fruemessen unnd annder geistliche lehenn, der wir
unnd unnser freuntliche, liebe sone allein unnd al-
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr. 27. Abdruck: Curtze, Gesetzge-
bung, S. 32-34 (Nr. 15).
1 Zu Anna von Waldeck (1495-1567) siehe oben, S. 202
Anm. 1.
2 Philipp IV. (1493-1574) regierte von 1513 bis 1574 als
Graf von Waldeck-Wildungen, siehe oben, S. 160.
3 Johann I. (1521/22-1567) regierte von 1539 bis 1567 als
Graf von Waldeck-Landau, siehe oben, S. 166.
4 Hermann Sundern war von 1531 bis frühestens 1543,
spätestens 1555 Pfarrer in Landau über Arolsen, Baum,
ternatim collatores sein, haben wir nach unsers
landsfurstenn ordenunge | unnd auch der ordenunge
zue Niddernn Wildungenn7 uffgericht, unnß densel-
ben gemeslich zu folgenn, entlich unnd gentzlich
entschlossenn unnd ergebenn, nemlich das diesel-
benn fruemessenstifftunge mit iren zugehorungen
zue einer idenn phar, oder do ein cappellan notig,
demselben fallenn unnd folgen sollenn unnd die an-
dern gemeinen lehen, wie die gleich sein oder [were]
die gleich zu presentieren hette, sollenn die rectores,
so nit presentes unnd der kirchenn nit dienen, die
helfft irer innkommen [in] den kasten eins iden orths
fallen lassen unnd die annder helfft solle inenn aus
gnadenn bis auff ein besser bedenckenn die zeit ires
lebens gefolget werdenn. Wann aber dieselbenn von
disser welt nach gotlichem willenn abscheidenn oder
das sunst verwircken oder in annder ampter bestelt
wurdenn, so sollenn dieselbenn renthe unnd zinsse
[in] den kasten ganz fallenn unnd niemant ferrner
mit belehent werdenn. Dabei wollen wir auch, das in
unnsern steden unnd flecken, auch dorffern, alle sti-
pendien, calanndt, bruderschafft oder was testa-
ment gemacht unnd zue Gottes eher gegebenn,
nichtz ab- oder ausbescheidenn, das die alle in die
kastenn jedes orths fallenn, uffgehaben unnd nicht
mit alle ausgezogen werdenn. Unnd sollenn die ka-
stenmeister alles lauth unnser uffgerichten orde-
nunge8 uffnemen, ausgeben unnd berechnen, unnd
solle fur allenn almusenn erst ein pherner unnd cu-
Geistliche, S. 62. Zu Landau über Arolsen siehe Hessi-
sches Städtebuch, S. 305, vgl. unten, S. 228 Anm. 25.
5 Zu Rüdiger (Rötger) Reinekerken siehe oben, S. 202
Anm. 12.
6 Zu Mengeringhausen siehe Hessisches Städtebuch,
S. 332f.
7 Niederwildunger Kastenordnung, oben, Nr. 6.
8 Die Kastenverwaltungsordnung für die Stadt Rhoden
(oben, Nr. 10a) stimmt nahezu wörtlich mit der Kasten-
ordnung für den Waldeck-Landauer Landesteil überein,
siehe oben, S. 203.
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10b. Ausführungsbestimmungen zur Kastenverwaltungsordnunga
29. Januar 1543
Wir, Anna1, geborne dochter zu Cleve und Marche,
gravin zu Waldeckenn, withwen etc., bekennen hi-
ran offenntlich gein allermeniglich, das wir in bei-
seins deß wolgepornenn Philipsenn des jungern2,
graven zu Waldeckenn, thumhernn zue Meinz unnd
Colnn, unsers f. liebenn sons3, further unnser rethe
und geistlichen pherners, her Herman Sundern, pa-
stor zur Landawe4 unnd er Rottiger Reinker-
chen5, pastor zu Mengerinckusenn6, alß unnser itzo
geordente visitatorn nach angezeigter visitation, so
sie unserhalb nach unserm bevelch gethan habenn,
aller unnser pharren unnd unnderthonen mangell
unnd gebreche der kirchenn unnd iren gudern be-
richtlich gehort unnd uff dasselbig uberdacht unnd
zue herzenn gefurth, das wir ampts halber, darzue
wir disser zeit als ein withwenn berueffenn, hochlich
unnd zum furnempsten schuldig, wie wir auch von
herzen willig, Gottes eher unnd wolfarth unnser
unnderthain (wo wir ymmer mogen) zu furdern,
unnd habenn uns in das erst gentzlich entschlos-
senn, das wir kein geistlich stifftunge, wie die gleich
sein wollenn, den kirchen, kirchendinern unnd hos-
pitalenn abbrechenn noch nemen lassen, besonder
mit gnedigem fleis darann sein, wo wes entzoggen
unnd abgebrochenn, das darbei widder erfordert
unnd -gepracht werde.
Nachdem dann inn unnsern steddenn wilche
fruemessen unnd annder geistliche lehenn, der wir
unnd unnser freuntliche, liebe sone allein unnd al-
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr. 27. Abdruck: Curtze, Gesetzge-
bung, S. 32-34 (Nr. 15).
1 Zu Anna von Waldeck (1495-1567) siehe oben, S. 202
Anm. 1.
2 Philipp IV. (1493-1574) regierte von 1513 bis 1574 als
Graf von Waldeck-Wildungen, siehe oben, S. 160.
3 Johann I. (1521/22-1567) regierte von 1539 bis 1567 als
Graf von Waldeck-Landau, siehe oben, S. 166.
4 Hermann Sundern war von 1531 bis frühestens 1543,
spätestens 1555 Pfarrer in Landau über Arolsen, Baum,
ternatim collatores sein, haben wir nach unsers
landsfurstenn ordenunge | unnd auch der ordenunge
zue Niddernn Wildungenn7 uffgericht, unnß densel-
ben gemeslich zu folgenn, entlich unnd gentzlich
entschlossenn unnd ergebenn, nemlich das diesel-
benn fruemessenstifftunge mit iren zugehorungen
zue einer idenn phar, oder do ein cappellan notig,
demselben fallenn unnd folgen sollenn unnd die an-
dern gemeinen lehen, wie die gleich sein oder [were]
die gleich zu presentieren hette, sollenn die rectores,
so nit presentes unnd der kirchenn nit dienen, die
helfft irer innkommen [in] den kasten eins iden orths
fallen lassen unnd die annder helfft solle inenn aus
gnadenn bis auff ein besser bedenckenn die zeit ires
lebens gefolget werdenn. Wann aber dieselbenn von
disser welt nach gotlichem willenn abscheidenn oder
das sunst verwircken oder in annder ampter bestelt
wurdenn, so sollenn dieselbenn renthe unnd zinsse
[in] den kasten ganz fallenn unnd niemant ferrner
mit belehent werdenn. Dabei wollen wir auch, das in
unnsern steden unnd flecken, auch dorffern, alle sti-
pendien, calanndt, bruderschafft oder was testa-
ment gemacht unnd zue Gottes eher gegebenn,
nichtz ab- oder ausbescheidenn, das die alle in die
kastenn jedes orths fallenn, uffgehaben unnd nicht
mit alle ausgezogen werdenn. Unnd sollenn die ka-
stenmeister alles lauth unnser uffgerichten orde-
nunge8 uffnemen, ausgeben unnd berechnen, unnd
solle fur allenn almusenn erst ein pherner unnd cu-
Geistliche, S. 62. Zu Landau über Arolsen siehe Hessi-
sches Städtebuch, S. 305, vgl. unten, S. 228 Anm. 25.
5 Zu Rüdiger (Rötger) Reinekerken siehe oben, S. 202
Anm. 12.
6 Zu Mengeringhausen siehe Hessisches Städtebuch,
S. 332f.
7 Niederwildunger Kastenordnung, oben, Nr. 6.
8 Die Kastenverwaltungsordnung für die Stadt Rhoden
(oben, Nr. 10a) stimmt nahezu wörtlich mit der Kasten-
ordnung für den Waldeck-Landauer Landesteil überein,
siehe oben, S. 203.
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