Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0261
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15. Kirchenordnung 1556

werden. Diser tewren gnaden und gaben solt ir yet-
zund Gott, unserm vatter, von hertzen dancksagen
und durch bekentnus des waren glaubens alhie vor
der heyligen Christenheyt seinem heyligen namen
zun ehren helffen bezeugenwx.
Eyne andere dancksagung der Kindtbetterin, wel-
cher innerhalb |D1r| der Sechs wochen das Kindlin
verstorben Oder in der geburt misslungen und das
Kindlin ungetauff[t] blieben ist:
yWir dancken dir, hymlischer vatter, durch Je-
sum Christum, deinen lieben Sohn, Das du dieser
deiner dienerin eyn getrewer nothelffer und bei-
standt in iren tödtlichen engsten und schmertzen
gewesen bist Und siez nach deiner vätterlichen gnad
unnd gütigkeyt auß dem bedte irer kranckheyt
durch deine handt auffgeholffen hast Und wie eyn
barmhertziger Heylandt die zeit und stund zu bes-
serung ires lebens erstrecket hast, So du doch nach

deiner gerechtigkeyt unnd irem verdienst nach wol
maacht hettest gehabt, sie zugleich mit der frucht
ires leibs von diser aerden zuverdilgena. Wir bitten
dich, lieber vatter, das du yhr den geyst und ver-
standt verleihest, deinen heymlichenb raht seliglich
anzulegen72, das sie deinen Göttlichenn befelch und
iren beruff mit Gottseliger ubung also volnbringen
müge, das sie durch ir gewissen als eyne unwirdige
kindspflegerin nit gestraffet werde, Sondern das sie
in rechter erkentnus unnd im wahren glauben des
müge sicher sein, das du ir kindlein auß dieser giff-
tigen wellt durch deine gnedige errettung beizeitten
hingezucket73 habest und ir zugleich mit demselbi-
gen creutz ursach gegeben, alles, was auff erden ist,
umb deinetwillen gern zuversachenc und dir als dem
unvergenglichem gut und ewigem schatz allein
nachzudencken und anzuhangen, das bitten wir
durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern herrn,
Ameny. I D1v I

dVon dem Abentmal des Herrn Christi

Demnach der Herre Christus selbs gebeut, sein Te-
stament und Abentmal offt zuhalten74, So sollenn
auch die Pfarrherrn mit fleis vermanen und anhal-
ten, das ire Pfarrkinder solch heylsam Sacrament
offtmals gebrauchen. eSonderlich aber sollen sie uff

y-y Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 39r-39v.
z B: ihr.
a-a In B korrigiert zu: welt weckzuenehmen.
b B: himlischen.
c In B korrigiert zu: zuverlaßen.
d B: Das 3. capitel.
e-e B: Unnd soll das nachtmahl Christi zum wenigsten alle
monat oder, so es sein mag, alle vierzehen tage, ja, alle
son- unnd feyertage, so oft unndt viel in der kirchenn
gehalttenn werden, alß oft communicanten verhanden
sindt unnd sich dieselbigen zuvor, wie volgt, angezeigt
haben. Unndt soll der bapstische mißbrauch ganz abge-
schafft werden, so noch an etlichen örtern blieben, alßo
das auff die vornemesten feste allein etwa ein ganz ker-
spiel heuffig ohn einiges verhör zueleufft. Derwegen sol-
len die seelsorger unnd pfarhern die personen, so beich-
ten unnd zum abentmal gehen wollen, nicht allesampt

nachvolgende Fest das abentmal des Herrn außtey-
len und allwege acht tage darvor, das sie das Nacht-
mal halten wöllen, dem volck verkündigen unnd
darzu fleissig vermanen, auff das sie communican-
ten haben mügen.

auf einmahl fur sich nehmen undt durchgehen laßenn,
sondern ein jeden mit vleiß insonderheit verhören. Denn
ob es wol ahn ihm selbst ein frey ding unnd demnach auß
keinem papistischen zwang geschehen soll (deßwegen
daß volck durch die kirchendiener unterrichtet werden
soll, darmit nicht wiederumb ursach zur marter des ge-
wißenn gegeben), so soll man dennoch von wegen der
christlichenn zuchtt unnd besonders umb der unversten-
digen willen dieselbige nichtt fallenlaßen, sondern men-
niglich vermanen, daß sie solche lieben, dieweil der ge-
meine pöpel allein umb alter gewonheit willen zum h. sa-
crament leufft unndt nichtt weiß, was das sacrament ist,
die billich zum gebrauch des h. abendtmals nicht zuege-
laßenn werden sollen, biß sie genugsam underrichtet,

72 Anzunehmen.
73 Weggerissen, Grimm, DWb 10, Sp. 1551.
74 1Kor 11,25-26.

241
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften