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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0264
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Waldeck

ernst bittet, das er euch solchs gnediglichen verzei-
hen wölle unnd also darvon erlösen, Das er oder
ewer hertz euch nach diser zeit nicht darumb be-
schuldige.
Und zum ersten, So sein dise des Herrn Abent-
mal ungeschickt zuhalten, welche sichk hart von
hertzen befinden, das sie nicht wissen, Ob sie sünder
odder keyne sein, Lassen sich wol beduncken, das sie
gereder88 from dann sünder sein. Es ist ye nit gleub-
lich, das die des Herrn todt recht solten bedencken,
welche iren eygen tödtlichen schaden nit fülen, Und
muß inen freilich nicht anders zu hertzen gehen,
dann ob sie solten zum artzten gehen und wusten
von keyner kranckheyt. |D4v|
Zum andern sein wol etliche, welche ire sündtli-
che gebrechen unnd das nagen ires bösen gewissens
wol und eben fülen, aber es ist inen nicht leydt, das
sie sünder sein. Es ist keyne rew und leydt alda und
sein unbußhafftige hertzen. Diese seinds auch nit,
die des Herren todt verkündigen, sondern die den
Herrn zum andernmal creutzigen89 und danckens
ime mit irem bösen leben, das er seinen Leib und
Blut für sie inn den todt gegeben hat.
Zum Dritten findet man auch etliche, die ire
sünd fülen und ist inen von hertzen leydt und gleu-
ben doch dem Evangelio nicht. Das beweisen sie
aber damit, Dann sie wöllen selbs für ire sünd gnug
thun und mit iren eygnen wercken vergüten, Welchs
doch alleyn der Todt Christi für unser aller sünde
hat außgericht. Und das ist eyn gemeyner und ge-
ferlicher schad, wiewol er bei den frömbsten (nach
der wellt zurechnen) der meyste ist, Dann es ist der
unglaube selbs und eyn verleugnung des gantzen
Evangelii.
Deßhalben lassets euch mit ernst befolhen sein,
dise ersten drei gebrechen mit fleiß als die allerhöch-
ste hindernus zubetrachten, Unnd mercket eben,
das Buß unnd Glauben vor des Herren Abentmal
her müssen gehen, Und das des Herren Todt ver-
kündigen nichts anders ist, dann das heylige Evan-
gelion loben unnd preisen, durch welches uns diese
grosse gnad Gottes, unsers hymlischen Vatters,
durch Jesum Christum, sei- | E1r | nen lieben Sohn,
k B: sich also.
88 Eher?

erzeygt, gepredigt und offenbaret ist. Disen todt
aber kan keyn feint des Evangelii von hertzen im
glauben preisen noch keyner, inn welchem das noch
lebt und herschet, umb welchs willen Christus ge-
storben ist, nemlich die sünde und das böse fleysch.
Zum vierdten. Die sich an des Herrn Abentmal
versündigen, das sein, die iren nechsten beleydigt
mit worten oder wercken, an leib, gut odder ehren
verforteylt und beschedigt haben, Darumb ist es
auch wol zu bedencken, in was gestalt ir dem Herren
Christo uber seinen Tisch wöllet geben, so ewer
nechster noch uber ewer gewalt und unrecht schreiet
und klaget, Welchen doch derselbige, unser Herr Je-
sus Christus, ja so90 tewer gekaufft und bezalet hat
als euch. Welcher nun an dieser geystlichen gastung
mit Christo gedenckt, eyn geyst zuwerden, der ge-
dencke erst, wie er mit der heyligen Christenheyt
und seinem nechsten als glidmas des geystlichen
leibs Christi müge sein. Und allhieher höret die regel
Christi, Matthei 5 [23-24]: Darumb, wann du deine
gab auff den altar opfferst und wirst alda einden-
cken, das dein bruder etwas wider dich habe, so laß
alda vor dem altar deine gabe und gehe zuvor hin
und versüne dich mit deinem bruder und alsdenn
komme und opffer deine gabe. Ephes. 4 [32]: Seidt
untereynander freundtlich, hertzlich und vergebet
eyner dem andern, gleich wie euch Gott vergeben
hat in Christo.
Zum Fünfften. Welche mit andern hass und neid
| E1v | haben und wöllen nicht verzeihen und tragen
so eyn rachgirig hertz widder iren nechsten, Der-
gleichen geste begeret der Herr an seiner Taffeln
auch nicht. Dann was haben die mit dem Sacrament
der liebe und mit dem bunde des friedens zuschaf-
fen, die mit andern leuten in zweytracht unnd un-
frid leben wöllen? Oder was machen die an der Taf-
feln, da man anders nicht dann von vergebung der
sünden handelt, singet und saget und sie doch nicht
vergeben wöllen dem, der sie bittet, so sie es doch
umb Gottes willen und diesem heyligen Abentmal
zun ehren schuldig sein, ob sie schon nymmer da-
rumb gebetten würden.
89 Vgl. Hebr 6,6.
90 Ebenso.

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