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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0268
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Waldeck

Altar nidderknihen. Als bald singe der Priester das
Vatterunser Deutsch Unnd die wort des Testaments
Nach den Noten, Wie hiernach verzeychnett:
uVatter unser, der du bist im himel, Geheyliget werd
dein name. Zukomme dein Reich. Dein will gesche-
he als im himel auch auff der Erden. | F1v | Unser
täglich brodt gib uns heut. Und verlaß uns unsere
schulde, als wir verlassen unsern schuldigern. Und
nicht einführ uns in versuchung, Sonder erlöß uns
von dem bösen, Amen105. | F2r |
Verba coenae
Unser herr Jesus Christ, in der nacht, da er ver-
rathen ward, nam er das brodt, danckt und brachs
und gabs seinen Jungern und sprach: Nempt hin
und esset, Das ist mein leib, der für euch gegeben
wirt; Solchs thut, so offt irs thut, zu meinem ge-
dechtnus; | F2v | Desselben gleichen auch den Kilch
Nach dem Abentmal und sprach: Nempt hin und
trincket alle draus. Das ist der Kilch des newen Te-
staments in meinem Blut, Das für euch und für viele

konnen uns auch selbs in keinem wege darauß helffen.
Darumb hatt unser lieber herr Jesus Christus sich uber
uns erbarmet, ist umb unsertwillen mensch wordenn, das
er fur uns daß gesez erfullete unnd bitte, was wir mitt
unsernn sundenn verschuldet hattenn. Unndt daß wir ja
festiglich gleubten unnd uns frölich darauff verlaßenn
möchtten, nam er nach dem abendteßen daß brodt, sagte
danck, brach es unndt sprach: Nemet hin unndt eßett,
daß ist mein leib, der fur euch gegeben wirdt [Mt 26,26;
Lk 22,19; 1Kor 11,24], alß wolt er sagen: Daß ich mensch
bin worden unndt alles, waß ich thu und leide, daß ist
alles ewer eigen, vor euch unnd euch zue guethe gesche-
henn, unnd des zue einem warzeichen geb ich euch mei-
nen leib zue einer speise; Deßgleichen auch den kelch
unnd sprach: Nemet hin undt trincket auß diesem alle.
Dieser kelch ist das newe testamendt in meinem bludt,
daß fur euch unndt viel vergoßenn wirdt zue vergebung
der sunden, alß offt ihr daß thut, so thut es zue meinem
gedechttnuß [Mt 26,27; Mk 14,23-24; Lk 22,20; 1Kor
11,25], alß wolt er sprechen: Dieweill ich mich ewer an-
genommen unnd ewer sunde uff mich geladen habe, will
ich mich selbst fur die sunde opfern, mein blut vergie-
ßen, gnad unnd vergebung der sunden erwerben unndt
alßo ein new testament auffrichtten, darum der sunden
ewig nicht soll gedacht werden. Deß zue einem warzei-
chen geb ich euch mein bludt zue trinckenn. Wer nu also
von diesem brodt ißet unnd auß diesem kelch trincket,

vergossen wirt Zu vergebung der sünde. Solchs thut,
so offt irs trinckt, Zu meinem gedechtnusu106. | F3r |
Nach solchem Gesenge mag der Priester (ob er will)
und es die zeit vleiden magv, die Communicanten er-
innern wie volget:
Lieben Brüder und Schwestern, Ihr habt auß dem
wort unsers Herrn Christi yetzt verstanden, das yhr
(vermittelst diesem Brodt unnd Kilch) seinen wah-
ren Leib und Blut empfahen sollet und darbei ge-
dencken, das derselbe werde Leib und Blut für ewer
sünde in den Todt gegeben ist. Kompt her mit
frölichen und gleubigen hertzen, speiset und erqui-
cket ewere Seel an der Taffeln ewers lieben Herrn,
Gleubt und bekennet, das solchs für euch geschehen
sei, Auff das ir durch solchen glauben unnd die Ge-
meynschafft dieses allerheyligsten, werden107 Leib
und Bluts das ewige leben habt.
wWann nun der Priester den Communicanten den
Leib des Herrn Christi inn den mundt Gibt, Soll er

auch diesen wordten, die er höret, festiglich gleubet, der
bleibt in Christo unnd Christus in im unnd lebet ewig-
lich. Darbey sollen wir nu seines todts gedencken unnd
ihme von herzen dancken, ein jeglicher sein creuz auf
sich nehmen unnd dem herrn nachfolgen unnd vor allenn
dingen einer den andern lieben, gleich alß uns Christus
geliebet hatt. Denn es ist ein brodt unnd wir viel ein leib,
die wir eines brodts theilhafftig werden unnd alle auß
einem kelche trincken. Daß verleihe uns Gott allen, daß
wirs wirdiglich entpfahen, Amen.
Nach der vermanung oder wenn umb kurz der zeitt wil-
len die vermanung unterlaßen wirdtt, alßbaldt nach der
predigt liese oder singe der priester das vatterunser unnd
die wordt des testaments nach diesen gewonlichen noten,
wie folgtt.
u-u Diese Passage ist mit Noten abgedruckt.
v-v B: leidet.
w-w B: Inn der austheilung des leibs Christi spreche der kir-
chenndiener außtrucklich unnd vernehmlich diese
wordtt: Nim hin undt iß, daß ist der leib Christi, der fur
dich gegeben ist, der stercke unnd erhalte dich im
glauben zum ewigenn leben. Unndt in darraichung des

105 Mt 6,9-13.
106 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
107 Wertvollen.

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