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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0276
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Waldeck

gesundtheyt befolhen, sein Bette selbs auffzuheben
und heym zutragen160, Das also auch dieser dein die-
ner umb die widerbrachten kreffte deinen Namen in
der Gemeyn deiner gleubigen loben und preisen und
durch weitter erfarung deines Gotlichen willens mit
Busse und Besserung seines lebens unnd mit ver-
mehrung des wahren Christlichen Glaubens auff die
letste stunde besser gerüstet Unnd auch deiner Chri-
stenheyt zu dienste lenger gefristet werde, durch
denselbigen, unsern Herren Jesum Christum,
Amenv.
wBarmhertziger, hymlischer Vatter, Auß unver-
standt unser gebrechlichen vernunfft wissen wir
zum dickermal161 nicht, wie oder was wir bitten sol-
len. Und | H4v | ob wir es schon eben unnd wol wüß-
ten, So wilt du doch, das aller unser gebet endtlich
in deinen willen ingeschlossen sei, auff das die er-
hörung nach deiner vätterlichen güte und nicht
nach unsern fleyschlichen begirden volnzogen wer-

de. Und dieweil du, hymlischer vatter, auß vätter-
licher liebe dich allezeit des allerbesten deiner lieben
kinder halben bedenckest und nymmer steyne für
brodt oder schlangen für fische pflegest zuge-
ben162, Hierumb befelhen wir yetzundt alle unsere
sachen in deine vätterliche trewe. Und wo diesem
deinem Diener der todt nützer dann das leben were,
So geschehe dein heyliger, guter wille. Gib yhme
gnad und krafft, das sein schwaches fleysch durch
den willigen geyst regieret werde unnd diesen kelch
mit unserm lieben herren Jesu Christo frölich auß-
trincken und auff dein krefftigs Wort dem leydigen
Sathan sampt seiner hellischen Pforten und dem
letzten feinde unser seligkeyt, dem tode, under au-
gen frölich trotzen unnd sagen müge: Todt, wo ist
dein stachel, Helle, wo ist dein sieg?163 Das bitten
wir umb desselben Jesu Christi, unsers herrn, willen,
Amenw.

xVom Begrebnus der Verstorbenen

Wann eyn yChristlicher brudery verstorben ist, Soll
die Christliche gemeyn durch das zeychen der Glo-
cken zusammen- | I1r | beruffen werden. Darnach ge-
het der Priester vor des verstorbenen hauß, und soll
der Custer oder Opfferman mit eynem Creutz unnd
nehest ime die Schuler sampt dem Schulmeyster
und Pastor vor der Leich hergehen Unnd, an wel-
chen ortten Schuler sein, eyn Christlich gesenge, Als
mit namen: Si bona suscepimus164, Item: Auß tieffer
not165, Oder: Erbarm dich mein, O Herre
Gott166, auff dem wege singen.
Wann man nun zu der Grabstette kommen ist,
So soll der Pfarrherr die Gemeyn also anreden:
zLieben Brüder und Schwestern, Ihr sollet an dieser

w-w Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 28r-28v.
x B: Das 5. capittel.
y-y B: gliedtmas der kirchenn.
z-z Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 43r-43v.
a Fehlt B.

160 Joh 5,5-9.
161 Wiederholten Male, Grimm, DWb 2, Sp. 1080.

gegenwertigen handlunge zu hertzen nemen, Wie es
also eyn trefflich ding umb den heyligen Christli-
chen glauben sei, da man mit natürlichen augen si-
het, das nach der leer sanct Pauli167 In das erdtrich
geseet unnd begraben wirt eyn verweßlicher, unehr-
licher168, schwacher und natürlicher leib und dan-
noch im hertzen geglaubt und gehoffet wirt, das
alda aufferstehen werde eyn unverweßlicher, herli-
cher, krefftiger und geystlicher leib. Diesen glauben
hat unsa unser herr und Leermeyster Jesus Christus
selbs geleret, da er sagt169: Es kompt die stunde, das
alle, die in den grebern sein werden, die stimme des
Sohns Gottes hören und werden herfürgehen, Die da
guts gethon haben, zur aufferstehung des lebens,

162 Mt 7,9-10; Lk 11,11.
163 1Kor 15,55.
164 Hi 2,10.
165 Luther, Aus tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11.
166 Hegenwald, Erbarm dich mein, o Herre Gott, Wacker-
nagel, Kirchenlied III, S. 48.
167 1Kor 15,42-44.
168 Unansehnlicher, Grimm, DWb 24, Sp. 453, 455.
169 Joh 5,28-29.

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