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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0282
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Waldeck

bDie Leich der ungetaufften kindlin mögen die wei-
ber unnd freunde auff den Kirchhoff begraben unnd
Gottes urteyl heymstellenb.
Diejenigen, so im Ban und Excommunication
verstorben und an irem letzten nit buß gethon, Deß-
gleichen die jungen, so zu irem verstant kommen

und nicht Catechumen sein oder werden wöllen, sol-
len nit mit obgemelten Christlichen Ceremonien
und also on geseng und geleudt durch ire Freundt-
schafft199 auff die gewonliche grabstat zur erden be-
stattet werden.

cVon dem Christlichen Bann oder Excommunication

Dieweil auch der Bann inn der Christlichen Kirchen
hoch von nöten und darumb ingestifftet, das der
Mensch zur Buß gebracht | K4r | werde, So soll auch
derselbige in unsern Kirchen gegen diejenige, so in
offentliche sünd und laster (welche sanct Paulus,
1. Corinth. 6 [9-10] und ad Galatas 5 [19-21] erze-
let) gefallen, sich nicht selbs bessern, sondern in
Sünden ohn schew fortfaren, er sei hoch oder nider
stands, stadt haben und von den Pfarrhern ge-
braucht werden, Doch anders nicht, dann nach dem
befelch des Herrn Christi unnd der heyligen Apo-
steln, Matthaei am 18. [15-17] und 1. Corinth 5.
[1-13] also, Das er erstlich durch seinen Bruder und
volgents den Pfarrherrn zu etlichen malen in beisein
der Casten- oder heyligenmeyster, von solchen of-
b-b B: Dieweil aber auch große ungleichheit mit begrebnis
der ungetaufften kindern oder, so in mutterleib gelebt,
aber todt auff die weldt kommen, gehalttenn, daß etzli-
che pfarhern dieselbigen nichtt mitt den schulern wie die
getaufften kinder zum begrebnis begleittenn, ezliche
auch nichtt an diese örter begrabenn wollen, da andere
christenn begrabenn sein, dadurch den christlichenn elt-
ternn nichtt alleine große betrubnis gemachtt, sondern
offtermahls die mutter alß daß schwechste werckzeug
[1Petr 3,7] in groß ahnfechtung gerathenn, unnd aber der
Christen sehligkeit nichtt also an die heylige tauffe ge-
bunden, wann die christliche mutter an den kindlein
nichts verseumet noch an derselbigenn unzeittigenn
todtt schuldig ist, sie aber durch daß gebet dem almech-
tigen vermöge seiner verheißung befohlenn, da er gesagt:
Ich bin dein Gott unndt deines sahmens nach dir
[Gen 17,7], daß sie darumb verdampt werden solten. Wie
dann ohn zweivel viel kindtlein im alttenn testament vor
dem achten tage gestorbenn, die nichtt beschnitten und
gleichwoll ungezweiffeldt sehlig worden seindt, der ur-
sach, denn auch an der kinder sehligkeit, die also durch
daß gleubige gebett Gott befohlenn, nichtt zue zweiffeln,
so sollen hinfuro die pfarhern unnd kirchenndiener sol-
che kinder nichtt weniger alß die andern mitt christli-
chenn unndt geburlichenn ceremonien nach jedes ordts
gebrauch zur begrebnis begleittenn unndt bey andern
kindernn zur erdenn bestattenn. Unndt sollenn die mi-
nistri kurzlich die leutthe berichttenn, das gleichwie

fentlichen lastern abzustehn, freuntlich ersucht wer-
den.
Wo aber der Sünder alsdann nicht ablassen unnd
sich noch nicht bessern wolt, Soll der Pfarrherr den-
selbigen vor der Gemeyne auff eynen Sontag als ey-
nen verstockten Sünder und Heyden außschliessen
und in Bann thun. Auch zu den Sacramenten der
heyligen Tauff und Abentmals unsers Herrn Christi
nicht zugelassen, biß er sich bessert und solich of-
fentlich ergernuss abschaffet. Doch soll keyn Pfar-
herr dfür sichd alleyn yemandt zu bannen vorneh-
men, sondern dasselbige mit rath des Synodi odder
Superintendenten thune.
Wie nun der Sünder mit rath des Synodi odder

Gott der allmechtige durch denn heyligenn geist unnd
neben der eusserlichen sichtbarlichen tauffe durch wordt
unndt wasser, vonn Christo befohlenn, in den kindernn
denn glauben wircket, also könne er auch ohne zweivell
vermoege seiner gottlichenn allmacht, dieweile die kindt-
lein zur tauffe nach Christi ordnung unndt bevehl nichtt
gebrachtt werdenn konnen, in den kindtlein auß gna-
denn durch die krafft des heiligen geistes denn glaubenn
wohl wircken unndt sie zue christenn machenn, auch fer-
ner darnebenn anzeigenn, das gleichwie die kindtlein den
todt alß der sundenn soltt leiden, also genießenn sie auch
des todtes Christi vermittelst des glaubens zum ewigen
lebenn. Item, die ministri sollenn auch die eltternn ver-
mahnenn, das sie mit ihrem andechtigenn gebett Gott
dem allmechtigen ihre kinderlein in mutterleib bevehlen
unnd in unns ein sehlige geburdt unnd frölichen anblick
anruffenn, desgleichen auch selbst die kinder durch un-
vorsichtigkeit oder dergleichen nichtt verwarloßenn.
c B: Das 6. capitel.
d-d B: durch sich selbst.
e B: thun. Da sich auch solcher fall under eines superin-
tendenten pfarkinder zuetruge, soll derselbe solches ahnn
die andernn superintendenten gelangen laßenn unndt
mit rath deroselbigenn die excommunication vorneh-
men.

199 Verwandtschaft.

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