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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0283
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15. Kirchenordnung 1556

Superintendenten vor der Gemeyne Excommuni-
cirt, Also soll er auch, wann er rechtschaffene Buß
und |K4v| Poenitentz (daran der Superintendens
und Pfarherr gnügen haben) thun und wider in die
Christliche Gemeyn sich anzunemen bitten würde,
offentlich vor der Gemeyne für eyn Glidmaß erken-
net unnd proclamirt werden wie volgt.
Forma excommunicandi
Geliebten im Herrn (sage der Pfarrherr zu der Ge-
meyne). Ich hab von dem wirdigen und Erbarn Syn-
odo (oder) meinen herrn Superintendenten eynen
bevelch uberkommen, das ich allhir auff heutigen
Sontag N. N., In diser Gemeyn wonhafftig, in den
offentlichen Ban abkündigen unnd von der Christ-
lichen Kirchen außschliessen und als eyn untüchti-
ges, ungehorsames glid200 absondern soll, in ansehen,
das er zu mehrmalen unnd uberflüssig201 vermöge
Christlicher ordnung von seiner Gotslesterung und
offentlichem laster, darin er ytzund erfunden, ab-
zulassen zum trewlichsten vermanet, Welches doch
gedachter N. N. alles in den windt geschlagen, ver-
achtet und der besserung sich geweygert.
Derhalben ich, ewer Pastor und Seelsorger,
sampt euch, der Gemeyne Gottes, in dem namen
unsers hern | L1r | Jesu Christi fin einem geist ver-
samblet, ubergebenn in crafft unsers herrn Jesu
Christif N. N. dem Sathan odder Teuffel, zu verder-
ben des fleysches, auff das sein Geyst selig werde am
tage des Herrn, wann er sich widerumb bekeren
wirdt, warhafftige und bestendige buß uben. Schla-
ge ime auch hiermit ab, Das er sich des hochwirdi-

f-f Fehlt A, ergänzt aus B.
g B: vergleiche. Wurde aber die persohn, so von der ge-
meinschafft aller christlaubigen abgesondert ist, nach
der excommunication buße thun unndt gnade begeh-
renn, so soll ein pfarherr mitt rath, vorwissenn unndt
bewilligung unserer eltestenn unndt provisorn nach der
lehre Christi unndt exempeln der aposteln unndt anderer
heyligenn lehrer, auch aller reformirten kirchenn löbli-
chem gebrauch, wiederumb in die christliche gemein auff-
.unndt annehmen, der kirchen reconciliiren unndt der kir-
chenstraff ledig erkennen. Unndt damitt dasselbige
christlich unndt rechttmeßig vonn den einfeltigenn pa-
stornn, die sich in solchenn dingen nichtt schickenn kön-

gen Sacraments des altars biß zur besserung nicht
gebrauche, Bei den Göttlichen ampten (außgenom-
men die Predigt) nicht erscheine Und niemandt zu
Gevattern bei dem hochwirdigen Sacrament der
Tauffe stehe. Verbiete202 auch bei gehorsam Christ-
licher Kirchen und von wegen unser Obrigkeyt, Das
ir euch solchs verbanneten und außgeschlossenen
Menschens enthalten wöllet, Mit im nit essen oder
trincken, Keyne gemeynschafft mit im haben, Zun
hochzeiten und ehrlichen geselschafften nicht laden,
Zu Gevattern nit bitten, Ihn auff der Strassen oder
sunst nit grüssen, darmit er desto ehr seine offent-
liche laster erkenne und bekenne, Hiervon abstehe,
sich bessere, Warhafftige buß wircke, Verzeihung
bitte, Offentliche absolution in der Gemeyne begere
unnd sich mit der verergerten Kirchen versüne und
vergleicheg.
Forma recipiendi
Am Sontag oder heyligentage, Da man das Abent-
mal des Herrn helt, Soll der Pastor nach der Predigt
in gegenwertigkeyt des verbanneten anzeygen, Wie
dieser N. verruckter zeit | L1v | offentlich gesündigt,
andern ergerlich unnd verbannet gewesen sei, Und
soll dem volck eyne erinnerung thun von solchen
sünden, das sie in Gottes forcht leben wöllen und
nicht zweiffeln, Gott straffe solche sünde mit ge-
meynen und sonderlichen plagen. Darnach sol er an-
zeygung thun, wie das sich dieser widderumb beke-
ren wölle und bitte die Kirchen umb verzeihung der
gegebnen ergernis unndh das sie Gott wölle für inen
bitten.

nen, fein bescheidentlich verrichtet unndt vollenzogen
werde, so soll die formula publicae absolutionis, so zue
Wittenbergk durch denn truck außgangen ist unnd in
unsernn kirchenn biß anhero gebrauchtt wurdenn, auff
nachfolgende weise behalten werdenn. [vgl. „Forma der
absolution“ in der 1539 in Wittenberg gedruckten Kir-
chenordnung Herzog Heinrichs von Sachsen, Sehling,
EKO I, S. 269].
h Fehlt B.
200 Vgl. Mt 5,29; 18,8-9; Mk 9,43.47; Kol 3,5.
201 Im Überfluss, Grimm, DWb 23, Sp. 222.
202 Gemeint ist: Gebiete.

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