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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0290
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Waldeck

wFerner spreche er:
Höret auch das Evangelion, wie ir eynander ver-
pflicht und verbunden seit, Matth. 19 [3-12]: Da
thratten zu ihm die Phariseer und versuchten ihn
und sprachen zu im: Ists auch recht, das sich eyn
man scheydet von seinem weibe umb irgenteyne ur-
sach? Er antwortet aber und sprach zu inen: Habt ir
nit gelesen das, der im anfange den menschen ge-
macht hat, der macht, das eyn man und weib sein
solt und sprach: Darumb wirdt eyn mensch vatter
und mutter verlassen und an seinem weibe hangen
und werden die zwey eyn fleysch sein. So seind sie
nun nicht zwey, sondern eyn fleysch. Was nun Gott
zusamenngefüget hat, das sol der mensch nicht
scheyden. Da sprachen sie: Warumb hat dann Mo-

w-w B: Geliebten in Christo unnd außerwelttenn. Beide per-
sohnen, braut und breutgam, haben sich nun endtschlo-
ßenn unnd bejahet, ihren bestetigten ehestand zue voln-
ziehen. Damitt sie nun daß thun mit verstandt des gott-
lichen wordts unnd [als] verlobte persohnen also leben
mogenn, das es Gott gefellig, euch und menniglich bes-
serlichen sein möge, so sollet ihr aus Gottes wordtt horen
vier stucke, so eheleuten zue wißenn vonnöeten sein.
Zum erstenn, woher der standt der heyligenn ehe kom-
me, wer denselben verordnett unnd eingesezett habe,
nemblich Gott selbst, denn also schreibet Moses in sei-
nem erstenn buch am andern capittel [Gen 2,18-24]:
Unndt Gott der herr sprach: Es ist nichtt gut, das der
mensch allein sei. Ich will ihm ein gehulffenn machen,
die sich zu ihm haltte. Da ließ Gott der herr einen tieffen
schlaff fallen auf den menschen, unnd er endschlieff,
unnd nam seiner rieben eine unnd schloß die stedte zue
mitt fleisch. Unnd Gott der herr bauwet ein weib aus der
riebe, die er von dem menschen nahm unnd bracht sie
zue ihm. Da sprach der mensch: das ist doch bein von
meinen beinen unnd fleisch von meinem fleisch; man
wirdt sie mannin heißen darumb, daß sie vom manne
genommen ist. Darumb wirdt ein mann seinen vatter
und mutter verlaßen unnd an seinem weibe hangen, und
sie werden sein ein fleisch.
Da habt ihr gehoret, das der ehestandt ein gottliche ord-
nung sey unnd von Gott herkomme. Nun höret ferner
unnd lernet, zum andern, wie sich eins jegen das ander
nach Gottes willen soll halttenn. So sprichtt S. Paulus
[Eph 5,22-29]: Ihr menner, liebet ewer weiber, gleichwie
Christus geliebet hatt die gemeine unnd hatt sich selbst
vor sie gegeben, auf das er sie heiliget, und hat sie gerei-
niget durch das waßerbadtt im wordt, auf das er sie im
[=sich] selbst zuerichtet, eine gemeine, die herlich sey,
die nicht habe einen fleckenn oder runtzel oder des et-
was, sondern das sie heylig sei unndt unstrefflich. Alßo
sollen auch die menner ihre weiber lieben alß ihre eigene

ses gebotten, eynen scheydebrieff zugeben und sich
von ir zu scheyden? Er sprach zu inen: Moses hat
euch erleubt zuscheyden von ewern weibern von
ewers hertzen hertigkeyt wegen; von anbegin aber
ists nicht also gewesen. Ich sage aber euch, wer sich
von seinem weibe scheydet (es sei dann umb der
hurerei willen) und freiet eyn andere, der bricht die
ehe, und wer die abgescheydete freiet, der bricht
auch die ehe. Da sprachen die junger zu im: Stehet
die sache eynes mannes mit seinem weibe also, so
ists nicht gut, ehelich werden. Er sprach aber zu
inen: | M3r | Daß wort fasset nit yderman, sondern
denen es gegeben ist. Dann es sind etliche ver-
schnitten, die seind auß mutterleibe also geborn,
und seind etliche verschnitten, die von menschen

leibe. Wer sein weib liebet, der liebet sich selbst, den nie-
mandt hatt jemals sein eigen fleisch gehasset, sondern
ernehret es unnd pfleget sein gleichwie auch der herre die
gemeine. Die weiber sein unterthan ihren mennernn alß
dem herrn, dan der man ist des weibes heupt, gleichwie
auch Christus das hauptt ist der gemeine unnd er ist
seines leibes heilandt. Aber wie nun die gemeine Christo
ist unterthan, also auch die weiber ihren mennern in al-
len dingen.
Zum dritten höret auch das creuz, so Gott auff diesen
standt gelegtt hatt. So sprach Gott zum weibe
[Gen 3,16]: Ich wil dir viel schmerzen schaffen, wen du
schwanger wirst; du solt mit schmerzen kinder geberen,
unnd dein will soll deinem manne unterworffen sein,
unnd er soll dein herr sein. Unndt zum manne sprach
Gott [Gen 3,17-18]: Dieweil du gehorchet hast der stim-
me deines weibes unnd geßenn von dem baum, davon ich
dir gebott unnd sprach: Du solt nicht davon eßen; ver-
fluchtt sey der acker umb deinetwillen, mitt kummer
soltu dich darauff ernehrenn dein lebe lang, dorn unnd
disteln sol er dir tragen unndt solt das kraut auff dem
felde eßen biß das du wieder zue erden werdest, davon du
genommen bist.
Zum vierdten, so ist das ewer trost, das ihr wisset unndt
gleubet, wie ewer standt vor Gott angeneme unndt ge-
segnet ist, den also stehet geschrieben [Gen 1,27-28.31]:
Gott schuff den menschen ihm selbst zum bilde, ja, zum
bilde Gottes schuff er ihn. Er schuff sie ein menlein unnd
frewlein, unnd Gott segnet sie unnd sprach zue ihnen:
Seidt fruchtbar unndt mehret euch unnd füllet die er-
denn unnd machet sie euch underthan und herschet uber
die fische im mehr unnd uber vogel unter dem himel
unnd uber alles thier, das auf erdenn kreucht. Unnd Gott
sahe alles ahn, was er gemachtt hatte, unnd sihe da, es
war alles sehr gutt. Darumb sprichtt auch Salomon
[Spr 18,22]: Wer ein ehefraw findet, der findet etwas guts
unndt schepffet segenn vom herrn.

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