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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0313
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15. Kirchenordnung 1556

Alsdann leg der Superintendens Und die andern
Kirchendiener ire hende auff der Ordinanden heup-
ter und spreche das Vatter unser352 mit lauter stim-
me uber sie. aSo er aber will und die zeit erleiden
kan, mag er volgendt Gebet, Darinn alleyn drei bitt
auß dem Vatter Unser ettwas weitleufftiger begrif-
fen, sprechenna: | R3r |
353Barmhertziger Gott, hymlischer vatter, Du hast
durch den mundt deines lieben Sohns, unsers Herren
Jesu Christi, zu uns gesagt: Die Erndte ist groß,
aber wenig sein der arbeyter. Bittet den herren der
Erndte, das er arbeytter inn seine Erndte
schickeb354. Auff solchen deinen Götlichen befelch
bitten wir von hertzen, Du wöllest diese deine be-
ruffene Diener sampt uns unnd allen Kirchendie-
nern deinen heyligen geyst reichlich mitteylen und
geben, uns alle segenen und stercken, das wir mit
grossen scharen deine Evangelisten seien, trewe und
fest bleiben wider den Teuffel, Welt und Fleysch,
Damit dein Name geheyliget, dein reich gemehret,
dein wille vollenbracht werde. Wöllest auch dem
leydigen grewel des Bapsts und Mahomets und an-
dern Secten, so deinen Namen lestern, Dein Reich
zerstören, Deinen willen verdammen unnd ver-
fluchen, endtlich stewren und eyn ende machen.
Solchs unser arms Gebet wöllest gnediglich erhören
und thun, wie wir trawen unnd gleuben, Durch dei-
nen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, der
iVonn
Dieweil auch die Synodi zu erhaltung der reynen
Catholischenj lehr fast355 not-| R4r | wendig, So sol-
len die Superintendenten alle jar eynmal eynen Ge-

a-a B: darnach diß volgende gebett.
b B: sende.
c-c B: und weidet die heerde Jesu Christi, so euch befohlen
ist, unnd sehet wohl zue, nichtt gezwungen, sondern wil-
lich, nichtt umb schendtliches gewins willen, sondernn
von herzengrundtt, nicht als die uber das volck her-
schenn, sondern werdet furbilde der heerde, so werdet
ihr, wen der erzhirte erscheinen wirdtt, die unverwelck-
liche krone der ehren empfahen [1Petr 5,2-4], Benedicat
vobis Dominus, ut faciatis fructum multum, Amen.
d-d Fehlt B.
e B: unnd.

mit dir unnd dem heyligen geyst lebet und regiret
ewiglich, Amen.
So gehet nun hin cim Friedc.
Ferner, Da nun der Superintendens dauß der Rela-
tion des Visitatorisd etliche Laster, Gebrechen
oddere Mangel in den Dienern, Pfarrkindern oder
Kirchen befünde, fWelche der Visitator inn seiner
Visitation | R3v | nicht hette abschaffen unnd richtig
machen konnenf, Dieselbigen sol er zu sich fordern
und von solchem abzustehen untersagen, warinnen
er verbrochen, geirret, zuvil oder zuwenig gethan
hette, gütlich erinnern und underweisen.
Weren aber etliche sog halßstarrig, so von iren
lastern und mängeln nicht abstehen wolten oder
sunsten die sachen wichtig unnd yrrig, das er sie al-
leyn nicht verrichten möcht, Dasselbige sol er an
den Synodum bringen, das hdaselbst vonh an dem
ordt statuirt und geschlossen werde.
Im Fall, auch der Superintendens eynen oder
mehr unterthanen zu sich fordern würde, der etwan
seines wandels halben zustraffen unnd zuvermanen,
unnd aber derselbige ungehorsam aussen bliebe, soll
er dasselbige dem Amptman des orts anzeygen unnd
umb gebürliche hülff anruffen. Wo aber der Ampt-
man nit beihanden oder sonst unbehülfflich, solchs
an uns, die Landtherrn selbs, gelangen lassen.

Synodis
meynen Synodum durch unsere gantze Graveschafft
kauff den Montag nach Michaelis356, Das erste jar zu
Cörbach, Das ander jar zu Wildungen, Das dritte

f-f Fehlt B.
g Fehlt B.
h-h B: davon.
i B: Das 18. capitel.
j B: christlichen.
k-k B: das eine jahr zue Corbach, das ander zue Wildungen

352 Mt 6,9-13.
353 Dieses Gebet stammt aus der mecklenburgischen Kir-
chenordnung von 1552, Sehling, EKO V, S. 193.
354 Mt 9,38; Lk 10,2.
355 Sehr.

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